K A P I T E L 24

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Ophelia stieß die große Tür des Krankenflügels auf und trat mit unsicheren Schritten ein. „Ich glaube, ich brauche Hilfe," sagte sie, ihre Stimme war ein flüchtiges Echo von Resignation und Frustration.

Madame Pomfrey war sofort auf den Beinen, doch sie war nicht die einzige. Auch Professor McGonagall und Severus Snape standen im Raum, ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus Schock und Besorgnis wider.
„Sieht schlimmer aus, als es ist, tut nur ein bisschen weh," versuchte Ophelia tapfer zu wirken, obwohl der Schmerz in ihrer Hand und die schmerzhaften Pflaster auf ihrem Gesicht ihr Unbehagen signalisierten.
„Oh Gott, ach Kindchen, was machst du denn nur immer?" fragte Professor McGonagall, während sie den Kopf schüttelte, ihre Stimme war durchzogen von einer Mischung aus Besorgnis und Frustration.

„Meine Kraft hat aus Versehen Überhand genommen und dann Wumms!" erklärte Ophelia mit einem schwachen Lächeln, das ihre Besorgnis nicht ganz verbergen konnte.
„Wir kriegen dich so hin, dass du gleich zum Frühstück kannst," sagte Madame Pomfrey aufmunternd, während sie sich an die Arbeit machte.

Severus, der sich seit ihrem letzten Gespräch nicht geäußert hatte, verließ den Raum mit einem wehendem Umhang und roten Augen. Professor McGonagall folgte ihm, warf Ophelia jedoch noch ein kurzes, ermutigendes Lächeln zu.
In zwanzig Minuten war die Heilung fast abgeschlossen. Ophelia verließ den Krankenflügel, mit einem Verband um die Hand und einigen Pflastern im Gesicht, und eilte zur großen Halle.

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Als sie die große Halle betrat, spürte sie die Blicke der Mitschüler auf sich. Jedes einzelne Augenpaar schien sie zu mustern, als ob sie eine kurvenreiche Straße entlangging. „Glotzt nicht alle so! Beschäftigt euch mit euren eigenen Sachen!" fauchte sie die Menge an, ihre Stimme klang gereizt.

Mit einem gezwungenen Lächeln setzte sie sich zwischen Ron und Dean. „Ich glaube, wir fragen nicht erst, was wieder mal passiert ist," sagte Ron, sein Blick wanderte skeptisch zu ihrer Hand.

Ophelia nickte nur, während sie sich ihren Toast bestrich. Hermine und Ginny schüttelten ungläubig den Kopf, doch Ophelia ignorierte ihre besorgten Blicke und versank in den Geschmack ihres Frühstücks.

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Der Unterricht an diesem Tag verlief ohne größere Vorkommnisse. Ophelia arbeitete nicht mit, ihre Gedanken waren in einem Labyrinth aus Sorgen und Zweifeln gefangen. Den schwarzhaarigen Professor ignorierte sie die ganze letzte Stunde, wagte nicht, ihn auch nur anzusehen.

Gerade als sie ihre Sachen packte, ertönte die laute Stimme von Severus Snape vom Lehrerpult. „Miss Black, würden Sie noch kurz bleiben!"
Ophelia verdrehte die Augen und gab ihren Freunden ein Zeichen, dass sie schon vorgehen sollten. Mit einem resignierten Seufzer ging sie zum Lehrerpult, die Tür hinter sich schließend.

„Was ist denn, Professor?" fragte sie genervt, als sie vor ihm stand.
Severus kam langsam auf sie zu, seine Augen waren von Schuld und Bedauern erfüllt. „Es tut mir leid, Kleines. Ich dachte, ich schütze dich, indem ich lüge, doch es hat dich nur noch mehr verletzt."

Ophelia starrte ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung und Schmerz an. Bevor sie sich versah, spürte sie seine Lippen auf ihren. Der Kuss war überraschend und fordernd, ein verzweifelter Versuch, all die unausgesprochenen Worte und Gefühle auszudrücken.
Er hob ihr Gesicht sanft an. „Hör auf zu schmollen, das hältst du eh nicht lange durch."
„Du machst es einem zwar nicht einfach, aber es geht so nicht," stellte Ophelia mit zittriger Stimme fest, ihr Herz schmerzte bei den Worten, die sie aussprach.

Severus zog sich zurück, seine Augen groß und verletzlich. „Wir können das hier nicht einfach so beenden, Lia."
„Doch, können wir..." Ihr Herz zog sich zusammen, doch sie wusste, es war das Beste. Für alle.
Der schwarzhaarige Professor äußerte sich nicht weiter. Stattdessen setzte er sich zurück an seinen Schreibtisch, die Enttäuschung war in seinen Zügen geschrieben.

„Sie sollten gehen, Miss Black," forderte er sie auf, seine Stimme war jetzt geschäftsmäßig.

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„Na endlich!" sagte Harry erleichtert, als Ophelia den Raum verließ. Die Gruppe machte sich auf zur großen Halle, um sich dort mit den anderen zu treffen.
„Sag mal, was wollte die alte Fledermaus von dir?" fragte Ron. Diese Worte, wie er über Severus sprach, machten Ophelia wütend und traurig zugleich. Sie schluckte schwer, bevor sie antwortete. „Ging nur um meine Noten und so." Mit dieser Antwort gaben sich die drei zufrieden.

Nach dem Unterricht versammelte sich die große Gryffindor-Freundesgruppe in der großen Halle. Sie spielten mehrere Runden Zauberschach und stopften sich mit Keksen voll, um den Tag zu beenden.

Doch als es Zeit zum Abendessen wurde, konnte Ophelia kaum etwas essen. Ihr Kopf schmerzte, und ihr Magen krampfte sich alle paar Sekunden schmerzhaft zusammen. Sie beobachtete, wie Severus die Halle verließ, und beschloss kurz darauf ebenfalls zu gehen.

„Ich geh mal ein bisschen nach draußen, ich fühle mich nicht so gut," erklärte sie, als sie aufstand. Hermine sah sie besorgt an. „Soll jemand von uns mitkommen? Falls etwas passiert."
Doch Ophelia wankte ab. „Nein, nein, passt schon, danke."
Sie sah, wie Severus nach rechts abbog, und machte sich selbst auf in den Innenhof. Es schmerzte, dass das zwischen ihr und Severus einfach vorbei war, doch sie wusste, es war das Beste. Für alle.

Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter, während sie sich auf eine Bank setzte. Hogwarts sah in der Abenddämmerung so friedlich aus, fast wie eine andere Welt. Die Gedanken an eine mögliche Flucht, an den dunklen Lord, schienen verlockend—was hatte sie noch zu verlieren? Den Mann, den sie liebte, konnte sie nicht haben. Ihre Familie war fast vollständig verstorben oder zeigte wenig Interesse an ihr.
Sie schwang ihre Beine auf die Bank, winkelte sie an und legte ihren Oberkörper ebenfalls auf die Bank. Der Regen begann sanft zu fallen, die Tropfen vermischten sich mit ihren Tränen. Der Regen war genau das, was sie in diesem Moment brauchte. Die Tropfen und der Wind kühlten sie von innen heraus. Sie fühlte sich leer, als wäre sie tot, nur die Gänsehaut, die sich auf ihrem Körper bildete, verriet, dass sie noch lebte.

„Du verkühlst dich noch," sagte eine Stimme, die ihr unbekannt war. Die Schritte, die immer lauter wurden, ließen sie aufschrecken.
Sie richtete sich auf und sah einen großen Mann vor sich stehen. „Kennen wir uns?" fragte sie unsicher.
„Amycus Carrow," stellte er sich mit einem strengen Blick vor und reichte ihr die Hand.
Die Blonde stand auf und nahm seine Hand entgegen. „Ophe—"
„Oh ja, ich weiß, wer du bist. Das wissen wir jetzt alle," unterbrach er sie, seine kleinen Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Und was wollen Sie?" fragte Ophelia, ein Gefühl der Unbehaglichkeit kroch in ihr hoch. Sie trat einen Schritt zurück, doch Carrow war schneller.
„Dich wollen wir!" fauchte er mit kaltem Atem, als er sich nach vorne bewegte und sie am Arm packte.
„Lassen Sie mich los!" schrie Ophelia verzweifelt und versuchte sich loszureißen, doch es war zwecklos.
„Halt dein Maul," schimpfte er, während er ihr ins Gesicht spuckte. Seine Hand packte sie grob, und er zog sie über den ganzen Hof, Richtung Verbotener Wald.
„Bitte, hören Sie auf! Was wollen Sie?" kreischte Ophelia, doch Carrows Antwort war ein harter Schlag in ihr blasses Gesicht. Eine hellblonde Strähne färbte sich rot vom Blut.

Er schleuderte sie auf den harten Waldboden, wo sie mit dem Kopf auf einem Stein aufschlug. Ein schmerzhafter Stöhnen entfuhr ihr, und sie keuchte, während sie versuchte, sich zu sammeln.

„Halt dein Maul, und du wirst dir nicht weiter wehtun!" fauchte Carrow und sah sich um, als ob er auf jemanden wartete.

Als es hinter ihnen knackte, drehte Carrow sich erwartungsvoll um. „Endlich, guckt sie euch an und dann verschwinden wir!" Seine Stimme war ein kaltes Versprechen des Unheils, das noch kommen sollte.

What's life without a little risk? // Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt