Stunde drei
Wir durften mittlerweile zu Jisung ins Zimmer gehen. Jedoch dürfen immer nur zwei von uns gleichzeitig bei ihm sein. Dies ist wahrscheinlich eine Regelung vom Krankenhaus.
Jedenfalls bin ich grade bei Jisung im Zimmer. Bei mir ist noch Chan, da er mich nicht alleine zu ihm gehen lassen wollte. Er hat Angst ich könnte zusammenbrechen oder so.
Vor uns waren Felix und Hyunjin bei Jisung gewesen. Als sie wieder heraus kamen liefen Felix die Tränen wie ein Wasserfall aus den Augen.
Hyunjin hatte erzählt das sie sich von Jisung verabschieden haben und Felix das alles mehr mitgenommen hat als erwartet.Ich jedoch will mich nicht von Jisung verabschieden. Noch besteht die Hoffnung auf eine neue Lunge.
Denn erst wenn die Ärzte mir sagen das es keine Hoffnung mehr gibt dann, und nur dann, werde ich mich von Jisung verabschieden.Wie angewurzelt stehe ich am bettende und starre auf Jisung, welcher im Bett liegt und mal wieder an mehreren Schläuchen und Geräten angeschlossen ist. Die Ärzte haben ihn in ein künstlich Koma versetzt damit er keine Schmerzen spürt.
Sie meinten das es so für ihn am besten ist und ihm so länger Zeit bleibt.
Jedoch ist das mit der Zeit eine komische Sache. Auf der einen Seite verschaffen sie Jisung mehr Zeit und auf der anderen bleibt Jisung nicht mehr viel Zeit.
Zeit. Wir brauchen Zeit die wir nicht haben.„Minho Setz dich." Chan führt mich zu einem Stuhl welcher neben dem Bett stand und setzte mich darauf ab. Ich beobachte Jisung. Beobachte seine Atmung. Das gleichmäßige heben und senken seiner Brust welche mir anzeigte das er noch atmet und lebt.
Ein EKG zeigt an das sein Herz noch immer schlägt, wenn auch nur schwach.
Es muss für seinen Körper unheimlich anstrengend sein mit so einem Parasiten zu konkurrieren.„Möchtest du mit ihm reden? Soll ich dich alleine lassen?" fragt mich Chan leise. Er hat seine Hand auf meine Schulter gelegt und drückt sie ein paar mal.
„Du kannst ruhig bleiben." gebe ich ihm zurück.
„Aber möchtest du nicht lieber alleine sein wenn du dich von ihm verabschiedest?"
„Ich werde mich nicht verabschieden." gab ich fest zurück.Chan seufzt angestrengt aus und stellt sich so das ich ihn sehen kann. Er hat einen Gesichtsausdruck mit einer Mischung aus Ärger, Mitleid, und Trauer.
„Wieso versuchst du krampfhaft der Wahrheit aus dem Weg zu gehen?" Seine Frage klingt nicht vorwurfsvoll sondern unverständlich. Er versteht meine Denkweise noch immer nicht.
„Das mache ich nicht."
„Natürlich! Du bist felsenfest davon überzeugt das ein Wunder geschieht! Aber nicht jeder hat das Glück auf eine Transplantation! Das musst du endlich einsehen! Die Ärzte geben Jisung noch weniger als zwei Stunden. Willst du wirklich erst am Schluss mit ihm reden. Wenn du es nicht für dich tust dann tu es für Jisung! Tu es für Jisung, für mich und auch für die anderen! Ich halte deine ständig positive Denkweise nicht mehr aus! Jisung wird sterben und du kannst rein gar nichts daran ändern also bitte.... Bitte verabschiede dich endlich von ihm!" Chan fing an zu weinen und fiel auf die Knie.Ich wusste das er seine Worte nicht zu 100% ernst meint. Er ist müde und hat Angst so wie wir alle und das bringt ihn dazu Dinge zu sagen die er nicht so meint und später bereut.
Für Chan sind wir alle sowas wie Kinder und eins davon zu verlieren macht ihn fertig.
Ich bin ihm nicht böse für das was er gesagt hat, denn jeder hat seine schmerzgrenze und Chan hat seine grade überschritten. Ihm sind die Sicherungen durchgebrannt und er weis einfach nicht mehr was er tun soll. Er kann mit dem ganzen Stress nicht mehr umgehen.Deshalb nehme ich ihn fest in meine Arme. Chan klammert sich an mich und fängt nur noch mehr an zu weinen. Es war nur eine Frage der Zeit bis die anderen an ihre Grenzen kommen und alles auf sie herabstürzt.
Ich bin gespannt wann mein Grenze überschritten ist und bei alles zusammenstürzt.Da sich der ältere einfach nicht beruhigen wollte bin ich mit ihm wieder aus dem Zimmer gegangen. Als wir auf dem Flur standen kam sofort Changbin und nahm mir seinen Freund aus den Armen. Chan kuschelt sich nun an Changbin, welcher ihn wahrscheinlich besser beruhigen kann als ich.
Plötzlich wurde auch mir alles zu viel, sodass ich mich von meinen Freunden entferne. Ich lief eine Weile Gedankenverloren durch die Flure und versuche meine Gefühle, Eindrücke und Gedanken zu sortieren.
Das ging so lange bis ich den Weg nach draußen gefunden hatte. An der frischen Luft atmete ich erstmal tief durch.
Ich war anscheinend in einem kleinen Garten gelandet.
Ich lief auf den Rasen und legte mich darauf. Mein Blick wanderte in den Sternenhimmel.Eine Sternschnuppe.
Ich darf mir etwas wünschen.
Ich denke wir wissen alle was ich mir wünsche.
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Minsung// Decision of Memory
FanficMinsung (Minho X Jisung) „Du musst. Denn nur so ist deine Entscheidung am Ende gültig....." . . . „Ich will mir das nicht mehr ansehen!" . . . „Hast du eine Entscheidung getroffen?" . . . „....Ja....." Beginn: 11.05.2021 Ende: 10.12...