K A P I T E L 25

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„Tut mir leid, aber Ophelia geht heute nirgendwo hin," ertönte eine ruhige, aber feste Stimme, die durch den kalten Abendwind schnitt. Die Stimme gehörte Draco Malfoy, der gerade noch rechtzeitig gekommen war, um die verzweifelte Situation zu entschärfen.

Ophelia versuchte, ihre Augen offen zu halten, um die vage Silhouette eines Jungen zu erkennen, der sich durch das Dunkel bewegte. Der blonde Haarschopf und der grüne Umhang, die im schwachen Licht schimmerten, ließen keinen Zweifel daran, dass es Draco Malfoy war.
„Malfoy Junior, Sie habe ich hier nicht erwartet," fletschte Carrow seine Zähne, während er seinen Zauberstab fest umklammerte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war von purer Wut und Verachtung geprägt.

„Petrificus Totalus!" schrie Draco, und sofort fiel Carrow wie ein Block um, seine Gliedmaßen waren starr wie Holz. Das Mädchen konnte nicht anders, als sich einen kurzen Moment der Erleichterung zu verschaffen, bevor Draco „Obliviate" flüsterte und Carrows Erinnerungen löschte.

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„Und du bist dir sicher, dass es Carrow war, Draco?" flüsterte eine besorgte Stimme, die in der Dunkelheit fast unsichtbar war.
„Ja, Severus, es war Carrow... Mein Vater brachte ihn zurück, nachdem ich mit Ophelia weggegangen war," bestätigte Draco, seine Stimme war fest, aber die Sorge war unüberhörbar.
„Ich hätte mir niemals verziehen, wenn er ihr etwas angetan hätte..." Severus' Stimme war ein leises Murmeln, seine Besorgnis durchdrang jede Silbe.
„Ich mir auch nicht, Severus," fügte Draco hinzu, der Ton seiner Stimme verriet, dass er die Situation noch immer nicht ganz begreifen konnte.

Ein Geräusch riss die beiden Männer aus ihrer Starre. Ophelia, noch benommen und geschwächt, rieb sich die Augen und setzte sich auf.
„Draco... danke," sagte sie leise und ließ ihren Blick bei dem schwarzhaarigen Professor verweilen, den sie lange, viel zu lange fixierte.
„Ich wünsche Ihnen beiden noch eine gute restliche Nacht," sagte Severus, seine Stimme war sanft, und er verließ den Raum durch die große Flügeltür. Doch diese wurde wenige Sekunden später wieder aufgerissen, als Professor Dumbledore hereinbrauste.

„Ophelia! Du bist wach!" rief Dumbledore, und seine Augen funkelten besorgt. „Wir müssen dich hier wegbringen!"
„Professor Dumbledore, ich verstehe das nicht so ganz," sagte Ophelia, ihre Stimme war von Angst und Verwirrung geprägt. Sie sah ängstlich zu Draco, der nur mit den Schultern zuckte.
„Er weiß jetzt, wer du bist, mein Kind. Du kannst nicht länger in Hogwarts bleiben," erklärte McGonagall mit einem mitleidigen Blick. „Es tut mir leid..."
„Aber wo soll ich hin? Ich kann ja schlecht zu den Malfoys gehen!" entgegnete Ophelia, während sie sich aufrichtete und dabei zusammenzuckte, als ihre nackten Füße den kalten Steinboden berührten.

„Zum Orden," stellte Dumbledore monoton fest.
Draco trat auf sie zu und umarmte sie tröstend. „Beim Orden bist du sicher."
„Wir müssen jetzt, Liebes!" forderte McGonagall eindringlich.
„Was ist mit meinen Freunden? Ich muss mich doch verabschieden—"
„Du wirst sie früher oder später wiedersehen," sagte Dumbledore, während er sie an die Hand nahm und sie durch die Hallen von Hogwarts führte. Gemeinsam eilten sie die Treppen hinunter bis zum Innenhof.

Dumbledore nickte den Mitgliedern des Ordens zu, und ein leuchtendes Portschlüssel-Medallion zog sie in eine andere Dimension.

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Es rumste, als sie am Grimmauldplatz ankamen. Die vertrauten, düsteren Gassen sahen noch genauso aus wie beim letzten Mal. „Arthur? Wo sind alle?" fragte Ophelia, als sie bemerkte, wie leer das Haus wirkte.

Arthur Weasley blieb stehen und wandte sich zu ihr um. „Wenn nichts Wichtiges ansteht, ist hier niemand. Auch wir werden nur eine Nacht hier sein, da unser Haus wieder aufgebaut wurde und wir bald zurück können."
Ophelia nickte, die Enttäuschung über die vorübergehende Einsamkeit war in ihrem Gesicht zu lesen. Arthur begleitete sie zur Küche, und sie war erleichtert, Molly zu sehen, die aus einer Tür hinter der Küche kam.

„Oh Lia, es tut mir so leid..." sagte Molly Weasley, während sie Ophelia in die Arme schloss.
„Alles gut, Molly, ich wusste, dass es früher oder später dazu kommen würde," erwiderte Ophelia, ihre Stimme war leise, aber gefasst.

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Spät abends saßen sie immer noch am Küchentisch, und Molly stellte eine heiße Tasse Tee vor Ophelia ab. „Wie geht es eigentlich euren Kindern?" fragte Ophelia, während sie sich bemühte, die gesellige Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

„Fred und George machen sich ziemlich gut in ihrem Geschäft, und die anderen treiben sich mal hier, mal da herum," berichtete Molly, ihre Stimme war voller mütterlicher Fürsorge.
Ophelia sah den Weasleys an, dass sie etwas bedrückte. „Arthur, Molly... ich sehe euch an, dass ihr im Inneren mit etwas kämpft."
Molly senkte ihren Kopf, und eine Träne lief ihre Wange hinunter. „Es tut uns leid, Kleines, das musst du wissen."
„Was meint ihr, Molly? Was verschweigt ihr mir?"
Arthur und Molly sahen sich an, als ob sie in einem stummen Einvernehmen waren. „Hör zu, Kind, wir werden noch heute Abend zurück in unser Haus gehen. Du jedoch wirst hier bleiben müssen," erklärte Arthur mit einem bedrückten Ausdruck. „Es ist zu deinem Besten."

Ophelia nickte verstehend, obwohl eine leise „Oh" von ihren Lippen entwich. „Ihr werdet gleich aufbrechen, oder?"
Molly legte ihre Hand auf die von Ophelia. „Immer wieder wird der Orden sich hier treffen, und ab und zu kommt einer von uns, um nach dir zu sehen. Ein Hauself wird dir regelmäßig Lebensmittel vorbeibringen..."

Eine weitere Träne lief Molly die Wange herunter. „Hey, ich werde das schon schaffen," versicherte Ophelia, obwohl sie sich innerlich unsicher fühlte.

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Und da saß sie nun, alleine am Küchentisch. Arthur und Molly waren schon vor einigen Stunden abgereist, und seitdem war sie allein. Die Dunkelheit schien sich in jede Ecke des Hauses zu kriechen, und der Sturm draußen verstärkte ihr Gefühl der Isolation. Bei jedem Donnerschlag zuckte sie zusammen, die Angst vor dem, was kommen könnte, drückte schwer auf ihrem Herzen.

„Ich werde hier drin doch noch verrückt," murmelte sie zu sich selbst.
Ophelia ging nach oben, die alten Stufen knarrten bei jedem Schritt unter ihrem Gewicht. Sie setzte sich auf Freds altes Bett und weinte leise, so dass niemand sie hören konnte—obwohl niemand da war, um sie zu hören. Es war genauso wie früher: sie war auf sich allein gestellt.

Der Wind pfiff durch die Fenster und Türen, und Ophelia erreichte fast das Fenster, um es zu schließen, als sie Schritte im Flur unten hörte. Panik stieg in ihr auf, ihr Herz pochte gegen ihre Brust wie ein wildgewordenes Tier. Sie begann zu zittern und bewegte sich langsam zum Schrank in der Ecke.

Sie öffnete die Schranktür so leise wie möglich, doch das alte Möbelstück knarrte laut. Die Schritte unten wurden schneller, und Ophelia wusste, dass die Person unten sie gehört hatte. Sie setzte sich in den Schrank und schloss die Tür, während vereinzelte heiße Tränen ihr über die Wange liefen. Ihr ganzer Körper zitterte, als die Schritte näher kamen und die Tür des Zimmers sachte aufgestoßen wurde.

Durch den Spalt in der Schranktür sah sie schwarze Schuhe, schwarze Hose und ein schwarzes Hemd. Ihr Blick wanderte weiter nach oben, bis er das Gesicht des Eindringlings erfasste: schwarze Haare, die ihr bekannt vorkamen. Ihre Hoffnung schwand, als sie versuchte herauszufinden, ob er hier war, um ihr zu helfen oder um noch mehr Unheil zu bringen.

In dieser entscheidenden Moment der Unsicherheit, in der Stille des Schrankes, hielt Ophelia den Atem an und wartete, was als Nächstes kommen würde.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt