K A P I T E L 7

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„Schon müde, Lia?" fragte Harry, als sie das Schlafzimmer der Mädels betraten. Sein Tonfall war warm und besorgt.

Ophelia brummte nur ein müdes „Ja" und schloss die Augen. Die Erschöpfung machte sich bemerkbar, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. „Na komm, dann gehen wir mal ins Zimmer," sagte Hermine mit einem Lächeln, das eine Mischung aus Mitgefühl und Erleichterung ausdrückte. Sie zog Ophelia sanft hinter sich her, gefolgt von Ginny, die ein beruhigendes Lächeln auf den Lippen trug.

Ophelia ließ sich auf das noch freie Bett fallen und stöhnte auf. „Ouch, dumme Idee, mein Rücken..." sagte sie, während sie sich hin und her wälzte, um eine angenehme Position zu finden.

„Wann ist nochmal Sperrstunde?" fragte Ophelia, als sie sich mühsam wieder aufsetzte.

„21 Uhr, also in 15 Minuten," antwortete Hermine, während sie bereits dabei war, sich ihre Schlafsachen herauszusuchen.

„Okay, perfekt, ich gehe nochmal zu Madame Pomfrey, um mir ein paar Tränke gegen die Schmerzen zu holen," entschloss sich Ophelia und stand auf. Sie ging in Richtung Tür, als sie noch einmal von Ginny zurückgerufen wurde.

„Pass aber auf, Lia... lass dich nicht erwischen," ermahnte Ginny mit einem ernsten Unterton.

Ophelia nickte und verließ den Raum. Der Weg vom Gryffindor-Turm zur großen Halle war ihr bekannt, aber als sie dort ankam, wusste sie nicht weiter. Verwirrt und frustriert begann sie leise vor sich hin zu fluchen. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!" rief sie leise, während sie sich die Haare raufte.

Plötzlich hörte sie ein Räuspern hinter sich und zuckte zusammen. Sie drehte sich abrupt um und stieß beinahe mit ihrem Kopf gegen die Brust von jemandem, der in schwarzes Gewand gehüllt war.

„Wohin des Weges, Miss Black?!" fragte der Hauslehrer von Slytherin, Severus Snape, mit seiner eisigen, durchdringenden Stimme.

„Ich ähm... ich wollte mir ein paar Tränke von Madame Pomfrey holen, gegen—gegen die Schmerzen," stotterte Ophelia, ihre Stimme zitterte vor Nervosität.

Snape musterte sie mit einem kalten, durchdringenden Blick. „Ich glaube, mit einer solchen Kleinigkeit sollten wir unsere liebe Poppy nicht belästigen. Außerdem ist der Weg zu meinem Büro deutlich kürzer, und ich habe dort auch alles, was Sie brauchen." Snape neigte seinen Kopf leicht zur Seite, während er sie abwartend ansah.

„Ich glaube, niemand könnte Ihnen dieses Angebot abschlagen, Professor," sagte Ophelia und sah ihn sanft an, obwohl ihr Nacken schmerzte, weil sie nach oben schauen musste.

Der Professor machte eine 180-Grad-Wende und begann in Richtung seiner Büroräume zu gehen. Ophelia folgte ihm schnell. „Professor, würden Sie es Ihnen etwas ausmachen, ein wenig langsamer zu laufen? Mein Körper lässt ein solches Tempo noch nicht ganz zu..." bat sie, während sie versuchte, mit seinem schnellen Schritt mitzuhalten.

„Wir wollen beide heute noch zu Bette kommen, Sie schaffen das schon," antwortete Snape, während sein Umhang hinter ihm her wehte und sich im Gang aufbauschte.

Ophelia verdrehte nur die Augen und folgte ihm hinunter in die Kellergewölbe. Als sie die großen Hallen und steinernen Gänge hinter sich ließen, begrüßte sie ein kalter Wind, der ihr den Atem nahm. Snape öffnete eine schwere Holztür und hielt sie für sie auf. „Nach Ihnen, Miss Black," sagte er, und Ophelia schlüpfte hastig unter seinem Arm hindurch.

Drinnen empfing sie eine angenehme Wärme und der beruhigende Duft von Kräutern und alten Büchern. Die Wände waren in einem zarten Dunkelgrün gestrichen, und die Einrichtung war schlicht, aber geschmackvoll. Ein schwarzes Ledersofa stand in der Mitte des Raumes, daneben ein kleiner Tisch. Rechts an der Wand brannte ein Kamin, dessen Flammen ein sanftes, flackerndes Licht warfen. Ein großer, dunkelbrauner Schreibtisch stand am Ende des Raumes, ausgestattet mit einem passenden Stuhl. Die Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten, waren prall gefüllt mit verschiedenen Bänden. Insgesamt wirkte der Raum sowohl gemütlich als auch stilvoll.

„Schlafzimmer, Bad, Vorratskammer und Arbeitszimmer vielleicht?" dachte sich Ophelia, als sie die Türen entlangblickte. Ihre Neugier wurde geweckt, und sie wanderte zu einem der Bücherregale. Langsam strich sie mit ihren Fingern über die Buchrücken, bis sie bei einem stehen blieb. „Blut und Knochen" stand in goldenen Lettern auf dem Einband. Sie drehte das Buch in ihren Händen und überflog die Seiten. Es war ein Fantasy-Buch – ein Gedanke, der sie schmunzeln ließ. Der düstere Professor, der sich für Fantasy-Literatur begeisterte, war eine überraschende Vorstellung.

Plötzlich ertönte eine laute Stimme hinter ihr. „Was. Machen. Sie. Da?" fragte Snape, dessen tiefe Stimme den Raum durchdrang.

Ophelia ließ das Buch erschrocken fallen und quietschte vor Schreck. „Ich—ähm... Verzeihung, ich wollte nicht Ihre privaten Sachen anfassen. Doch—" Sie begann aufgeregt und verschüchtert zu stammeln.

Snape kniete sich nieder, hob das Buch auf und betrachtete es mit einem Hauch von Amüsement. „Sie scheinen ziemlich schreckhaft zu sein, nicht? Aha, ich habe das Buch nie angefangen zu lesen. Albern, das hier. McGonagall hatte es mir letztes Jahr geschenkt. Seitdem steht es hier." Seine Stimme war weniger scharf als gewohnt, als er dies erklärte.

„Ich ähm—verzeihen Sie diese wahrscheinlich dreiste Frage, Professor, aber könnte ich mir dieses Buch vielleicht ausleihen?" fragte Ophelia, während sie auf eine Antwort hoffte, die nicht von einem tadelnden Blick begleitet wurde.

Snape sah sie für einen Moment lang an, dann reichte er ihr das Buch mit einem schmalen Lächeln. „Wenn Sie es unbedingt wollen, hier. Es staubt eh nur ein." Dann überreichte er ihr einen Beutel, aus dem mehrere kleine Fläschchen quollen. „Einer der Tränke lindert Ihre Schmerzen, dieser hier ist zur schnelleren Heilung der Wunden, muss aber direkt auf die Wunden aufgetragen werden. Dann noch ein Aufpäppeltrank und ein Schlaftrank."

Er zeigte ihr jedes Fläschchen, bevor er sie wieder in den Beutel zurücklegte.

„Vielen Dank, Professor. Ich bin Ihnen echt was schuldig," sagte Ophelia aufrichtig.

„Ich werde darauf zurückkommen," antwortete Snape monoton, während er die Tür für sie öffnete.

Ophelia nickte freundlich und machte sich auf den Weg zurück zum Gryffindor-Turm. Als sie die Treppen hinaufstieg, konnte sie über die Begegnung mit Snape nachdenken und die Gedanken an die bevorstehenden Herausforderungen in sich aufnehmen. Sie wusste, dass ihr Aufenthalt in Hogwarts noch viele Überraschungen bereithalten würde, doch in diesem Moment war sie einfach dankbar für die Unterstützung, die sie erhielt, und für die Chance, sich ihren eigenen Weg zu bahnen.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt