K A P I T E L 8

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„Mine, Ginny, ich bin wieder da und ich lebe noch!" rief Ophelia in den Schlafsaal, als sie durch die Tür stürmte.

Die Reaktion war alles andere als erfreulich. Ginny, die bereits im Bett lag, funkelte sie böse an. „Sag mal, hackt's? Es ist 21:35 Uhr und du brüllst den ganzen Gryffindor-Turm zusammen..."

„Sorry Leute," entschuldigte sich Ophelia und verschwand hastig im Bad. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich ihre Zimmergenossinnen bereits schlafen gelegt hatten. Knapp 15 Minuten später, nachdem sie sich leise frisch gemacht hatte, schlüpfte sie aus dem Bad und legte sich so sanft wie möglich in ihr Bett.

Die Nacht verlief ruhelos, unterbrochen von gelegentlichen Störungen durch ihren schmerzenden Rücken. Der Wecker auf ihrem Nachttisch zeigte 7:50 Uhr an, als sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Vorhänge bahnten und ihr direkt ins Gesicht schienen. „Scheiße, scheiße, scheiße!" fluchte sie leise, während sie sich hektisch aus dem Bett warf.

Der Gemeinschaftsraum war bereits leer, die Schüler waren wahrscheinlich schon auf dem Weg zu ihren ersten Unterrichtsstunden. Mit schnellen, nervösen Bewegungen durchsuchte Ophelia ihre Tasche nach dem Nötigsten: Zauberstab, Pergament, Feder. „Los geht's," murmelte sie und stürmte aus dem Raum.

Auf dem Flur sah sie nur vereinzelte Schüler, die ebenfalls spät dran schienen. Sie rannte in den Keller und atmete kurz durch, als sie vor Snape's Klassenraum ankam. Nervös klopfte sie an die Tür. Als sie kein „Herein" hörte, öffnete sie die Tür vorsichtig und trat ein.

„Ah, Miss Black, schön, dass Sie es auch noch geschafft haben. Erster Tag und schon zu spät," meckerte Snape, seine Stimme voller spitzer Ironie.

Ophelia schenkte ihm ein schelmisches Lächeln und setzte sich auf den letzten freien Platz. „Bin ich froh, dass ich neben dir sitze, Neville," flüsterte sie dem Jungen zu, der ihr einen aufmunternden Blick zuwarf.

„Na los, erheben Sie sich, ich werde Sie jetzt zuteilen!" rief Snape und unterbrach Ophelias Gedanken. Sie hatte die ganze Zeit gedankenverloren aus dem Fenster geschaut.

Ein sanftes Stoßen in die Seite ließ sie zusammenzucken. „Man, Lia, was ist nur los mit dir? Komm, wir sollen uns duellieren," sagte Hermine und half ihr, sich von ihrem Platz zu erheben.

„Mit wem machst du das, Mine?" fragte Ophelia leise.

Hermine verdrehte die Augen und erklärte geduldig: „Jeder von uns bekommt einen Partner zugewiesen. Hör einfach mal zu!"

„Mine, warum habt ihr mich heute nicht geweckt?!" fragte Ophelia, etwas wütend.

„Nach deinem gestrigen Rumgeschreie haben wir uns gedacht, wir lassen dich mal schön schlafen," grinste Hermine sie hinterhältig an.

„Und als letztes Miss Black und Mister Malfoy," verkündete Snape, seine Stimme war so scharf wie gewöhnlich. „Suchen Sie sich einen geeigneten Platz und hören Sie auf, so dumm rumzustehen!"

Ophelia war erfreut darüber, mit Draco arbeiten zu dürfen, da sie ihn seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Der blonde Slytherin sah sie an und signalisierte ihr, dass sie in eine Ecke des Raumes gehen sollten. Sie folgte ihm und beide stellten sich in Kampfstellung auf.

Der Beginn des Duells war ruhig und kontrolliert. Doch als Draco plötzlich „Depulso" rief, wurde Ophelia mit einem kraftvollen Schlag Meter weit nach hinten geschleudert. „Wow, das ist ernst," dachte sie sich und rappelte sich schnell wieder auf.

„Flipendo!" brüllte sie zurück. Draco parierte den Angriff geschickt und konterte sofort mit „Levicorpus". Plötzlich fand sich Ophelia kopfüber in der Luft wieder.

„Liberacorpus!" flüsterte sie, während sie ihren Zauberstab auf sich richtete. Sofort landete sie wieder auf den Beinen, ihre Wut über den plötzlichen Angriff war deutlich sichtbar.

„Man Draco! Was soll das? Komm mal runter!" rief sie ärgerlich.

„Sorry, Lia, es ist gerade komisch bei mir zu Hause," entschuldigte sich Draco und schien sichtlich betroffen.

Plötzlich schrie Ophelia laut auf und sackte auf dem Boden zusammen. Ein scharfer Schmerz durchzog ihren Körper, gefolgt von einem unangenehmen fiepen in ihren Ohren und einem dröhnenden Rauschen.

Ein Kreis aus Schülern bildete sich um sie herum. „Alle raus hier!" befahl Snape mit strenger Stimme. „Malfoy, Sie bleiben hier, bis ich den Schulleiter gefunden habe!"

Ophelia lag immer noch auf dem Boden, konnte aber wieder klar denken. Draco beugte sich über sie, nahm ihren Kopf sanft auf seinen Schoß und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Gerade als die Tür aufgerissen wurde, trat der aufgeregte Schulleiter Albus Dumbledore in den Raum, gefolgt von einigen Lehrern.

„Ophelia, was ist vorgefallen?" fragte Dumbledore mit besorgter Miene.

„Ich—ich weiß es nicht," log Ophelia. Sie wusste genau, was geschehen war, wollte es aber nicht offenbaren. „Ich hatte nur einen kleinen Schwindelanfall, ich dachte, ich hätte etwas gesehen. Alles gut, Sie können wieder Ihren Pflichten nachgehen, Professoren."

Mit Dracos Hilfe richtete sich Ophelia auf und stand nach ein paar Sekunden wieder auf eigenen Beinen.

„Ich hoffe wirklich, dass es nur ein ‚Schwindelanfall' war," sagte Dumbledore, während er die Türklinke anfasste. „Ich hoffe für Sie, Sie haben uns nicht angelogen, Ophelia."

Ophelia wusste, dass der Schulleiter genau wusste, dass sie etwas verschwieg. Der Raum war nun leer, nur noch sie und Snape waren übrig.

Die Spannung im Raum war greifbar. Snape wurde zunehmend unruhig, tigerte im Raum auf und ab. Plötzlich drehte er sich auf den Absatz und lief bedrohlich auf Ophelia zu. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie gegen die Wand.

„Ich kann es nicht leiden, angelogen zu werden!" setzte er seine Tirade fort. „Er war in Ihrem Kopf! Hören Sie auf, dies zu leugnen." Sein Gesicht war so nah an ihrem, dass fast nur noch ein Blatt Papier zwischen ihnen gepasst hätte.

„Ich—I—ich war schwach, ich konnte nichts dagegen tun. Er war plötzlich in meinem Kopf!" stammelte Ophelia, während sie versuchte, etwas Abstand zwischen sich und Snape zu bringen. Sie lehnte ihren Kopf an die kalte Steinmauer hinter sich.

„Mit dem Dunklen Lord in Ihrem Kopf ist nicht zu spaßen! Und lügen Sie nie wieder in meiner Gegenwart!" brüllte Snape weiter, seine Stimme hallte in der kalten, dunklen Kammer wider. „Was hätte ich denn machen sollen? Soll jeder wissen, wie schwach ich bin und dass der Dunkle Lord einfach so in meinen Kopf gelangen kann?!" Jetzt starrte sie Snape emotionslos an.

„Er darf nie wieder in Ihren Kopf gelangen. Ich werde Sie in Okklumentik unterrichten." Den letzten Satz sagte Snape leiser, mehr zu sich selbst. Ophelia sah ihn fragend an. „Okklu- was?"

„Okklumentik. Sie müssen lernen, Ihre Gedanken und Gefühle abzuschirmen, sodass niemand sehen kann, was in Ihnen vorgeht," erklärte Snape geduldig.

Ophelia schüttelte den Kopf. „Ich habe schon genug zu tun, und Sie haben mir doch des Öfteren gesagt, dass ich so wenig Zeit wie möglich mit Ihnen verschwenden soll. Also danke, nein, ich lehne ab." Ein schelmisches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie versuchte, das Thema abzuschließen.

Snape sah sie an, sein Gesicht war eine Mischung aus Enttäuschung und Besorgnis. „Seien Sie sich bewusst, Miss Black, dass Ihre Entscheidung Konsequenzen haben wird. Wenn Sie die Okklumentik nicht erlernen, könnte es für Sie gefährlich werden."

Ophelia nickte nur, ohne sich weiter zu der Drohung zu äußern. Sie wusste, dass sie in Zukunft noch viel über die dunklen Mächte lernen musste, doch im Moment war sie einfach nur froh, dem Konflikt entkommen zu sein.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt