K A P I T E L 20

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Severus Snape und Ophelia schritten schnellen Schrittes durch den Flur des Anwesens, als plötzlich jemand von hinten rief: „Lia, warte!"
Die Blonde drehte sich um, ihre Augen weiteten sich überrascht. Fred Weasley stand vor ihr, seine Wangen leicht gerötet, und bevor sie ein Wort sagen konnte, spürte sie seine weichen Lippen auf ihren. Der Kuss war zärtlich, warm und vertraut, aber Ophelia erwiderte ihn nicht. Ihr Herz schlug für jemand anderen, jemanden, den sie nicht loslassen konnte.

Als Fred sich von ihr löste, lächelte er wie ein Honigkuchenpferd, doch Ophelias Augen waren verwirrt. Für sie war ihre Beziehung immer nur freundschaftlich gewesen.
„Fred, ich-"
„Sag es mir, wenn wir uns das nächste Mal sehen," flüsterte er ihr ins Ohr und legte seinen Finger sanft auf ihre Lippen, bevor sie antworten konnte.

Lucius, der die Szene beobachtet hatte, sagte nichts. Er wandte sich ab, als wäre nichts geschehen, und ging weiter. Ophelia fühlte sich seltsam leer und unsicher, während sie ihm folgte.

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Ophelia apparierte mit einem unsicheren Schwanken und landete wenig elegant auf dem Kiesweg vor dem Manor. Sie wäre nach vorne gefallen, hätte Lucius sie nicht am Kragen festgehalten.
„Danke," murmelte sie, während sie sich aufrappelte. Sie gingen die letzten Meter zur großen Holztür, doch bevor Ophelia sie erreichen konnte, schlug Lucius sie zu. Sie schnaubte auf und öffnete die Tür selbst. Lucius hatte sich bereits seinen Mantel entledigt und ging schnellen Schrittes ins Wohnzimmer. Ohne ihren Mantel abzulegen, rannte Ophelia ihm hinterher.

„Lucius! Was ist dein Problem? Was habe ich getan, dass du plötzlich so kalt und genervt von mir bist?" schrie sie, ihre Stimme zitterte vor Emotionen. Narzissa und Snape, die im Raum saßen, blickten überrascht auf.
Lucius drehte sich langsam um, warf seine langen, blonden Haare über die Schulter. „Du küsst einen Gryffindor, und dazu noch einen Weasley! Ophelia, das ist unter unserer Würde!"
Ophelia starrte ihn an, ihre Augen brannten vor Wut und Tränen. „Erstens hat er mich geküsst, und ich habe den Kuss nicht erwidert! Zweitens schlägt mein Herz für einen ganz anderen Mann! Und drittens bin ich auch eine Gryffindor!"

Lucius wich einen Schritt zurück und sah sie ernst an. „Du bist eine Gryffindor und küsst einen Gryffindor! Das ist das Problem!"
Eine Träne lief über Ophelias Wange. Sie konnte doch nichts dafür. „Vielleicht bist du das Problem! Akzeptiere mich doch so, wie ich bin! Bevor ich in Hogwarts war, hast du es doch auch getan... Ich bin immer noch die gleiche."
Lucius schüttelte nur den Kopf, was Ophelia noch wütender machte. „Ja, trink nur weiter deinen überteuerten Alkohol und kümmere dich nicht um die anderen! Vielleicht sollte ich mich doch dem Dunklen Lord ausliefern, er kann mir bestimmt den Schmerz nehmen!"

Sie kehrte ihm den Rücken zu, doch bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um. „Ich hasse dich dafür, dass dir alle anderen egal sind!"
Ehe sie sich versah, zog Lucius seinen Zauberstab und ging auf sie zu. „Du wagst es nicht, den Zauberstab gegen sie zu erheben, Lucius!" Vor Ophelia baute sich Severus Snape auf, seine schwarze Silhouette schützend vor ihr.
„Bring deinen Mann wieder zur Vernunft, Narzissa!" forderte Snape, während er Ophelia aus dem Raum schob.
„Er wird sich beruhigen," hauchte Severus mit seiner tiefen Stimme. „Und ich bitte dich, liefere dich nie dem Dunklen Lord aus." Sanft legte er seine Hand auf ihre Wange und wischte die Tränen mit seinem Daumen weg.
Ophelia nickte, „Glaubst du, ich kann hier noch bleiben?"
„Natürlich. Er weiß, dass du kaum einen anderen Ort hast, wohin du gehen könntest. Außerdem sind wir nicht allein, wir sind zu viert."

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Ophelia wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Die Angst, dass Lucius sie wirklich verstoßen könnte und dass der Dunkle Lord herausfinden würde, wer sie wirklich war, ließ sie nicht los. Sie konnte nicht mehr einschlafen, also schwang sie ihre Beine über die Bettkante und schlüpfte in ihre Hausschuhe.

Das Haus war stockdunkel, wie es um drei Uhr nachts sein sollte. Die Tür von Dracos Zimmer stand leicht offen. Leise schlich sie hinein und ohne zu zögern, legte sie sich neben ihn. „Da kann wohl jemand auch nicht schlafen," murmelte Draco und lachte leise, als Ophelia zusammenzuckte.
„Vielleicht klappt es ja hier besser," sagte sie und legte sich auf Dracos Brust.
Ab dieser Nacht schlief sie immer öfter bei ihm, und ehe sie sich versah, waren ihre Ferien vorbei. Lucius und sie sprachen immer noch nicht miteinander. Voldemort hatte weder sie noch Harry gefunden. Severus war seit dem Streit mit Lucius nicht mehr aufgetaucht.

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Ophelia saß die gesamte Zugfahrt über still in einem Abteil mit Harry, Ron, Hermine, Ginny und Luna. Sie starrte aus dem Fenster, bis Rons Stimme sie aus ihrer Träumerei riss: „Du hast wirklich mit meinem Bruder geknutscht? Warum wusste ich das nicht, Lia?"
Ophelia verdrehte die Augen. „Wir haben nicht rumgeknutscht. Er hat mich geküsst und ich habe es nicht erwidert. Da wird nie etwas laufen, sorry Ronald."
„Wenn du meinst," sagte er mit einem Schulterzucken.

Als Hermine sie darauf hinwies, ihre Umhänge anzuziehen, stiegen alle zusammen aus dem Zug. Die Erstklässler rannten zu Hagrid, während die älteren Schüler in die Kutschen stiegen. Ein Blinzeln später saßen sie schon in der Großen Halle.
Dumbledores Rede war nicht besonders spannend, wie jedes Jahr, meinte Seamus. Die Erstklässler wurden eingeteilt und auch für Gryffindor gab es einige Neuzugänge.
Gerade als alle aufstehen wollten, um in ihre Gemeinschaftsräume zu gehen, erhob Professor McGonagall ihr Glas und schlug mit einem Messer dagegen, ein schriller Ton erklang.

„Ich möchte noch auf den diesjährigen Ball aufmerksam machen, der in wenigen Wochen stattfindet," verkündete sie. Die Mädchen um Ophelia herum begannen aufgeregt zu kichern und sich zu freuen, doch Ophelias Reaktion war eher neutral. Sie hatte kein Date, mit dem sie hingehen könnte.

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Auf dem Weg zum Gryffindorturm lief Ophelia Snape über den Weg. Sie wollte unbedingt mit ihm sprechen. „Ey Leute, ich komme gleich nach, hab noch was zu erledigen!" rief sie ihren Freunden zu und eilte dem Professor hinterher.
„Professor Snape! Sir!" rief sie und hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, er wurde einfach nicht langsamer. Als sie endlich bei ihm ankam, sah er sie genervt an. „Ich habe keine Zeit für Sie, Miss Black. Ich hoffe, Sie kommen morgen pünktlich zu meinem Unterricht!"

Mit einem scharfen Blick drehte er sich um und wehte davon, seine Roben flatterten hinter ihm her. Ophelia blieb erschüttert zurück, verwirrt von seiner plötzlichen Kälte und Abweisung. Ihr Herz fühlte sich schwer an, als sie sich langsam auf den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum machte.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt