Look after you

Kapitel 9

-----Léa-----

Sam starrt auf den Boden.

,,Nichts, alles ist okay. '', murmelt er undeutlich.

Ich starre ihn an. Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt, normalerweise habe ich nämlich eine gute Menschenkenntnis. Und mit Sam stimmt hundertprozentig irgendetwas nicht. Vorhin war doch noch alles in Ordnung. Ich überlege kurz. Na gut, dann muss ich eben eine andere Technik versuchen.

,,Naja, dann halt nicht'', sage ich also eingeschnappt. ,,Ich dachte ja nur.''

Damit drehe ich ihm den Rücken zu und will loslaufen, als er mich am Ärmel festhält.

,,Warte, Léa. Ich hab das doch nicht so gemeint.''

Ich bleibe stehen. Na also. Der Trick funktioniert immer. Ich drehe mich um und unsere Blicke treffen sich. In meinem Bauch kribbelt es heftig. Sam hat wunderschöne grüne Augen, sie sind wie ein Spiegelbild meiner eigenen. Ich könnte darin versinken und nie wieder auftauchen... Stopp, stopp, stopp, erst soll er mir sagen, was los ist. Ich sehe ihn abwartend an. ,,Ja?''

,,Ähm, dieser Dylan...'', stottert Sam. ,, Bist du...gut mit ihm befreundet?''

Wie bitte? Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Jetzt kapiere ich es. Sam ist eifersüchtig. Also mag er mich doch!

,,Jaa'' , sage ich gedehnt. ,,Ich bin gut mit ihm befreundet. Genauso wie mit seiner supernetten Fastverlobten Kira.''

,,Oh. Ach so. Okay.'' Sam wird rot. Wie süß.

-----Sam-----

Gott, ist das peinlich. Dabei will ich Léa doch eigentlich nur sagen, wie sehr ich sie mag. Dass ich sie mehr mag als alle Mädchen zuvor. Aber so wird das nichts. Also nehme ich meinen gesamten Mut zusammen und sehe sie fest an.

,,Léa. Ich mag dich.'', sage ich.

Na, toll, das war jetzt wahrscheinlich das längste und romantischste Liebesgeständnis aller Zeiten. Klasse hingekriegt, Samuel, ganz super. Sie guckt mich an und sagt nichts. Oh nein, jetzt habe ich es versaut. Wetten, sie mag mich gar nicht auf diese Art und fragt sich jetzt, wie sie es mir sagen kann, ohne mich zu verletzen? Ich bin doch der größte Trottel der Welt. Gut, jetzt ist sowieso schon alles egal. In einem letzten verzweifelte Versuch küsse ich sie einfach. Ich beuge mich vor und als sich unsere Lippen berühren, vergesse ich alles um uns herum. Den Verkehr, die Fußgänger, die laut redend an uns vorbei schlendern, das Hupen der ungeduldiger Autofahrer. Die Lautstärke scheint plötzlich abgedreht worden zu sein. Es gibt nur noch Léa, mich und diesen perfekten Moment. Ich hoffe, dass er nie vorrübergeht. Ich schwebe wie auf Wolken an diesem heiligen Ort.

Wir werden unsanft aus unserer Vertiefung gerissen, als eine Gruppe ungefähr 13-Jähriger an uns vorbeiläuft und laut johlt und klatscht. Ich trete schnell einen Schritt zurück und als sie um die nächste Ecke biegen, sehe ich wieder Léa an. Sie ist leicht außer Atem und ihre Wangen sind gerötet. Am liebsten würde ich sie jetzt umarmen und nie wieder loslassen. Sie sieht mich ernst an, dann beginnt sie zu lächeln. ,,Das mit den Anmachsprüchen musst du echt noch üben.", sagt sie.

-----Léa-----

Seit Sam mich am Wochenende gefragt hat, ob ich seine Freundin sein will, schwebe ich auf Wolke sieben durchs Leben. Als ich daheim war, habe ich sofort Lilly angerufen und ihr alles haarklein erzählt. Sie war die perfekte Zuhörerin und sagte an den richtigen Stellen ,,Oh mein Gott, wie süß'' und ,,Aww''. Doch man merkte ihr an, dass sie mir auch etwas sagen wollte. Als ich sie danach fragte, platzte sie damit heraus, dass jetzt auch sie und Liam zusammen waren. Das wurde ja auch wirklich mal Zeit. Wir kreischten uns ungefähr zehn Minuten gegenseitig ins Ohr, bis Iliás gegen meine Zimmertür schlug und sich beschwerte, weil er lernen wollte und wir zu laut waren.

Heute werde ich mal wieder unsanft von meinem Wecker aus einem wunderschönen Traum gerissen. Doch selbst das kann meine gute Laune nicht kaputt machen. Summend stehe ich auf, schnappte Fil das Bad weg und mache mich schließlich auf den Weg in die Schule. ,,Heute sehe ich Sam wieder, heute sehe ich Sam wieder" tönt es durchgehend in meinem Kopf. Doch es stört mich nicht. Ich bin absolut glücklich.