K A P I T E L 18

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Schneller als gedacht war der Abend der Party gekommen. Ophelia stand vor dem Spiegel und betrachtete sich selbstkritisch. Ihr smaragdgrünes Kleid schmiegte sich perfekt an ihre Figur, und die silberne Kette mit einer filigranen Schlange rundete das Bild ab. Mit einem letzten prüfenden Blick glättete sie die Falten des Kleides und trat aus der Tür ihres Zimmers.
Von unten hörte sie bereits Stimmen und Gelächter, die Vorfreude und Nervositat in ihr auslösten. Langsam ging sie die Treppe hinunter, jeden Schritt bedacht setzend.
„Lia, na komm endlich," drängelte Draco vom unteren Ende der Treppe.
„Ich will mich nicht hinpacken, okay? Die Treppe ist ziemlich steil!" zickte das Mädchen den jungen Malfoy an, ihre Stimme zitterte leicht.
Unten angekommen, hakte sie sich bei ihm ein. „Grün steht dir,"' bemerkte er bewundernd.
„Danke, du siehst auch nicht schlecht aus," erwiderte sie mit einem Lächeln.
Er ging einen Schritt vor, um ihr die Tür zu öffnen. „Du musst nicht auf Gentleman tun, wir wissen beide, wie du wirklich bist," neckte sie ihn und ging an ihm vorbei.
Draco schnaufte nur, und Ophelia verschwand schnell in der Menge. Sie war sichtlich erleichtert, als sie keinen bekannten Todesser ausmachte. Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich auf einem der schwarzen Ledersofas nieder und nippte an ihrem Champagnerglas. Sie wollte gar nicht daran denken, wie viel dieser Champagner wohl gekostet hatte.
„Darf ich mich setzen?" Eine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Ophelia blickte in die Augen eines Mannes, der Lucius bis zur letzten Falte glich.
„Oh-ähm, ja, natürlich," stotterte sie. „Verzeihen Sie, ich war in Gedanken." Das Sofa sank etwas ein, als der große Mann sich setzte. „Abraxas Malfoy," sagte er und reichte ihr seine Hand.
Ophelia lächelte unsicher. „Ophelia," stellte sie sich vor.
Abraxas nickte. „Und Ihr Familienname?"
Die Blonde sah den Mann an und zögerte. „Den wollen Sie nicht wissen..."
„Na, wenn Sie meinen, Kindchen. Sag mal, woher kennst du denn meinen Sohn?" fragte er interessiert.
„Oh, ich bin eine gute Freundin von Draco, und ich habe hier auch einmal eine Zeit lang gewohnt. Diese Ferien verbringe ich bei ihnen," erklärte sie dem älteren Mann.

„Eine Schande, dass mein Enkel so eine bezaubernde Frau nie erwähnt hat," bemerkte Abraxas mit einem charmanten Lächeln.
Ophelia errötete leicht. Sie liebte es, wenn man ihr Komplimente machte.
„Ah, Lia, wie ich sehe, hast du meinen Vater schon kennengelernt," unterbrach Lucius die Szene. Ophelia sah zu ihm auf und nickte. Lucius strich ihr einmal über die Haare und wandte sich an seinen Vater. „Vater, wir müssen etwas besprechen. Verzeih uns, Ophelia."
Sie nickte nur und nach einigen Minuten stand sie auf, um Draco zu suchen. Sie tigerte durch den Raum, doch als jemand seine Hand an ihrem Oberschenkel entlangstreifen ließ und dann zu ihrer Taille wanderte, erstarrte sie. Es war, als würde jemand ihr die Luft abschnüren. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie wollte fliehen, doch kein einziger Muskel ihres Korpers bewegte sich.
„Guten Abend, meine Schöne," lallte der Mann, der nach Alkohol und Zigaretten stank. Ophelia sagte nichts, sie ließ es geschehen. Sie konnte sich nicht wehren, es ging einfach nicht. Wie versteinert stand sie da, die Hand des Mannes wanderte auf ihren Po zu. Die Tränen, die ihre Wange hinunterliefen, wurden immer mehr. Sie hasste sich dafür, dass sie unfähig war, sich zu bewegen. Nur ihre Hände zitterten beträchtlich.
„Wenn Sie noch einmal Hand an sie anlegen, werde ich Sie eigenhändig verfluchen," hörte sie plötzlich eine kalte, aber entschlossene Stimme.
Der Mann ließ sofort von ihr ab, doch bewegen konnte sie sich trotzdem noch nicht.
„Kommen Sie, wir sollten auf die Terrasse," sagte die Stimme zärtlich, und endlich konnte die junge Frau die Stimme zuordnen... Snape...
Sie wäre auf dem Boden zusammengesackt, hätte er sie nicht aufgefangen.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen." Er schlang einen Arm um ihre Hüfte, und es machte ihr nichts aus... Bei jedem anderen wäre es wie gerade bei dem Fremden gewesen, doch bei ihm war es anders. Sie spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging, und seinen kalten Atem, der nicht weit von ihrem Gesicht entfernt war...
Draußen angekommen, sackte sie auf einer Bank zusammen. „Dankeschön," wimmerte sie.
„Was ist Ihnen nur widerfahren, dass Sie so reagieren..." fragte er zu sich selbst.
„Tun Sie nicht so, Sie wissen es," antwortete sie mit zittriger Stimme.
Snape ließ sich neben sie nieder und sah sie verwirrt an. „Wie meinen Sie das?
Woher sollte ich es wissen?" Er zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Ihr Todesser-Kollege hat es doch bestimmt mit ganz viel Stolz erzählt!" Ihr
Tonfall wurde lauter, und die Tränen flossen ungehindert.

Er hob leicht ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. „Sie sprechen in Rätseln, Miss."
Ophelia stand schwungvoll von der Bank auf. „Der widerlichste Todesser, der mir je begegnet ist! Er hat sich an mir vergriffen, mich verletzt!"
Er sah zu ihr auf, der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich verstehe nicht-" Doch dann brach er ab. Seine Augen wurden deutlich größer, als er die Bedeutung ihrer Worte begriff. „Sie waren es... Greyback erzählte nur von einem Mädchen....
Er erhob sich schnell und machte einen Schritt auf das Mädchen zu. „Dafür wird dieser Widerling bezahlen! Ich schwöre es Ihnen!" Ophelia spürte seine Anspannung und seinen Hass. Nie hätte sie gedacht, dass er sich so für sie einsetzen würde.
Mittlerweile waren Ophelia erneut die Tränen in die Augen gestiegen. Allein schon der Gedanke an diese Nacht war schuld daran. „Kommen Sie, ich denke, wir haben etwas zu klären," sagte der Schwarzhaarige und führte Ophelia zurück ins Haus.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt