-----Sam-----
Als ich wieder zu Bewusstsein komme, liege ich auf dem Boden. Léandra hat sich über mich gebeugt. Sie ist erleichtert als sie sieht, dass ich mich aufsetze. Ich gucke mich um. Au. Mein Kopf dröhnt und schwarze Pünktchen tanzen vor meinen Augen. Einige Meter von uns entfernt knien Iliás und Henry neben Helena, die an die Wand gelehnt sitzt und weint. Da erinnere ich mich wieder, was passiert ist und prompt schießen mir tausende Fragen durch den Kopf. Was wollte dieses Mädchen von Helena? Und seit wann lässt sich die vorlaute, ruppige Helena so einschüchtern? Und vor allem: wurde ich gerade von einem Mädchen ausgeknockt? Ist das peinlich. Ich setze mich stöhnend auf.
,,Komm'', reißt mich Léa aus meinen Gedanken. ,,Ich glaube, ich sollte dir einiges erklären. Und diese Wunde sieht übel aus, ich werde mich darum kümmern.''
Welche Wunde? Ich fasse mir an die Stirn. An meinen Fingern klebt Blut. Hat diese Riesin mir ins Gesicht geschlagen? Irgendwie bin ich gerade ein bisschen durcheinander.
Zusammen gehen wir langsam ins Haus und die Treppe hinauf, wobei Léa mich den ganzen Weg stützt. Im ersten Stock führt sie mich in das Zimmer der Mädchen und befiehlt mir, mich auf das Bett zu legen. Ich tue was sie sagt, denn mir ist verdammt schwindelig und außerdem möchte ich wissen, was sie erzählen will.
,,Also'', fängt sie an und wühlt in ihrem Koffer und zieht ein Notfallset heraus. ,,Du willst sicher wissen, was da gerade los war, deshalb muss ich in der Schule anfangen. Früher war Helena eigentlich total schüchtern.''
Sie lacht, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht.
,,Ja, ich weiß, das kann man sich nur schwer vorstellen. Aber es war wirklich so. Meistens habe ich für sie gesprochen und so. Irgendwann kam aber eine Zeit, in der sie noch stiller war als sonst. Ich habe angefangen, mir Sorgen zu machen, aber Helena hat immer nur gemeint, sie sei in Ordnung.''
Léa tupft meine Stirn mit einem Tuch ab, auf das sie vorher irgendeine Flüssigkeit getropft hat.
,,Vorsicht, das brennt wahrscheinlich. Na ja, eines Tages habe ich nach ihr gesucht, weil sie verschwunden war. Und da habe ich gesehen, wie sie von einigen Mädchen bedroht und herumgeschubst wurde, die mindestens zwei Jahre älter waren als wir. Ich bin nicht dazwischengegangen, aber ich habe ihren Eltern und der Schulleitung davon erzählt. Diese Mädchen sind fast von der Schule geflogen und haben aufgehört. Ab da haben Iliás, seine Freunde und ich Helena trotzdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Das wäre aber gar nicht mehr nötig gewesen. Helena fing mit Kampfsport an und legte sich eine harte Schale zu. Seitdem ist sie so, wie sie eben jetzt ist. Aber die Mädchen von damals sind natürlich sauer auf sie. Und heute Abend hat sich wohl eine von ihnen auf die Party geschmuggelt. Keine Ahnung, was die gemacht hätte, wenn du nicht gekommen wärst. Das war wirklich toll.''
Sie lächelt mich nachdenklich an.
,,Weißt du, seit das passiert ist, braucht Helena sehr lange, bis sie jemandem richtig vertraut. Und sie hat sich glaube ich einfach Sorgen gemacht, dass du mich verletzen könntest. Also das ist meine Theorie.''
Ich sage nichts, ich muss das erstmal verarbeiten. Ich kenne nur Helenas schroffe Fassade, aber wie es aussieht, steckt dahinter sehr viel.
,,Danke, dass du mir das anvertraut hast.'', sage ich schließlich zu Léa.
Sie zieht ein großes Pflaster aus seiner Verpackung. Dann klebt sie es mir auf die Stirn und geht ins Bad. Kurz darauf kommt sie mit einem Wasserglas zurück. Sie gibt es mir.
,,Hier trink das. Das hilft gegen Kopfweh.'' Sie grinst.
,,Wenn meine Vermutung stimmt, wirst du wohl bald die nette Helena kennen lernen.'', lacht sie. ,,Schließlich hast du sie ja gerettet.''

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Look after you
RomanceGeschrieben: 2015 - Anfang 2016 Léa und Sam können sich nicht leiden. Léa hält Sam für einen arroganten Macho und er sie für eine besserwisserische Zicke. Als Sam plötzlich auf Léas Hilfe angewiesen ist, lernen sich die beiden näher kennen und fange...