Kapitel 23 ✔️

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L U N A

Harry, Ron, Mine und ich stiegen nach dem Frühstück am Sonntagmorgen hoch in die Eulerei.
Wie von Dad vorgeschlagen, hatten wir einen Brief an Percy dabei, in dem ich wir ihn fragten, ob er in letzter Zeit Mr. Crouch gesehen habe.
Weil Hedwig schon lange keinen Auftrag mehr bekommen hatte, gaben wir ihr den Brief mit.
Vom Eulereifenster aus beobachteten wir, wie Hedwig davonflog, dann gingen wir hinunter in die Küche, um Dobby die neuen Socken zu schenken.
Die Hauselfen begrüßten uns mit freudigem Hallo, sie verbeugten sich, machten Knickse und wuselten dann gleich wieder davon, um Tee zu kochen.
Dobby war hin und weg von seinem Geschenk.
„Harry Potter ist viel zu gut zu Dobby!", quiekte er und wischte sich große Tränen aus seinen gewaltigen Augen.
„Du hast mir mit diesem Dianthuskraut das Leben gerettet, Dobby, und das meine ich ernst.", sagte Harry.
„Habt ihr vielleicht noch ein Eclair übrig?", sagte Ron zu den strahlenden und sich verbeugenden Hauselfen. 
„Du hast doch eben erst gefrühstückt!", entrüstete sich Mine, doch schon schwebte, getragen von vier Elfen, eine große silberne Platte mit Eclairs auf uns zu.
„Wir brauchen auch noch was zu futtern für Schnuffel.", murmelte Harry.
„Gute Idee.", sagte Ron. „Dann hat Pig wenigstens was zu tun. Habt ihr vielleicht noch was zum Mitnehmen für uns?"
Die Elfen verneigten sich und eilten davon.
„Dobby, wo steckt Winky?", sagte Mine und sah sich in der Küche um.
„Winky ist dort drüben beim Herd, Miss.", sagte Dobby leise und ließ ein wenig die Ohren hängen.
„Meine Güte.", sagte Mine, als sie Winky erkannte.
Auch ich sah hinüber zum Herd.
Winky saß auf demselben Stuhl wie letztes Mal, doch sie war so heruntergekommen und schmutzig, dass sie vor den rauchgeschwärzten Ziegelsteinen nicht auf den ersten Blick zu erkennen war.
Ihre Kleider waren zerlumpt und voll gekleckert.
Sie umklammerte eine Flasche Butterbier und starrte, ein wenig auf ihrem Stuhl schwankend, unverwandt ins Feuer.
Und in diesem Moment packte sie ein offenbar heftiger Schluckauf.
„Winky ist inzwischen bei sechs Flaschen am Tag.", wisperte Dobby.
„Na ja, das Zeug ist nicht besonders stark.", sagte Harry.
Aber Dobby schüttelte den Kopf.
„Für einen Hauselfen ist es stark, Sir."
Winky hickste erneut.
Die Elfen, die die Eclairs gebracht hatten und jetzt wieder an die Arbeit zurückkehrten, versetzten ihr missbilligende Blicke.
„Winky hat Sehnsucht, Harry Potter.", flüsterte Dobby traurig. „Winky will nach Hause. Winky glaubt immer noch, dass Mr. Crouch ihr Meister ist, Sir, und Dobby kann sagen, was er will, sie wird nie Professor Dumbledore als ihren neuen Meister annehmen."
„Hey, Winky.", sagte Harry.
Er ging hinüber und beugte sich zu ihr hinunter.
„Du weißt nicht zufällig, wie es Mr. Crouch geht? Er lässt sich nämlich als Richter beim Trimagischen Turnier nicht blicken."
Winky's Augen flackerten.
Ihre riesigen Pupillen stellten sich auf Harry scharf.
Sie schwankte noch ein wenig, dann lallte sie: „Meister kommt - hicks - nicht mehr?"
„Nein", sagte Harry, „wir haben ihn seit der ersten Runde nicht mehr gesehen. Der Tagesprophet schreibt, er sei krank."
Winky schwankte ein wenig heftiger und sah Harry mit trüben Augen an.
„Meister - hicks - krank?"
Ihre Unterlippe begann zu zittern.
„Aber wird sind nicht sicher, ob das stimmt.", sagte Mine rasch.
„Meister braucht seine - hicks - Winky!", wimmerte die Elfe. „Meister kann nicht - hicks - alles - hicks - allein schaffen..."
„Andere Leute schaffen es sehr wohl, ihre Hausarbeit selbst zu erledigen, Winky.", belehrte sie Mine.
„Winky - hicks - ist nicht die Einzige - hicks - die im Haus von Mr. Crouch arbeitet!", piepste Winky entrüstet, begann nun gefährlich zu schwanken und verschüttete Buttervier über ihre ohnehin schon sehr fleckige Bluse. „Meister - hicks - vertraut Winky - hicks - das Wichtigste - hicks - das Geheimste an -"
„Was denn?", sagte Harry.
Doch Winky schüttelte ganz energisch den Kopf und bespritzte sich erneut mit Butterbier.
„Winky bewahrt - hicks - die Geheimnisse ihres Meisters.", sagte sie trotzig und sah jetzt unter halsbrecherischem Schwanken und mit finster gekreuztem Blick zu Harry hoch. „Du - hicks - du willst spionieren, du."
„So darf Winky nicht zu Harry Potter sprechen!", sagte Dobby erzürnt. „Harry Potter ist edel und tapfer und Harry Potter spioniert nicht!"
„Er will - hicks - das ganz geheime Geheimnis - hicks - meines Meisters - hicks - ausspionieren - hicks - Winky ist eine gute Hauselfe - hicks - Winky ist stumm wie ein Fisch - hicks - wenn jemand kommt und - hicks - stöbert und schnüffelt - hicks -"
Winky's Augenlider klappten plötzlich zu, sie glitt von ihrem Stuhl herunter, blieb vor dem Herd liegen und begann laut zu schnarchen.
Die leere Flasche Butterbier rollte über den steingefliesten Boden davon.
Ein halbes Dutzend Hauselfen kam mit angewiderten Blicken herbeigeeilt.
Einer hob die Flasche auf, die anderen deckten Winky mit einem großen karierten Tischtuch zu und stopften es fest unter ihren Körper, so dass sie nicht mehr zu sehen war.
„Verzeihung bitte, dass Sie so etwas mit ansehen mussten, Sirs und Miss'!", quiekte einer der Elfen und schüttelte mit tief beschämter Miene den Kopf. „Wir hoffen, dass Sie uns nicht nach Winky beurteilen, Sirs und Miss'!"
„Sie ist unglücklich!", sagte Mine aufgebracht. „Warum deckt ihr sie einfach zu und versucht nicht mal, sie aufzumuntern?"
„Ich bitte um Verzeihung, Miss", piepste der Hauself mit einer tiefen Verbeugung, „aber Hauselfen haben kein Recht, unglücklich zu sein, wenn Arbeit zu tun ist und ihre Meister bedient werden müssen."
„Oh, um Himmels willen!", sagte Mine wütend. „Hört mir mal gut zu, ihr alle! Ihr habt genauso gut das Recht wie Zauberer, unglücklich zu sein! Ihr habt ein Recht auf Bezahlung und Urlaub und richtige Kleidung, ihr müsst nicht alles tun, was man euch sagt - schaut euch Dobby an!"
„Miss, bitte halten Sie Dobby da raus.", murmelte Dobby mit ängstlicher Miene.
Das fröhliche Lächeln war von den Gesichtern der Hauselfen ringsum verschwunden.
Plötzlich sahen sie Mine an, als wäre sie verrückt und gefährlich.
„Hier ist noch viel mehr zu essen!", quiekte eine Elfe an Harry's Ellbogen und stemmte ihm ein Dutzend  Kuchenstücke, ein paar Äpfel und Birnen und einen großen Schinken in die Arme. „Auf Wiedersehen!"
Die Hauselfen scharten sich jetzt dicht um Harry, Ron, Mine und mich, drückten uns viele kleine Hände ins Kreuz und begann uns aus der Küche zu schubsen.
„Danke für die Socken, Harry Potter!", rief Dobby niedergeschlagen vom Herd herüber, wo er neben der in das zerschlissene Tischtuch gewickelten Winky stand.
Draußen im Gang stand Draco und schien auf mich zu warten.
„Wir sehen uns nachher.", verabschiedete ich mich von Harry, Ron und Mine, bevor ich mit Draco verschwand.
Wir liefen nach draußen und setzten uns unter eine Eiche.
„Und? Wie läuft es bei dir momentan so?", fragte ich grinsend und lehnte mich an ihn.
„Blaise knutscht momentan ziemlich oft mit irgendwelchen Mädchen rum und Pansy will mich eifersüchtig machen indem sie mit anderen Jungs flirtet. Und bei dir so?", erwiderte er grinsend.
„Mine und Ron streiten sich in letzter Zeit oft und Harry wartete gespannt auf die letzte Aufgabe.", murmelte ich.
„Tja, wir beiden haben wohl ein sehr langweiliges Leben, momentan.", lachte Draco.
„Scheint so.", nickte ich.
Zusammen verbrachten wir noch den Rest des Tages zusammen.
Ich liebe es in Draco's Nähe zu sein.
Bei ihm fühle ich Liebe, Geborgenheit, Vertrauen und Glück.
Ich fühle mich einfach Wohl.

Luna Black 4 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt