Kapitel 15 ✔️

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L U N A

Ein leichtes Rascheln weckte mich.
Müde schlug ich die Augen auf und sah zu meiner rechten Draco sitzen.
Er blätterte in... meinen Zeichnungen!
Ich setzte mich und Draco schreckte hoch.
„Guten Morgen.", sagte ich. „Wie kommst du an meine Zeichnungen?"
„Granger hat sie vorbeigebracht.", erwiderte er. „Wie es aussieht, zeichnest du mich gerne."
Ich lächelte verlegen und spielte mit meinen Haaren.
„Äh... ja und danke für die Rose.", lächelte ich.
„Gerne.", lächelte er. „Es tut mir wirklich sehr leid, Luna."
„Schon gut.", erwiderte ich, während Draco aufstand.
„Bis dann, Luna.", zwinkerte er.
„Bis dann, Draco.", lächelte ich.
Er beugte sich blitzschnell zu mir nach vorne und hauchte einen Kuss auf meine Wange.
Grinsend verließ er dann den Krankenflügel.
Ich lächelte verträumt und dann kam schon Madame Pomfrey, um mich zu entlassen.
Die Aussicht, bald mit Dad sprechen zu können, freute mich.
Den Schock, plötzlich Schul-Champion zu sein, hatte Harry inzwischen halbwegs verkraftet.
Der Tag der ersten Aufgabe rückte immer näher und man merkte Harry an, dass er nervös und ängstlich war.
Harry antwortete Dad, er würde zur vorgeschlagenen Zeit am Kamin des Gemeinschaftsraum sein, zusammen mit mir, und wir überlegten mit Mine lange hin und her, wie wir es anstellen könnten, in dieser Nacht etwaige Trödler zu vertreiben.
Wenn alles andere schief gehen sollte, würde wir es mit einem Sack voll Stinkbomben versuchen, doch wir hofften, das würde uns erspart bleiben - Filch würde uns bei lebendigem Leibe häuten.
Unterdessen wurde das Leben in den Mauern des Schlosses noch schwerer für Harry, denn Rita Kimmkorn hatte ihren Bericht über das Trimagische Turnier veröffentlicht, und wie sich herausstellte, war es weniger ein Bericht über das Turnier als eine in grellen Farben gemalte Lebensgeschichte Harry's.
Ein Foto von Harry nahm einen großen Teil der Titelseite ein; der Artikel (fortgesetzt auf den Seiten zwei, sechs und sieben) drehte sich einzig und allein um Harry, die Namen der Champions von Beauxbatons und Durmstrang (alle falsch geschrieben) waren in die letzte Zeile gequetscht worden und Cedric wurde überhaupt nicht erwähnt.
Der Artikel war vor zehn Tagen erschienen.
Rita Kimmkorn zufolge hatte er dies und das und jenes gesagt, doch Harry erklärte, er konnte sich nicht erinnern, solche Worte jemals im Leben gebraucht zu haben, und schon gar nicht in diesem Besenschrank.

„Ich glaube, es sind meine Eltern, die mir Kraft geben, ich weiß, sie würden sehr stolz auf mich sein, wenn sie mich jetzt sehen könnten... ja, nachts weine ich manchmal noch, wenn ich an sie denke, ich schäme mich nicht, das zuzugeben... Ich weiß, dass mir im Turnier nichts zustoßen kann, denn sie wachen über mich..."

Doch Rita Kimmkorn hatte nicht nur seine »Ähms« in lange, Übelkeit erregende Sätze verwandelt: Sie hatte auch andere über ihn ausgefragt:

Harry hat in Hogwarts endlich die Liebe gefunden, doch welche erobert sein Herz?
Sein enger Freund, Colin Creevey, berichtet, dass Harry fast ständig in Begleitung Hermine Granger's und Luna Black's zu sehen ist, zwei umwerfend hübschen Mädchen, die wie Harry zu den besten Schülern des Internats gehört.
Doch für welche schlägt sein Herz?

Kaum war der Artikel erschienen, musste es Harry über sich ergehen lassen, dass seine Mitschüler - vor allem Slytherins - lauthals Sätze darauf vorlasen, wenn er an ihnen vorbeiging, und dazu noch ihre hämischen Kommentare abgaben.
„Willst vielleicht 'n Taschentuch, Harry, falls du in Verwandlung zu heulen anfängst?"
„Seit wann bist du einer der Spitzenschüler des Internats, Potter? Oder soll das eine Schule sein, die du zusammen mit Longbottom gegründet hast?"
„Hallo - Harry!", rief jemand im Korridor.
Nicht schon wieder!
Genervt seufzte ich auf.
„Ja, ist schon gut.", schrie Harry plötzlich und ich zuckte zusammen.
Er wirbelte herum.
Anscheinend hatte er es jetzt satt.
„Ich hab mir gerade die Augen ausgeheult wegen meiner toten Mama und will jetzt gleich noch ein wenig weiterweinen..."
„Nein - ich meinte doch nur - du hast deine Feder verloren."
Es war Cho.
Harry lief rot an, was ich amüsiert beobachtete.
„Oh - danke - tut mir Leid.", nuschelte er und hob die Feder auf.
„Hmmh... und viel Glück am Dienstag.", sagte sie. „Ich drück dir die Daumen, dass es gut geht."
Und Harry stand ziemlich bedröppelt da, bevor ich ihn schmunzelnd am Arm hinter mir herzog.
Auch Mine und ich waren nicht zu kurz gekommen und hatten einiges an Gemeinheiten schlucken müssen, doch noch war es nicht so weit, dass wir völlig unbeteiligte Zuschauer anschrien.
Umwerfend hübsch? Die zwei?", hatte Pansy Parkinson alias Mopsgesicht gekreischt, als sie Mine und mir nach dem Erscheinen von Rita Kimmkorn's Artikel zum ersten Mal begegnet war. „Im Vergleich zu was denn - einem Eichhörnchen?"
„Einfach nicht beachten.", sagte Mine kühl, reckte das Kinn und stapfte an den giggelnden Slytherin-Mädchen vorbei, als wäre sie taub für deren Worte. „Ist doch schnuppe."
Schnaubend hielt ich vor Pansy an.
„Hermine ist umwerfend hübsch, Parkinson, also vergleich sie gefälligst nicht mit einem Eichhörnchen.", zischte ich. „Und vielleicht schenke ich dir einen Hund, vielleicht einen Mops. Du siehst dieser Hundeart nämlich sehr ähnlich, du Mopsgesicht."
Wütend zischte sie ab, gefolgt von ihren Mädchen.
„Danke, Lu.", lächelte Mine und lächelnd nickte ich nur.
Ron hatte kein Wort mehr mit Harry geredet, seit er ihm gesagt hatte, wann sie bei Snape Nachsitzen mussten.
Mine war wütend auf die beiden; sie ging vom einen zum anderen und versuchte sie zu zwingen, wieder miteinander zu reden, doch Harry wollte nicht nachgeben: Er würde erst dann wieder mit Ron reden, wenn Ron zugab, dass Harry seinen Namenszettel nicht in den Feuerkelch geworfen hatte, und sich dafür entschuldigte, dass er ihn einen Lügner genannt hatte.
„Ich hab ja nicht damit angefangen.", sagte Harry eisern. „Das ist sein Problem."
„Du vermisst ihn doch!", sagte Mine ungeduldig. „Und ich weiß, dass er dich vermisst -"
„Ich und ihn vermissen?", sagte Harry. „Ich vermisse ihn überhaupt nicht..."
Ich versuchte zwar auch, die beiden wieder miteinander zu vertragen, doch schlussendlich ist es ihr Streit und diesen müssen beide selber klären.
In letzter Zeit war ich oft mit Harry in der Bibliothek, um mit ihm den Aufrufezauber zu üben.
Auch Viktor Krum war auffällig oft in der Bibliothek und ich fragte mich, was er im Sinn hatte.
Lernte er oder suchte er nach einem guten Buch zum lesen, was ihm vielleicht bei der ersten Aufgabe half?
Mine beklagte sich häufig, wenn Krum da war - nicht etwa, weil er sie je gestört hätte, sondern weil immer wieder Scharen kichernder Mädchen auftauchten und ihn hinter Bücherregalen versteckt beobachteten und Mine fand den ganzen Rummel einfach lästig.
„Er sieht nicht mal gut aus!", zischelte sie und warf Krum's Profil einen finsteren Blick zu. „Sie stehen doch nur auf ihn, weil er berühmt ist! Sie würden ihn doch keines Blickes würdigen, wenn er nicht diesen Wanzki-Stuss beherrschen würde -"
„Wronski-Bluff.", sagte Harry zähneknirschend.
Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und arbeitete schließlich weiter an meinen Hausaufgaben.

Luna Black 4 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt