𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 22

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Hochzeit. Das fröhlichste Fest in dem Leben mancher Menschen. Verständlich. Die Liebenden gehen das ewige Versprechen der Ehe ein.
Die Liebenden.
In meinem Fall ist das nicht so.

„Nein.", unschlüssig blicke ich mir im Spiegel entgegen.
Genervt blickt meine hinter mir stehende Mutter mich an.
„Verena, das ist der fünfte Lidschatten, den du ausprobiert hast, alle haben zum Kleid gepasst, alle hast du abgelehnt."
Ja, weil ich unnötig Zeit schänden will, dass ich nicht vor dem Altar stehen muss.
„Wieso kann ich es mir denn nicht selbst aussuchen?"
„Weil es nun eben so ist." böse blickt meine Mutter mich an.
Toll, jetzt ist sie wütend.
„Ich behalte diesen."
Um ehrlich zu sein, schmerzen meine Augen von dem ständigen abschminken nur so sehr, dass ich keine Lust habe das erneut auf mich zu nehmen.

Ein sofortiges Lächeln gleitet über das Gesicht meiner Mutter.
„Dann kannst du jetzt dein Kleid anziehen. Ich schicke Valentina, um dir zu helfen.", faselt sie und läuft zügig aus dem Raum.

Tief atme ich aus und lasse mich auf den beistehenden Sessel fallen. Ich wurde irgendwie dazu überredet, in ein Hotel zu fahren.
Jetzt sitze ich in irgendeinem Zimmer, um später in der hier enthaltenen Kirche zu heiraten.

Ein kurzes Klopfen unterbricht meine angenehme Ruhe. Langsam geht die Tür auf und Valentina tritt herein.

„Wie geht es dir?"
„Mir ist schlecht.", antworte ich ihr ehrlich.
„Keine Sorge, das vergeht."

Vielleicht will ich ja gar nicht, dass es vergeht. So hätte ich einen Grund, dort unten nicht aufzukreuzen.

Erst jetzt fällt mir das eingepackte Kleid auf, welches Valentina eben mitgebracht hatte. Freudig hält sie es vor sich und lächelt zu mir herab.
„Wenigstens hast du ein wahnsinnig schönes Kleid."

„Ja und es hätte verdient, einer wunderschönen glücklichen Braut zu gehören."

„Das erste haben wir schon, am zweiten arbeiten wir noch.", sagt sie lächelnd, halbherzig lächle ich zurück.

Auffordernd hält sie mir das Kleid entgegen.

„Na komm schon, zieh es endlich an. Ich war bei der Anprobe nicht dabei, also zeig es endlich.", mit einem jetzt wahren Lächeln verdrehe ich meine Augen, schnappe es ihr aus der Hand und gehe ins Badezimmer.

Unzufrieden starre ich meinem Ebenbild entgegen, seufze schließlich und schäle mich aus meinen gemütlichen Klamotten. In das perfekt passende Kleid steige ich mit Genugtuung herein, es liegt perfekt.

„Vale.", schreie ich unnötig laut und grinse ein wenig, der Name passt ihr gar nicht.
„Du sollst mich nicht so nennen.", schimpft sie und kommt wütend herein, sogleich glätten sich ihre Gesichtszüge wieder.

„Oh Gott, Verena, du siehst toll aus. Würde Giorgio es nicht tun, würde ich dich heiraten."
Mitleidig blickt sie in mein unglückliches Gesicht.

„Es wird besser werden, glaub mir."
„Wie kannst du das sagen, du kennst ihn nicht." ein unangenehmes Schweigen zieht sich durch den Raum.

„Kannst du mein Kleid schließen?", frage ich schließlich leise.
Leicht nickt sie, tritt an mich heran und zieht den Reißverschluss nach oben.
„Wie eine Königin.", sagt sie stolz und umarmt mich leicht.
Grinsend blicke ich dem roten Kleid entgegen, wer steht schon auf Standard.

„Die Männer haben schon ihre Waffe abgelegt

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„Die Männer haben schon ihre Waffe abgelegt.", spricht Valentina leise.
Stimmt, die haben ja alle Waffen. Verrücktes Volk.

„Na dann. Auf zu meiner Hochzeit. Make-up sitzt, Kleid tanzt aus der Rolle, Gesundheit ist am Boden, Vorfreude ist nicht vorhanden. Aber hey, wenigstens sind wir dann quasi verwandt, teil einer Familie." frech zwinkere ich sie an und klopf sachte gegen die Eingangstür des Hotelzimmers.

„Das hat aber auch lang genug gedauert.", meckert meine Mutter, während sie die Tür aufreißt.
„Mädchen, warum musstest du nur ein rotes Kleid wählen?"
„Mutter, wieso musst du mich nur ohne mein Zustimmen verheiraten?" enttäuscht blickt sie mich an.

„Wo soll das mit dir nur hinführen?"
Hoffentlich ins Grab. Bald.

„Die Unterlagen sind sowieso schon unterschrieben, ich gehöre jetzt ihm."
Nicht weiter auf meine gesagten Worte eingehend, kommt mein Vater auf mich zu und hält mir seinen Arm entgegen.
Der Weg zum Altar. Der Weg zu meinem Ende.

Nun doch etwas nervös hacke ich mich bei ihm unter und schreite die lange und breite Treppe herab. Das schwere Kleid mit mir ziehend.

Zu Halt kommen wir vor einer großen Tür.
Ebenholz im dunklen Rahmen.

Ein Knarzen ertönt, langsam öffnet sie sich und mein Blick fällt auf die große Menschenmasse, die mir entgegenblickt.
Nicht viele kommen mir bekannt vor, aber ich bin auch viel zu nervös, um mir genauere Gesichtszüge anzuschauen, geschweige denn einzuprägen.

Innerliches Zittern verbreitet sich durch meine Körper, unsicher blicke ich nach vorne.

Mein Vater macht den ersten Schritt. Ich folge.
Leichte Musik schwingt im Hintergrund mit. Keiner spricht. Meine Augen sind starr nach vorne gerichtet, erfassen Giorgio. Ruhig blickt er mich an, keine einzige Regung in seinen Augen.
Ich werde ein Monster heiraten.

3 Schritte noch.
2.
einer.

Raue Hände empfangen die meinen, das leichte ziehen an meinem Arm verschwindet.
Mein Blick wandert herauf.
Werden empfangen von seinen braunen Augen, wie paralysiert starre ich ihn an. Ich werde ihn heiraten.

Es ist noch ruhiger als vorher, keiner bewegt sich, es ist als würde keiner atmet.
Ich sehe nur ihn.
Giorgio Salvatore.

Der Mann, der vor uns spricht, ich höre nicht zu. Meine Worte weiß ich sowieso schon, habe sie auswendig gelernt seit Monaten.

Wie fesselnd hält mich sein Blick gefangen.

„Ich nehme dich an, als meinen Mann. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens, in guten und in bösen Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Bis dass der Tod uns scheidet.", trocken und leise spreche ich die Worte meines Verderbens. Falle immer mehr in den Krater, den diese Heirat verursacht.

Alles um mich herum ist schaumig, seine Worte nehme ich nicht wahr, lediglich die Bewegung seiner Lippen wird mir bewusst.

Keine einzige Regung, kein einziger Ausdruck, keine einzige Emotion, sein Blick bleibt kalt, egal ob er spricht, wen er anschaut, er bleibt kalt.

Als er sich vorbeugt, wird es mir bewusst, der Kuss.
Ich hatte alles verdrängt, was um mich herum passiert.

Sanft treffen seine Lippen auf meine. Zugegeben, wie perfekt harmonieren wir miteinander, doch nicht länger als nötig.
Nach kurzer Zeit löst er sich von mir und zwängt sich ein Lächeln auf. Ich tue es ihm nach.

Ein Jubeln und Klatschen fährt durch die Menge. Nicht wie sich wahre freuende Gäste, lediglich die nötige Aufmerksamkeit die man in einer Situation schenkt, die einen nicht interessiert.

Freunde, Feinde, Familie.
Mein Leben.
Meine Hochzeit.

„Verena Salvatore.", flüstert er rau in mein Ohr.
„Jetzt gehörst du mir."

Everything but you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt