Kapitel 24 ✔️

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L U N A

„Es gibt nur zwei Möglichkeiten.", sagte Mine und rieb sich die Stirn. „Entweder hat Mr. Crouch Viktor angegriffen oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt überfallen."
„Es war sicher Crouch selbst.", warf Ron ein. „Darum war er verschwunden, als Harry und Dumbledore hinzukamen. Hat sich schnell aus dem Staub gemacht."
„Das glaub ich nicht.", entgegnete Harry kopfschüttelnd. „Mir kam er tatsächlich schwach vor - sah nicht so aus, als hätte er disapparieren können."
„Man kann auf dem Hogwarts-Gelände nicht disapparieren, wie oft soll ich euch das denn noch erklären?", sagte Mine.
„Okay... und wie wär's mit meiner Theorie.", sagte Ron erhitzt. „Krum hat Crouch angegriffen - nein, lass mich ausreden - und sich dann selbst einen Schockzauber verpasst!"
„Und Mr. Crouch hat sich in Luft aufgelöst, ja?", entgegnete Mine kühl.
„Ähm, jaah..."
Der Tag brach an.
Harry, Ron, Mine und ich hatten uns in aller Früher aus unseren Schlafsälen geschlichen und waren in die Eulerei hochgehastet, um Dad eine Nachricht zu schicken.
Nun standen wir oben am Fenster und sahen hinaus auf das nebelverhangene Land.
Wir vier waren blass und hatten geschwollene Augen, weil wir noch bis spät in die Nacht hinein über die Sache mit Mr. Crouch gesprochen hatten.
„Lass uns das Ganze noch mal durchgehen, Harry.", sagte ich. „Was genau hat er gesagt?"
„Ich hab's dir doch schon erzählt, es war viel wirres Zeugs darunter.", erwiderte Harry. „Crouch wollte Dumbledore vor etwas warnen. Jedenfalls hat er von Bertha Jorkins gesprochen und schien sie für tot zu halten. Immer wieder hat er gesagt, es sei seine Schuld gewesen... und seinen Sohn hat er auch erwähnt."
„Ja, das war allerdings wirklich seine Schuld.", sagte Mine gereizt.
„Er war vollkommen durcheinander.", fuhr Harry fort. „Mir kam's immer wieder so vor, als glaube er, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben, und dauernd hat er mit einem eingebildeten Percy geredet und ihm irgendwelche Anweisungen für die Arbeit erteilt."
„Und... was hat er noch mal über Du-weißt-schon-wen gesagt?", fragte Ron argwöhnisch.
„Hab ich doch schon gesagt.", erwiderte Harry matt. „Er sei stärker geworden."
Stille trat ein.
Dann meldete sich Ron zu Wort, doch sein zuversichtlicher Tonfall klang nicht ganz echt: „Aber du sagst doch selbst, dass er völlig durcheinander war, und die halbe Zeit hat er wahrscheinlich nur rumgesponnen..."
„Er klang am klarsten, als er von Voldemort gesprochen hat.", sagte Harry, ohne auf Ron's erschrockenes Zucken zu achten. „Sonst ist es ihm recht schwer gefallen, seine Gedanken auf die Reihe zu bringen, aber bei Voldemort schien er zu wissen, wovon er redete und was er wollte. Er sagte immer wieder, er wolle Dumbledore sehen."
Harry wandte sich vom Fenster ab und spähte hoch ins Dachgebälk.
Die Hälfte der vielen Vogelstangen war leer; dann und wann kam eine Eule mit einer Maus im Schnabel von der nächtlichen Jagd durch einen der Fenster gesegelt.
„Wenn Snape mich nur nicht aufgehalten hätte", sagte Harry erbittert, „dann wären wir vielleicht noch rechtzeitig gekommen. »Der Direktor ist beschäftigt, Potter... was soll dieser Unsinn, Potter?« Warum konnte er nicht einfach verduften?"
„Vielleicht wollte er gar nicht, dass du dorthin zurückgehst!", sagte Ron hastig. „Vielleicht - wart mal kurz - wie schnell, glaubst du, hätte er in den Wald kommen können? Denkst du, er hätte es vor dir und Dumbledore geschafft?"
„Nur dann, wenn er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte.", sagte Harry.
„Das würd ich ihm glatt zutrauen.", brummte Ron.
„Wir gehen zu Professor Moody.", schlug ich vor. „Wir könnten ihn fragen, ob er Mr. Crouch gefunden hat."
„Wenn er die Karte des Rumtreibers mit hatte, war es sicher einfach.", sagte Harry.
„Oder Crouch war schon außerhalb des Geländes", sagte Ron, „weil sie ja nur bis zur Grenze -"
„Schhh!", machte Mine plötzlich.
Jemand stieg die Treppe zur Eulerei hoch.
Ich konnte zwei streitende Stimmen hören, die immer näher kamen.
„- das ist Erpressung, sag ich dir, das kann uns 'ne Menge Ärger einbringen -"
„-wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmählich Zeit, dass wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wäre ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfährt, was er getan hat -"
„Ich sag dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung!"
„Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hübsche Summe dabei rausspringt?"
Die Eulereitür schlug auf.
Fred und George traten über die Schwelle und blieben beim Anblick von Harry, Ron, Mine und mir wie angewurzelt stehen.
„Was macht ihr denn hier?", fragten Ron und Fred gleichzeitig.
„Post verschicken.", antworteten Harry und George wie auf Kommando.
„Wie, so früh?", sagten ich und Fred.
Fred grinste.
„Schön - wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben.", sagte er.
Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand.
Fred hatte die Hand aber so auf dem Namenszug liegen, dass man nichts lesen konnte.
Zufall oder Absicht?
„Lasst euch von uns nicht aufhalten.", sagte er und deutete mit einer übertriebenen Verbeugung zur Tür.
Ron rührte sich nicht vom Fleck.
„Wen wollt ihr erpressen?", fragte er.
Das Grinsen auf Fred's Gesicht erstarb.
George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lächelte er Ron an.
„Nach dich nicht lächerlich, ich hab nur Witze gemacht.", sagte er gelassen.
„Klang aber gar nicht danach.", sagte Ron.
Fred und George wechselten einen Blick.
Dann sagte Fred barsch: „Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hübsch findest, so wie sie ist. Weiß zwar nicht, warum das so sein sollte, aber..."
„Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpresst.", sagte Ron. „George hat Recht, ihr könntet ernsthaft Ärger kriegen."
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Witz gemacht hab.", entgegnete George.
Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nächstbesten Schleiereule.
„Du klingst allmählich wie unser lieber älterer Bruder, muss ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Schulsprecher."
„Was für ein Blödsinn.", sagte Ron entrüstet.
George trug die Schleiereule hinüber zum Fenster und ließ sie davonflattern.
Dann wandte er sich grinsend zu Ron um.
„Na dann hör auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis später."
Die beiden verschwanden.
Harry, Ron, Mine und ich starrten uns verdutzt an.
„Ihr glaubt doch nicht, dass sie etwas von alldem mitbekommen haben?", flüsterte Mine. „Von Crouch und so weiter?"
„Nein.", sagte Harry. „Wenn es etwas so Ernstes wäre, dann würden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore."
Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fühlen.
„Was ist los mit dir?", fragte ich.
„Na ja...", setzte Ron an, „ich bin mir da nicht so sicher. Sie... sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich öfter mit ihnen rumgehangen bin, - als - ihr wisst schon -"
„Als wir nicht miteinander redeten.", beendete Harry den Satz für ihn. „Sicher, aber Erpressung..."
„Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt.", sagte Ron. „Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum ärgern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, ständig reden sie davon, es sei an der Zeit, über die Zukunft nachzudenken, und dass Dad ihnen nicht helfen könne und dass sie Gold brauchten, um überhaupt anfangen zu können."
Jetzt schien sich Mine unbehaglich zu fühlen.
„Schon, aber... sie würden nichts Ungesetzliches tun, oder doch?"
„Oder doch?", wiederholte Ron mit skeptischer Miene. „Keine Ahnung... jedenfalls haben sie keine großen Probleme damit, Regeln zu verletzen."
„Ja, aber hier geht's um das Gesetz.", sagte Mine mit besorgtem Blick. „Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung... bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron... vielleicht solltest du es Percy sagen..."
„Bist du verrückt?", entgegnete Ron. „Percy? Er würde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen!"
Er starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er: „Kommt, lasst uns was frühstücken."
„Glaubt ihr, es ist noch zu früh, um zu Professor Moody zu gehen?", fragte Mine, während wir die Wendeltreppe hinunterstiegen.
„Ja.", erwiderte ich. „Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tür. Warten wir lieber bis zur großen Pause."
Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zäh dahingeflossen.
Ich sah andauernd auf meine Uhr.
Wir vier waren dermaßen müde, dass wir am liebsten die Köpfe auf den Tisch gelegt und geschlafen hätten; selbst Mine machte sich ausnahmsweise keine Notizen, sondern saß da, den Kopf auf die Hände gestützt, und sah Professor Binns mit trüben Augen an.
Als es endlich läutete, hasteten wir hinaus in den Gang und hinüber zum Klassenraum, in dem wir Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten; Moody kam gerade aus der Tür.
Er sah so müde aus, wie wir uns fühlten.
Das Lid seines normalen Auges hing schlaff herab und verlieh seinem Gesicht einen noch schieferen Ausdruck als sonst.
„Professor Moody?", rief Harry, und wir drängelten uns durch die Scharen auf dem Korridor zu ihm hinüber.
„Hallo, Potter.", knurrte Moody.
Sein magisches Auge folgte ein paar vorbeigehenden Erstklässlern, die verängstigt ihre Schritte beschleunigten; es kippte zurück ins Innere seines Kopfes und beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, bevor er wieder ein Wort sagte.
„Kommt hier rein."
Er trat zur Seite, ließ uns in sein leeres Klassenzimmer treten, hinkte uns nach und schloss die Tür.
„Haben Sie ihn gefunden?", fragte Harry ohne Umschweife. „Mr. Crouch?"
„Nein.", sagte Moody.
Er humpelte hinüber zu seinem Tisch, setzte sich, streckte leise grunzend das Holzbein aus und zog seinen Flachmann hervor.
„Haben Sie die Karte benutzt?", fragte Harry.
„Natürlich.", entgegnete Moody und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche. „Hab mir ein Beispiel an dir genommen, Potter. Hab sie aus meinem Büro in den Wald gerufen. Auf der Karte war er jedenfalls nicht."
„Also ist er tatsächlich disappariert?", fragte Ron.
„Du kannst auf dem Gelände nicht disapparieren, Ron!", entgegnete Mine. „Es gibt andere Wege, auf denen er hätte verschwinden können, nicht wahr, Professor Moody?"
Moody's magisches Auge blieb leicht zitternd auf Mine ruhen.
„Du bist auch so eine, die mal über eine Laufbahn als Auror nachdenken sollte.", erklärte er. „Tickst genau richtig dafür, Granger."
Mine lief vor Stolz rosarot an.
„Jedenfalls war er nicht unsichtbar.", sagte Harry. „Die Karte zeigt auch Unsichtbare. Also muss er das Gelände verlassen haben."
„Aber aus eigener Kraft?", sagte ich. „Oder weil ihn jemand gezwungen hat?"
„Ja, jemand hätte - hätte ihn auf einen Besen zerren und mit ihm fortfliegen können, oder?", sagte Ron hastig und sah Moody hoffnungsvoll an, ganz als ob auch er hören wollte, dass er das Zeug zum Auroren habe.
„Auch eine Entführung können wir nicht ausschließen.", brummte Moody.
„Und?", fragte Ron, „vermuten Sie, dass er irgendwo in Hogsmeade ist?"
„Könnte überall sein.", sagte Moody kopfschüttelnd. „Sicher wissen wir nur, dass er nicht hier ist."
Er gähnte so ausgiebig, dass sich seine Narben spannten und sein schräger Mund einige Zahnlücken offenbarte.
Dann sagte er: „Nun, Dumbledore meint zwar, ihr vier spielt gern Detektive, aber für Crouch könnt ihr nichts tun. Das Ministerium wird inzwischen nach ihm suchen, Dumbledore hat sie unterrichtet. Potter, du musst jetzt über die dritte Aufgabe nachdenken."
„Wie bitte?", sagte Harry. „Ach ja..."
„Sollte dir diesmal wirklich liegen.", sagte Moody, sah zu Harry auf und kratzte sein vernarbtes und stoppliges Kinn. „Dumbledore meint jedenfalls, dass du schon einschlägig bewandert bist. Hast im ersten Schuljahr ein paar Hindernisse auf dem Weg zum Stein der Weisen abgeräumt, nicht wahr?"
„Wir haben ihm dabei geholfen.", warf Ron hastig ein. „Ich, Hermine und Luna haben ihm geholfen."
Moody grinste.
„Schön, wenn ihr ihm auch helft, sich auf diese Runde vorzubereiten, dann würd's mich sehr überraschen, wenn er nicht gewinnt.", sagte er. „Und bis dahin... immer wachsam, Potter. Immer wachsam."
Er nahm noch einen kräftigen Zug aus seinem Flachmann und ließ sein magisches Auge zum Fenster hinüberschwenken.
Von seinem Platz aus war die oberste Spiere des Durmstrang-Schiffes zu sehen.
„Ihr drei" - sein normales Auge musterte Ron, Mine und mich - „ihr passt auf Potter auf, klar? Ich behalt zwar im Auge, was hier so vorgeht, aber trotzdem... man kann nie genug Augen offen haben."

Luna Black 4 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt