-----Léa-----
Als mein Blick auf die Uhr fällt, stöhne ich auf. 08.03 Uhr. Das heißt, ich habe gerade mal zwei Stunden geschlafen. Wir haben die Nacht so ziemlich durchgemacht und haben erst geschlafen, als die Sonne aufgegangen ist. Aber na gut, das war es wirklich wert, denn so einen tollen Abend hatte ich schon lange nicht mehr.
Normalerweise bin ich keine Frühaufsteherin, deshalb lausche ich nach einem Geräusch, das mich geweckt haben könnte. Doch alles bleibt still. Ich seufze erneut und rapple mich auf. Jetzt werde ich eh nicht mehr einschlafen können. Ich taumele schlaftrunken zur Zimmertür, wobei ich fast über Lilly und Helena stolpere, die auf Matratzen auf dem Boden liegen und noch tief und fest schlafen. Lilly hat eine dicke Haarsträhne im Mund und ist komplett zerknittert im Gesicht, während Helena auf dem Bauch liegt und leise in ihr Kissen röchelt. Ich muss grinsen, mache schnell ein Foto von den beiden und schleiche mich dann ins Badezimmer. Gähnend blicke ich in den Spiegel über dem Waschbecken und stelle fest, dass ich unmöglich aussehe. Meine Haare stehen in alle Richtungen ab, ich habe tiefe Ringe unter den Augen und die Schminke von gestern ist über mein ganzes Gesicht verteilt. Hm, da habe ich wohl vergessen, mich abzuschminken. Also erstmal duschen.
Eine halbe Stunde später, einen Handtuchturban auf dem Kopf und angezogen, betrete ich die Küche. Ich gehe auf die Kaffeemaschine zu. Normalerweise hasse ich Kaffee ja, aber heute brauche ich ihn einfach zum Wachwerden. Während die Maschine vor sich hin brodelt, gehe ich zum Kühlschrank und bücke mich, um einen Joghurt aus dem untersten Fach zu ziehen. Als ich mich wieder aufrichte und die Kühlschranktür schließe, kommt Iliás in die Küche.
,,Morgen'', murmelt er und fährt sich mit der Hand durchs Gesicht.
,,Morgen'', gähne ich zurück. ,,Konntest du auch nicht mehr schlafen?''
Als die Kaffeemaschine durchgelaufen ist, setzen wir uns gegenüber an den Küchentisch. Wir reden nicht, da wir beide noch viel zu müde dazu sind. Als Helena und Lilly dazukommen, fangen die beiden sofort an, über die Party zu quatschen, wobei Lilly Helena immer wieder korrigiert, um ihr Englisch zu verbessern, damit sie möglichst gut vorbereitet ist, wenn sie dann herzieht. Ich weiß nicht, woher meine Freundinnen jetzt schon so viel Energie hernehmen, doch ich höre ihnen einfach zu.
,,Hey, wir könnten doch eigentlich mal versuchen, den Anderen ein bisschen griechisch beizubringen, oder?'', schlägt Heli vor. ,,Ich meine, ich soll Englisch lernen, dann können sie ja auch mal ein bisschen was neues ausprobieren. Wir können ja dazu rausgehen und ein Picknick machen, zum Beispiel auf eurer Insel.''
,,Ja'', ruft Lilly sofort. Sie liebt es, verschiedene Länder und Kulturen kennen zu lernen. Das kommt wahrscheinlich daher, dass sie und ihre Eltern schon fast überall auf der Welt waren, da wurde ihr das quasi schon in die Wiege gelegt. Iliás sieht nicht ganz so begeistert aus, doch nachdem Heli und Lilly zehn Minuten auf ihn eingeredet haben, gibt er sich geschlagen. Ja, meine besten Freundinnen können sehr überzeugend sein. Er wirft mir einen Blick zu der wohl sowas wie ,,Hilfe'' bedeuten soll, doch ich zucke nur mit den Schultern und lache. Da Iliás überstimmt wurde, verzieht er sich nach oben, um ins Bad zu gehen. Liam und Henry sind nach der Party zu Henry nach Hause gefahren, da der näher bei mir wohnt, dehalb schnappe ich mir das Telefon und wähle seine Nummer.
Kurz darauf sind wir alle zusammen unterwegs zur Insel. Helena hat Mums Fahrrad und der Rest jeweils sein eigenes. Auf meinem Fahrradkorb ist der Picknickkorb befestigt. An der Spitze der Gruppe radeln Helena und Iliás nebeneinander her und albern herum. Dahinter fahren, wie könnte es anders sein, Lilly und Liam nebeneinander und halten während des Fahrens Händchen. Es sieht wirklich nicht leicht aus. Den Schluss bilden Henry und ich. Immer wieder hört man Helenas Kreischen oder Iliás' Lachen, doch wir sind vollkommen vertieft in eine Diskussion über Musik. Ich bin ein richtiger Musikfreak und habe in Henry endlich einen guten Gesprächspartner gefunden. Meine Freunde und meine Familie haben nämlich entweder keine Ahnung von Musik oder einfach keine Lust, mit mir darüber zu reden. Nach einer Weile stellen wir fest, dass wir schon am Waldrand angekommen sind. Henry und ich überholen Lilly und Liam und schließen uns der vorderen Reihe an, sobald der Weg breit genug ist. Wir albern herum, bis Heli vor Lachen fast vom Rad fällt. Dann erreichen wir den See.
Iliás und Helena machen den Anfang. Als die Seilbahn wieder da ist, greife ich danach - genau gleichzeitig mit Henry. Unsere Hände stoßen zusammen und ich spüre ein Kribbeln in meiner. Henry lacht leise, dann lässt er mir den Vortritt. Während ich über den See sause, schüttelte ich den Kopf. Was war denn das gerade?

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Look after you
RomanceGeschrieben: 2015 - Anfang 2016 Léa und Sam können sich nicht leiden. Léa hält Sam für einen arroganten Macho und er sie für eine besserwisserische Zicke. Als Sam plötzlich auf Léas Hilfe angewiesen ist, lernen sich die beiden näher kennen und fange...