Kapitel 13

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-----Léa-----

Als Lilly zurück in mein Zimmer kommt, sehe ich sie erwartungsvoll an.

,,Und?''

Sie strahlt mich an. ,,Wir haben uns vertragen!'', verkündet sie glücklich.

,,Das ist cool", sage ich und ,,Ich wusste es ja!" und ich versuche mich für sie zu freuen.

Aber irgendwie gelingt mir das nicht richtig. Normalerweise kann ich meine Gefühle ziemlich gut verbergen, aber Lilly ist die Einzige, die mich immer durchschaut, egal wie abgelenkt sie gerade ist, und so ist es auch diesmal. Sie seufzt und sieht mich hoffnungsvoll an.

,,Willst du Sam nicht auch anrufen? Ihr solltet diese Sache mal richtig klären, du hast doch sonst keine Ruhe."

Doch ich schüttele den Kopf.

,,Da gibt es nichts zu klären. Weißt du, nicht ich war es, die ihn betrogen hat. Er hat mich betrogen. Und außerdem, ist dir das nicht aufgefallen? Er hat mich noch nicht einmal angerufen. Wenn er mich noch wollte, hätte er sich längst gemeldet. Wahrscheinlich war ich ihm doch einfach nichts wert und deshalb ist es ihm vollkommen egal, was ich jetzt fühle. Er hat mir das Herz gebrochen, Lilly."

Meine Stimme klingt brüchig und ich stehe kurz davor, wieder loszuweinen, doch man kann die Enttäuschung deutlich aus meinen Worten heraushören. Ich komme mir vor wie in einem schlechten Teeniefilm. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal so etwas albernes sagen würde wie ,,er hat mir das Herz gebrochen", aber es fühlt sich ganz genauso an. Es ist kaputt, zerbrochen in zwei Hälften. Sam hat mir wirklich viel bedeutet und er hat mich sehr verletzt. Ich denke an den Moment, als ich ihn dieses andere Mädchen küssen sah und meine Unterlippe fängt an zu zittern. Und schon kann ich Lilly nicht mehr richtig erkennen, weil mir ein Tränenschleier die Sicht nimmt.

,,Oh Léa, das tut mir so leid.", murmelt Lilly und nimmt mich einfach nur in den Arm. Und ich weiß nicht, wie sie es bemerkt hat, aber das ist genau das, was ich jetzt brauche. Ich muss Sam einfach aus meinem Kopf verbannen. Das Problem ist nur: in meinem Herzen wird er wohl immer einen Platz besetzen.

+++

,,Sollen wir sie wecken?", höre ich dumpf die Stimme meines Bruders.

,,Oh ja, darf ich es machen? Ich werde-"

Das ist Fil, doch sie wird von meiner Mum unterbrochen.

,,Nein, Fil! Sie und Iliás haben doch heute Geburtstag, lass sie schlafen. Wir gehen später noch mal hoch."

,,Leute!", knurre ich. ,,Ich bin längst wach, falls ihr das nicht bemerkt habt."

Nach meinen Worten herrscht Stille, die jedoch zwei Sekunden später davon unterbrochen wird, das mein ach so leichtes Schwesterchen sich auf mich wirft, mir die Luft aus den Lungen drückt und mir ein fröhliches ,,Happy Birthday, Léaaaa!!!" ins Ohr kreischt.

,,Ja, Fil, ich hab dich auch sehr, sehr lieb.", krächze ich, als ich wieder zu Atem komme. ,,Noch lieber hätte ich dich, wenn du dich neben mich legst und endlich von mir runter gehst."

Fil löst ihre Umklammerung und wälzt sich augenrollend neben mich. Dann sehe ich den Rest meiner Familie an meinem Bett stehen und bin gerührt. Es ist schon halb zwölf und sie müssen wegen mir das Restaurant geschlossen lassen haben. Ich werde sofort fröhlich und schwinge die Beine über den Bettrand.

,,Ich komme sofort runter, ich ziehe mich nur schnell an.", verkünde ich, nachdem ich sämtliche Glückwünsche angenommen und meinem Bruder gratuliert habe.

Meine Eltern und Fil verziehen sich gleich, doch Iliás bleibt im Türrahmen stehen, eine Hand liegt auf der Klinke. Er sieht mich prüfend an.

,,Alles okay bei dir?", fragt er mich mit einem Grinsen, doch sein Blick ist ernst.

Iliás ist der einzige Mensch, der mich genauso gut kennt wie Lilly. Ich habe auch zu meinen Eltern und meiner süßen, impulsiven Schwester eine enge Bindung, doch mit Iliás ist es etwas Besonderes. Nachdem ich mit Sam Schluss gemacht habe, hat er sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte und hat mich gemeinsam mit Lilly aufgerichtet, solange, bis ich den Schmerz nicht mehr so arg spürte.

,,Es geht mir besser.", antworte ich auf seine Frage.

,,Ich bin für dich da, ja?", verspricht er mir.

,,Ich glaube, ich bin über Sam hinweg, aber danke. Das bedeutet mir sehr viel, Iliás." Ich lächele ihn liebevoll an.

Er lächelt zurück und streckt mir die Arme entgegen. ,,Und jetzt genieß unseren Geburtstag, Schwesterherz. Man wird schließlich nur einmal siebzehn."

Look after you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt