Look after you

Kapitel 15

-----Léa-----

Inzwischen ist die Party in vollem Gange. Wir sind im Restaurant, weil es dort am meisten Platz gibt. Die Tische sind an die Seite geschoben und die Theke wurde zur Bar umgeformt. Es sind sehr viele Leute da. Iliás hat den Großteil der Gäste eingeladen, deshalb kenne ich viele, die mich umarmen und mir Glück wünschen, nicht oder nur flüchtig, aber das macht nichts, denn die Stimmung ist toll. Henry unterhält sich an der Bar mit Matt, Lilly und Liam haben sich zu zweit irgendwo hin verzogen und Iliás flirtet mal wieder, was das Zeug hält. Er sieht eben wirklich gut aus und nutzt das maßlos aus, doch er würde einem Mädchen nie falsche Versprechungen machen. Ich gehe zur Bar, um mir etwas zu trinken zu holen und mein Blick fällt auf zwei Personen, die etwas am Rand sitzen und sehr vertraut miteinander wirken. Als ich genauer hinsehe, erkenne ich, dass es Sam ist, mit diesem Mädchen. Wer hat die denn eingeladen? Mein Herz zieht sich zusammen und ich habe das Gefühl, mein letztes Essen gleich wieder ausspucken zu müssen, als ich sehe, wie sie ihm die Hand auf den Arm legt und etwas zu ihm sagt. Ich fühle mich wirklich schlecht, doch eigentlich bin ich nicht traurig - ich verspüre nur Enttäuschung und, wie ich erschrocken feststelle, auch ein wenig Hass. Wie konnte ich mich nur auf diesen Typen einlassen. Über drei Jahre lang ist er immer nur fies zu mir gewesen, doch kaum war er mal ein paar Wochen nett, musste sich mein mickriges, kleines Mädchenherz gleich in ihn verlieben. Und das nur, damit er mich, nachdem wir gerade mal drei Tage zusammen waren, betrog und sich danach nicht einmal meldete.

Anscheinend hat Sam mich bemerkt, denn er wendet seinen Kopf in meine Richtung und steht auf. Er kommt in meine Richtung, doch bevor er mich erreicht, sehe ich ihn mit all der Verachtung, die ich aufbringen kann, an, wende mich ab und renne los. Am liebsten würde ich jetzt an den See fahren und mich für die nächsten Tage auf der Insel verkriechen, doch es ist schon spät und draußen ist es stockdunkel. Da möchte ich nicht allein im Wald unterwegs sein. Also laufe ich ins Wohnhaus, die Treppe rauf und in meinem Zimmer werfe ich mich aufs Bett. Ich gebe mir keine Mühe, leise zu sein, denn meine Eltern sind heute Abend weggefahren, damit wir hier ungestört sind und Fil übernachtet bei einer Freundin. Ich vergrabe meinen Kopf im Kissen und schreie meine Wut einfach raus. Ich habe gedacht, dass ich gleich heulen würde, aber meine Tränendrüsen scheinen leer geweint zu sein.

Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, seit ich hier bin, aber irgendwann höre ich ein Klopfen an der Tür.

,,Léa?'', höre ich Iliás sagen.

,,Ja?'', erwidere ich und richte mich auf. Vorsichtig öffnete mein Bruder die Tür.

,,Ist irgendwas nicht in Ordnung? Ich konnte dich nirgends finden. Lilly hat gesagt, wir sollen gleich vors Restaurant kommen, weil sie eine Überraschung für dich hat.''

,,Nein, es ist alles okay.'', schauspielere ich betont fröhlich, obwohl ich weiß, dass Iliás mir diese Lüge nicht abnimmt. ,,Ich hab nur kurz einen Moment für mich gebraucht. Komm, dann gehen wir mal runter, ja? Ich bin schon total gespannt."

Iliás sieht mich zweifelnd an, doch er sagt nichts. Zusammen gehen wir zurück ins Restaurant und bahnen uns einen Weg durch die Tanzenden. Ich habe nicht wirklich Lust, so zu tun als wäre ich fröhlich, aber als wir durch die Tür in die Nacht hinaus treten, schlage ich mir beim Anblick der Person, die dort steht, die Hand vor den Mund.