-----Sam-----
Heute soll ich zu Léandra kommen, damit sie mir Nachhilfe geben kann. Als ich bei der Adresse ankomme, die sie mir genannt hat, stutze ich. Das ist ja ein Restaurant. Was soll das denn werden? Ist das irgend ein schlechter Scherz? Naja, ich gehe erstmal rein, vielleicht finde ich da was raus.
Ich trete durch die Tür und pralle promt mit jemandem zusammen. Es ist ein hochgewachsener Junge, der ungefähr in meinem Alter sein müsste.
,,Oh, sorry.'', sagt er. Er spricht mit irgendeinem Akzent, den ich nicht sofort einordnen kann. ,,Bist du Sam?''
,, Ähm, ja...'' Ich sehe ihn misstrauisch an.
Woher weiß der Typ meinen Namen?
,,Ich bin Iliás'', sagt er, als würde das alles erklären. ,,Du willst zu Léa, oder?''
Ich nicke.
,,Geh einfach durch die Küche ins Wohnhaus, die Treppe hoch und die erste Tür links ist ihr Zimmer.''
Okay... Ich bedanke mich und folge seinen Anweisungen.
Sobald ich das Wohnhaus betrete, höre ich Musik. Klassik, irgendein Geigensolo. Auf solche Musik steht Léandra? Witzig. Naja, hätte ich mir ja denken können bei so einer Streberin. Im ersten Stock gehe ich zu Léandras Zimmertür und öffne sie. Und was ich sehe, lässt mir den Mund offen stehen.
Léandra steht mitten in einem richtig coolen Zimmer. Die Wände sind grün, nur eine ist komplett bunt besprayt. Ob sie das selber war? Oder hat das vielleicht dieser Typ unten gemacht? Ob das ihr Freund war? Das müsste ich mal herausfinden. Warte...was?!
Ich schüttele den Gedanken verwirrt ab und sehe mich weiter um. Die Möbel sind hellbraun und das Zimmer wirkt sehr fröhlich. Es ist total verwinkelt und eine kleine Treppe mitten im Raum führt zu einer Art zweitem Stockwerk, wo ein Bett steht. An allen Wänden sind große Bücherregale befestigt. Kurz gesagt: Das hier ist das Traumzimmer eines jeden Teenagers, der perfekte Rückzugsort. Das Beeindruckendste ist jedoch das, was Léandra tut.Sie spielt Geige. Dass sie ziemlich gut ist, kann sogar ich sehen - und hören!-, obwohl ich von Musik keine Ahnung habe. Das was ich für eine CD gehalten habe, ist echt. Ihre Finger gleiten über die Saiten und sie lässt sie immer wieder vibrieren. Da sie mit dem Rücken zu mir steht, hat sie mich noch nicht bemerkt. Als sie kurz darauf ihr Stück beendet, klatsche ich begeistert.
,,Das war Wahnsinn!'', sage ich.
Léandra fährt herum.
,,Woah, hast du mich erschreckt!''
,,Das war wirklich toll.'', drücke ich noch einmal meine Bewunderung aus. ,,Wie lange spielst du schon?''
,,Danke.'' Sie überlegt. ,,Seit ich sechs bin, also zehn Jahre.''
Sie wird rot.
,,Ist doch cool.'', finde ich.
,,Ja, ähm...'' Sie scheint sich selbst aus ihren Gedanken zu reißen und sich daran zu erinnern, dass wir uns eigentlich nicht ausstehen können. ,,Wollen wir dann mit Mathe anfangen?''
Ich sehe Léandra dabei zu, wie sie ihre Geige in einen Kasten legt und sie dann so behutsam zudeckt, als wäre sie das Kostbarste, das sie besitzt. Gemeinsam setzen wir uns danach an ihren Schreibtisch, wo jede Menge Hefte und Bücher herumliegen.
Eine Stunde später bin ich vollkommen fertig. Ich glaube, Léandra findet es irgendwie lustig, mich zu quälen. Naja, sie hat ja auch nicht wirklich einen Grund, mich zu mögen. Und ich bezahle sie noch für etwas, was ihr eigentlich total Spaß macht. Deswegen war sie gestern wahrscheinlich so gut drauf. Na toll, und ich darf mich hier auch noch komplett lächerlich machen.
Ich überrede sie, eine kleine Pause einzulegen und beschließe, mal ein bisschen was über sie herauszufinden. Ich bin in dieser Stunde um einiges schlauer geworden, und das nicht nur im Bezug auf Mathe. Ich habe nämlich festgestellt, dass Léandra gar nicht so übel ist. Sie ist kein Streber, dieses Mädchen ist schlicht und einfach intelligent. Und da sie immer eher ruhig ist und Streit vermeidet, kann man sie schon falsch einschätzen und für spießig halten. Was ich definitiv getan habe.
,,Also", fange ich an. ,,Fragestunde. Ich darf dir Fragen stellen und dann du mir."
Sie zuckt die Achseln. ,,Okay, meinetwegen."
Ich weiß schon ziemlich genau, was ich sie fragen möchte: ,,Wer ist dieser Iliás da unten im Restaurant?"
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Look after you
RomanceGeschrieben: 2015 - Anfang 2016 Léa und Sam können sich nicht leiden. Léa hält Sam für einen arroganten Macho und er sie für eine besserwisserische Zicke. Als Sam plötzlich auf Léas Hilfe angewiesen ist, lernen sich die beiden näher kennen und fange...