Kapitel 26 ✔️

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L U N A

Nervös wippte ich auf und ab, bis Draco meine Hand ergriff und sie sanft drückte.
„Es wird schon alles gut sein.", versuchte mich Draco zu beruhigen und ich versuchte seinen Worten glauben zu schenken.
Plötzlich schlug Harry bäuchlings aus dem Nichts auf dem Boden auf, neben ihm Cedric.
Irgendwas stimmt nicht...
Ich sah kurz zu Draco und rannte dann hinunter aufs Feld.
Ich kniete mich neben Harry und legte meine Hand auf seine Schulter, die ziemlich bebte.
Weinte er etwa?
„Harry! Harry! Was ist los?", fragte ich leise.
Er öffnete die Augen und sah mich mit einem Ausdruck von Panik und Trauer an.
Professor Dumbledore beugte sich über Harry.
Harry ließ den Pokal los, doch Cedric's Arm klammerte er umso fester an sich.
Vorsichtig stand ich auf und lief zu Cedric.
Ich sah hinab auf Cedric, der sich die ganze Zeit noch nicht bewegt hatte, und mir stockte der Atem.
Er schien nicht zu atmen.
Es sammelten sich Tränen in meinen Augen bis sie mir in Strömen über die Wangen flossen.
„Er ist zurück.", flüsterte Harry. „Er ist zurück. Voldemort."
„Was sagst du da? Was ist geschehen?"
Cornelius Fudge trat zu uns; er war blass, starr vor Entsetzen.
„Mein Gott - Diggory!", flüsterte er. „Dumbledore - er ist tot!"
Die bestätigenden Worte ließen mich aufschreien und ich wollte zur Cedric, doch jemand hielt mich zurück.
„Cedric! Nein! Wach auf, Cedric! Bitte!", schrie ich und weinte noch mehr.
Jemand zog mich an seine Brust.
Ich schluchzte in den schwarzen Umhang und sank zu Boden. Derjenige, der mich festhielt, sank mit mir zu Boden.
„Lass ihn los, Harry.", hörte ich Fudge sagen, weil Harry scheinbar Cedric nicht loslassen wollte.
„Harry, du kannst ihm jetzt nicht mehr helfen. Es ist vorbei. Lass los.", sprach Dumbledore.
„Er wollte, dass ich ihn zurückbringe.", murmelte Harry. „Er hat mich gebeten, ihn zu seinen Eltern zurückzubringen..."
„Das ist schon richtig, Harry... nun lass einfach los..."
„Malfoy! Kommen Sie gefälligst her!", rief derjenige der mich festhielt, während ich immer noch Cedric's toten Körper anstarrte.
Ich wurde losgelassen und kurz darauf wieder in die Arme geschlossen.
„Es ist alles gut.", flüsterte Draco in mein Ohr und weinend klammerte ich mich an ihn, während er mir beruhigend durch die Haare fuhr.
Langsam beruhigte ich mich und bemerkte, dass Harry weg war.
Schnell löste ich mich von Draco, lächelte ihn dankbar an und lief zu Dumbledore.
„Professor Dumbledore? Wo ist Harry?", fragte ich leise und verwirrt sah er sich um.
„Er - Moody."
Professor McGonagall, Professor Dumbledore und Professor Snape stürmten los und ich ihnen auf den Fersen.
Wir hielten vor Professor Moody's Büro an.
Stupor!", rief Dumbledore.
Unter lautem Splittern und Krachen zerbarst die Tür von Moody's Büro.
Wir traten ins Büro.
Dumbledore schon einen Fuß unter den wie leblos daliegenden Moody und stieß ihn auf den Rücken, so dass sein Gesicht zu sehen war.
Snape blickte in das Feindglas, wo er sein eigenes Antlitz sehen konnte, das finster ins Zimmer spähte.
Professor McGonagall ging geradewegs auf Harry zu, genauso wie ich.
„Harry, geht es dir gut?", fragte ich besorgt.
„Kommen Sie mit, Potter.", flüsterte Professor McGonagall.
Die schmale Linie ihres Mundes zuckte, als würde sie gleich losweinen.
„Kommen Sie mit... Krankenflügel..."
„Nein.", sagte Dumbledore scharf.
„Dumbledore, er sollte - schauen Sie ihn doch an - er hat heute Abend genug durchgemacht -"
„Er bleibt hier, Minerva, weil er verstehen muss.", sagte Dumbledore knapp. „Verstehen ist der erste Schritt, um etwas anzunehmen, und nur wenn er es angenommen hat, kann er sich erholen. Er muss wissen, wer ihm diese Qualen auferlegt hat, die er heute durchlitten hat, und warum."
„Moody.", sagte Harry. „Wie kann es denn Moody gewesen sein?"
„Dies ist nicht Alastor Moody.", sagte Dumbledore leise. „Du hast Alastor Moody nie kennengelernt. Der wahre Moody hätte dich nicht aus meiner Nähe verschleppt, nach allem, was heute Abend geschehen ist. In dem Moment, da er dich mitnahm, ging mir ein Licht auf - und ich bin ihm gefolgt."
Dumbledore beugte sich über den erschlafft daliegenden Moody und schob die Hand in seinen Umhang.
Er zog Moody's Flachmann und ein Schlüsselbund hervor.
Dann wandte er sich an Professor McGonagall und Snape.
„Severus, bitte besorgen Sie mir das stärkste Wahrheitselixier, das Sie haben, und dann gehen Sie hinunter in die Küche und bringen eine Hauselfe namens Winky hier hoch. Minerva, seien Sie so freundlich und gehen Sie hinunter zu Hagrid's Haus, wo Sie einen großen schwarzen Hund im Kürbisbeet sitzen sehen werden. Bringen Sie den Hund hoch in mein Büro, sagen Sie ihm, ich werde in Kürze bei ihm sein, und dann kommen Sie zurück."
Snape oder McGonagall mochten diese Anweisungen merkwürdig finden, sie verbargen ihre Verwunderung jedenfalls gut.
Sie wandten sich unverzüglich um und verließen das Büro.
Dumbledore ging hinüber zu dem großen Koffer mit den sieben Schlössern, steckte den ersten Schlüssel in eines der Schlüssellöcher und öffnete den Deckel.
Der Koffer enthielt einen Haufen Zauberbücher.
Dumbledore schloss den Deckel, steckte den zweiten Schlüssel ins zweite Loch und öffnete den Koffer erneut.
Die Zauberbücher waren verschwunden; diesmal kamen eine Reihe kaputter Spickoskope zum Vorschein, ein paar Pergamentblätter und Federkiele und etwa, das ganz nach einem silbrig schimmernden Tarnumhang aussah.
Harry und ich sahen verdutzt zu, wie Dumbledore den dritten, vierten, fünften und sechsten Schlüssel in die zugehörigen Schlösser steckte, den Koffer jedes Mal erneut öffnete und immer etwas anderes zum Vorschein brachte.
Dann steckte er den siebten Schlüssel ins Schloss, schlug den Deckel auf, und Harry und ich schrien vor Entsetzen.
Wir sahen hinunter in eine Art Grube, einen unterirdischen Raum, und dort, drei Meter tief unten, offenbar tief schlafend, dürr und ausgemergelt, lag der wahre Mad-Eye Moody.
Sein Holzbein war verschwunden, die Augenhöhle, in der sich das magische Auge hätte befinden sollen, wirkte leer unter dem eingefallenen Lid, und ganze Büschel seines grauweißen Haars waren abgeschnitten.
Halb gelähmt vor Schreck musterten Harry und ich abwechselnd den schlafenden Moody im Koffer und den ohnmächtigen Moody auf dem Fußboden.
Dumbledore kletterte in den Koffer, ließ sich in die Grube hinabfallen und landete leichtfüßig auf dem Boden neben dem schlafenden Moody.
Er beugte sich über ihn.
„Unter Schock - und in der Gewalt des Imperius-Fluchs - sehr schwach.", sagte er. „Natürlich musste er ihn am Leben halten. Harry, wirf mit den Mantel dieses Doppelgängers herunter, Alastor fühlt sich eiskalt an. Madame Pomfrey wird sich um ihn kümmern müssen, aber er scheint nicht unmittelbar in Gefahr zu sein."
Harry tat, wie ihm geheißen; Dumbledore deckte Moody mit dem Mantel zu und kletterte aus dem Koffer.
Dann griff er nach dem Flachmann, schraubte den Deckel auf und kippte die Flasche um.
Eine dicke, klebrige Flüssigkeit ergoss sich auf den Fußboden.
„Vielsaft-Trank, Harry.", sagte Dumbledore. „Du siehst, wie einfach es war, und zugleich genial. Denn Moody trinkt tatsächlich immer nur aus seinem Flachmann, dafür ist er bekannt. Der Doppelgänger musste den echten Moody natürlich in der Nähe behalten, damit er den Trank nachbrauen konnte. Du siehst ja sein Haar..."
Dumbledore blickte hinunter auf den Moody im Koffer.
„Der Doppelgänger hat das ganze Jahr über immer wieder etwas davon abgeschnitten, du siehst, wo die Büschel fehlen. Aber ich würde vermuten, bei all der Aufregung heute Abend hat unser falscher Moody womöglich vergessen, den Trank so regelmäßig wie nötig zu schlucken... stündlich... und zur vollen Stunde... wir werden sehen."
Dumbledore zog den Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und setzte sich, die Augen auf den bewusstlosen Moody auf dem Boden gerichtet.
Auch Harry und ich starrten ihn an.
Minutenlang sprachen wir kein Wort...
Dann begann sich das Gesicht des Mannes auf dem Boden vor unseren Augen zu verändern.
Die Narben verschwanden, die Haut glättete sich; die verstümmelte Nase heilte aus und begann zu schrumpfen.
Die lange Mähne weißgrauen Haares zog sich in die Kopfhaut zurück und nahm die Farbe von Stroh an.
Plötzlich und mit einem lauten Klonk fiel das Holzbein vom Körper ab und an seiner Stelle wuchs ein normales Bein unter dem Umhang hervor; und schon war auch der magische Augapfel aus dem Gesicht des Mannes gehüpft und ein echtes Auge war an seine Stelle getreten; das magische Auge kullerte wild kreiselnd über den Fußboden davon.
Wir sahen einen Mann vor uns liegen, mit bleicher Haut, einigen Sommersprossen und einem Schopf hellen Haares.
Ich wusste, wer dies war.
Ich hatte ihn in Zeitungen gesehen, wo er noch jünger war, doch nie groß einen Blick darauf geworfen.
Draußen auf dem Korridor ertönten hastige Schritte.
Snape kam zurück, mit Winky auf den Fersen.
Professor McGonagall folgte ihm einen Augenblick später.
„Crouch!", sagte Snape und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. „Barty Crouch!"
„Du meine Güte.", sagte Professor McGonagall und auch sie erstarrte und sah hinunter zu dem Mann auf dem Fußboden.
Winky, schmutzig und zerzaust, lugte hinter Snape's Beinen hervor.
Ihr Mund öffnete sich weit und sie stieß einen spitzen Schrei aus.
„Meister Barty, Meister Barty, was machen Sie denn hier?"
Sie stürzte vor und warf sich auf die Brust des jungen Mannes.
„Ihr habt ihn totgemacht! Ihr habt ihn totgemacht. Ihr habt den Sohn vom Meister totgemacht!"
„Er ist nur geschockt, Winky.", sagte Dumbledore. „Bitte tritt zur Seite. Severus, haben Sie das Elixier?"
Snape reichte Dumbledore ein Glasfläschchen mit einer vollkommen klaren Flüssigkeit; Veritaserum.
Dumbledore stand auf, beugte sich über den Mann auf dem Boden, schleifte ihn hinüber zur Wand unter dem Feindglas, aus dem heraus die Spiegelbilder von Dumbledore, Snape und McGonagall immer noch finster auf uns alle herabsahen, und lehnte ihn mit dem Rücken aufrecht an die Mauer.
Winky blieb zitternd, das Gesicht in den Händen, auf ihren Knien sitzen.
Dumbledore zwängte den Mund des Mannes auf und träufelte ihm drei Tropfen ein.
Dann richtete er den Zauberstab auf die Brust des Mannes und sagte: „Enervate."
Crouch's Sohn öffnete die Augen.
Sein Gesicht war schlaff und er schielte.
Dumbledore kniete sich vor ihm nieder, so dass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren.
„Können Sie mich hören?", fragte Dumbledore ruhig.
Die Lider des Mannes zuckten.
„Ja.", murmelte er.
„Ich möchte, dass Sie uns erzählen, wie Sie hierher gekommen sind.", sagte Dumbledore leise. „Wie sind Sie aus Askaban entkommen?"
Crouch holte tief und bebend Luft, dann begann er mit matter, ausdrucksloser Stimme zu sprechen.
„Meine Mutter hat mich gerettet. Sie wusste, dass sie todkrank war. Sie hat meinen Vater überredet, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen und mich zu retten. Er liebte sie, wie er mich nie geliebt hatte. Er willigte ein. Sie kamen mich besuchen. Sie gaben mir einen Schluck Vielsaft-Trank, der ein Haar meiner Mutter erhielt. Sie nahm einen Schluck Vielsaft-Trank mit einem Haar von mir. Und so nahmen wir die Gestalt des jeweils anderen an."
Die zitternde Winky schüttelte den Kopf.
„Reden Sie nicht weiter, Meister Barty, reden Sie nicht weiter, Sie machen Ihrem Vater noch Ärger!"
Doch Crouch holte erneut tief Luft und fuhr mit derselben matten Stimme fort: „Die Dementoren sind blind. Sie spürten, wie ein gesunder und ein sterbender Mensch in die Mauern von Askaban kamen. Und sie spürten, dass ein gesunder und ein sterbender Mensch Askaban wieder verließen. Mein Vater schmuggelte mich hinaus, ich hatte die Gestalt meiner Mutter angenommen für den Fall, dass uns ein Gefangener durch die Gitter seiner Zellentür beobachtete.
Meine Mutter starb kurz danach in Askaban. Sie achtete sorgfältig darauf, bis zum Ende regelmäßig den Vielsaft-Trank einzunehmen. Sie wurde unter meinem Namen und in meiner Gestalt begraben. Alle glaubten, sie sei ich."
Die Lider des Mannes zuckten.
„Und was tat Ihr Vater mit Ihnen, als er Sie bei sich zu Hause hatte?", fragte Dumbledore leise.
„Er tat so, als wäre meine Mutter gestorben. Ein stilles Begräbnis im kleinsten Kreis. Das Grab ist leer. Die Hauselfen hatte mich wieder aufgepäppelt. Dann musste mein Vater mich verstecken. Er musste mich überwachen. Er musste mich mit einigen Flüchen belegen, um mich gefügig zu machen. Als ich meine Kräfte wiedergewonnen hatte, dachte ich nur noch daran, meinen Herrn zu suchen... und wieder in seine Dienste zu treten."
„Wie hat Ihr Vater Sie gefügig gemacht?", fragte Dumbledore weiter.
„Mit dem Imperius-Fluch.", sagte Crouch. „Ich stand unter der Herrschaft meines Vaters. Er zwang mich, Tag und Nacht den Tarnumhang zu tragen. Ich war immer mit der Hauselfe zusammen. Sie war meine Wärterin und meine Pflegerin. Sie hatte Mitleid mit mir. Sie überredete meinen Vater, mir hin und wieder etwas Gutes zu tun. Als Belohnung für mein gutes Betragen."
„Meister Barty, Meister Barty.", schluchzte die Hauselfe durch ihre Hände. „Sie dürfen es denen nie nicht sagen, wir kriegen Ärger..."
„Hat irgendjemand einmal entdeckt, dass Sie noch am Leben waren?", fragte Dumbledore leise. „Wusste es jemand, außer Ihrem Vater und der Hauselfe?"
„Ja.", sagte Crouch und wieder zuckten seine Augenlider. „Eine Hexe im Büro meines Vaters. Bertha Jorkins. Sie kam eines Tages mit Papieren zu uns, die mein Vater unterschreiben sollte. Er war noch nicht zu Hause. Winky ließ sie eintreten und kam dann zu mir in die Küche zurück. Aber Bertha Jorkins hörte, dass Winky mit mir redete. Sie lauschte an der Tür und hörte genug, um zu erraten, wer sich unter dem Tarnumhang verbarg. Dann kam mein Vater heim. Sie sagte ihm freimütig, was sie entdeckt hatte. Er belegte sie mit einem sehr starken Gedächtniszauber, damit sie es vergaß. Der Zauber war zu stark. Mein Vater glaubte, er habe ihr Gedächtnis auf Dauer geschädigt."
„Warum kommt sie auch und schnüffelt bei meinem Meister rum?", schluchzte Winky. „Warum lässt sie uns nicht in Ruhe?"
„Erzählen Sie mir, was sich bei der Quidditch-Weltmeisterschaft abgespielt hat.", sagte Dumbledore.
„Winky hatte meinen Vater dazu überredet.", sagte Crouch, weiterhin mit gleichförmiger Stimme. „Dazu hatte sie Monate gebraucht. Ich hatte das Haus jahrelang nicht verlassen. Quidditch hatte ich immer geliebt. »Lassen Sie ihn gehen«, sagte sie. »Er ist ja unter dem Tarnumhang. Er kann doch zusehen. Lassen Sie ihn doch einmal frische Luft schnappen.« Sie sagte, meine Mutter hätte es so gewollt. Meine Mutter sei gestorben, um mir die Freiheit zu schenken. Sie habe mich nicht gerettet, damit ich für den Rest meines Lebens eingesperrt bleiben müsste. Schließlich sagte er ja.
Alles war sorgfältig geplant. Mein Vater führte mich und Winky schon früh am Morgen nach oben in die Ehrenloge. Winky sollte sagen, sie würde einen Platz für meinen Vater besetzen. Ich sollte neben ihr sitzen, unsichtbar. Wir sollten warten, bis alle dort waren, und dann das Stadion verlassen. Keiner würde es je erfahren. Aber Winky wusste nicht, dass ich allmählich stärker wurde. Ich begann gegen den Imperius-Fluch meines Vaters anzukämpfen. Es gab Zeiten, in denen ich fast wieder der Alte war. Manchmal spürte ich, dass ich mich seiner Herrschaft vollkommen entzogen hatte. Und so war es auch dort, in der Ehrenloge. Es war, als würde ich aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ich fand mich draußen in der Öffentlichkeit, es war mitten im Spiel, und ich sah einen Zauberstab aus der Tasche eines Jungen vor mir ragen. Seit der Zeit vor Askaban hatte ich keinen Zauberstab mehr in die Hand nehmen dürfen. Ich stahl ihn. Winky hat es nicht mitbekommen. Winky hat Höhenangst. Sie hatte ihr Gesicht verborgen."
„Meister Barty, böser Junge!", wisperte Winky und Tränen sickerten durch ihre Finger.
„Sie haben also den Zauberstab genommen", sagte Dumbledore, „und was haben Sie damit gemacht?"
„Wir gingen zurück in unser Zelt.", sagte Crouch. „Dann hörten wir sie. Wir hörten die Todesser. Jene, die nie in Askaban saßen. Jene, die nie für meinen Herrn gelitten haben. Sie hatten sich von ihm abgewandt. Sie waren nicht versklavt, wie ich es war. Sie waren frei, ihn zu suchen, doch sie taten es nicht. Sie trieben nur ihre Späße mit den Muggeln. Ihr Geschrei weckte mich. Mein Kopf war seit Jahren nicht mehr so klar gewesen. Ich war zornig. Ich hatte den Zauberstab. Ich wollte sie angreifen, weil sie meinen Herrn untreu waren. Mein Vater war aus dem Zelt gegangen, um die Muggel zu befreien. Winky bekam Angst, als sie mich so zornig sah. Sie benutzte ihre eigene Art von Zauber, um mich an sie zu fesseln. Sie zog mich aus dem Zelt, hinein in den Wald, weg von den Todessern. Ich versuchte sie aufzuhalten. Ich wollte zurück zum Zeltplatz. Ich wollte diesen Todessern zeigen, was Treue zum dunklen Lord bedeutet, und sie für ihre Treulosigkeit bestrafen. Ich nahm den gestohlenen Zauberstab und brannte das Dunkle Mal an den Himmel.
Dann kamen die Ministeriumszauberer. Sie schossen durch den Wald. Einer der Schockzauber kam durch die Bäume geflogen, unter denen Winky und ich standen. Das Band, das uns verknüpfte, zerriss. Wir beide wurden geschockt. Als sie Winky entdeckt hatten, wusste mein Vater, dass ich in der Nähe sein musste. Er durchstöberte das Gebüsch, in dem man Winky gefunden hatte, und ertastete mich, der ich dort lag. Er wartete, bis die anderen Ministeriumsleute den Wald verlassen hatte. Dann belegte er mich erneut mit dem Imperius-Fluch und nahm mich mit nach Hause. Er verstieß Winky. Sie hatte ihn enttäuscht. Sie hatte es zugelassen, dass ich mir einen Zauberstab verschaffte. Sie hatte mich beinahe entkommen lassen."
Winky stieß einen verzweifelten Klageschrei aus.
„Nun waren nur noch Vater und ich da, allein in unserem Haus. Und dann... und dann..."
Crouch wiegte seinen Kopf hin und her und das Grinsen eines Irren breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Dann kam mein Meister, um mich zu holen. Er kam eines Nachts, sehr spät, in unser Haus, in den Armen seines Dieners Wurmschwanz. Mein Meister hatte herausgefunden, dass ich noch am Leben war. Er hatte Bertha Jorkins in Albanien entführt. Er hatte sie gefoltert. Sie berichtete ihm eine Menge. Sie erzählte ihm vom Trimagischen Turnier. Sie sagte ihm, der alte Auror Moody werde bald in Hogwarts unterrichten. Er folterte sie, bis er durch den Gedächtniszauber brach, mit dem mein Vater sie belegt hatte. Sie sagte ihm, ich sei aus Askaban entkommen. Mein Vater halte mich gefangen, damit ich mich nicht auf die Suche nach meinem Herrn machen könne. Und so erfuhr mein Herr, dass ich immer noch sein treuer Diener war - vielleicht der treueste von allen. Mein Herr entwarf einen Plan, der auf dem Wissen beruhte, das Bertha abgepresst hatte. Er brauchte mich. Er kam gegen Mitternacht zu unserem Haus. Mein Vater öffnete die Tür."
Das Lächeln auf Crouch's Gesicht wurde noch breiter, als würde er sich an die schönste Begebenheit seines Lebens erinnern.
Winky's angsterfüllte braune Augen lugten zwischen ihren Fingern hindurch.
Sie schien zu entsetzt, um sprechen zu können.
„Es ging sehr schnell. Mein Herr unterwarf meinen Vater mit dem Imperius-Fluch. Nun war es mein Vater, der gefangen war und gehorchen musste. Mein Herr zwang ihn, wie üblich seiner Arbeit nachzugehen, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Und ich wurde befreit. Ich erwachte. Ich war wieder ich selbst, ich lebte, wie ich seit Jahren nicht mehr gelebt hatte."
„Und was hat Lord Voldemort von Ihnen verlangt?", wollte Dumbledore wissen.
„Er fragte mich, ob ich bereit sei, alles für ihn aufs Spiel zu setzen. Ich war bereit. Es war mein Traum, mein höchstes Ziel, ihm zu dienen, mich ihm zu beweisen. Er sagte, er müsse einen treuen Diener nach Hogwarts einschleusen. Einen Diener, der Harry Potter ganz unauffällig durch das Trimagische Turnier geleiten sollte. Einen Diener, der Harry Potter bewachen sollte. Der dafür sorgen müssen, dass er den Trimagischen Pokal erreicht. Der den Pokal in einen Portschlüssel verwandelt, welcher den Ersten, der ihn berührt, zu meinem Herrn bringen würde. Doch zuerst -"
„Brauchten Sie Alastor Moody.", unterbrach ihn Dumbledore.
In seinen blauen Augen loderte es, doch seine Stimme blieb ruhig.
„Das waren Wurmschwanz und ich. Wir hatten den Vielsaft-Trank schon vorbereitet. Wir reisten zu seinem Haus. Moody wehrte sich mit Zähnen und Klauen. Es gab ein Durcheinander. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, ihn zu bändigen. Wir zwängten ihn in ein Fach seines eigenen magischen Koffers. Nahmen ein paar von seinen Haaren und fügten sie dem Gebräu hinzu. Ich trank davon und wurde Moody's Doppelgänger. Ich nahm ihm das Bein und das Auge. Ich war bereit, Arthur Weasley entgegenzutreten, als er kam, um das Gedächtnis der Muggel zu bearbeiten, die Lärm gehört hatten. Ich ließ die Mülleimer im ganzen Hof herumrollen. Ich sagte Arthur Weasley, ich hätte Eindringlinge auf meinem Hof gehört, und ihretwegen seien auch die Mülleimer losgegangen. Dann packte ich Moody's Kleider zusammen und machte mich auf den Weg nach Hogwarts. Ich hielt ihn am Leben, dem Imperius-Fluch unterworfen. Ich wollte ihn noch ausfragen. Wollte von seiner Vergangenheit erfahren, seine Gewohnheiten erlernen, damit ich sogar Dumbledore täuschen konnte. Ich brauchte auch sein Haar, um den Vielsaft-Trank zu brauen. Die anderen Zutaten waren einfach zu beschaffen. Die Baumschlangenhaut stahl ich aus dem Kerker. Als der Lehrer für Zaubertränke mich in seinem Büro ertappte, sagte ich, ich hätte Anweisungen, es zu durchsuchen."
„Und was wurde aus Wurmschwanz, nachdem Sie Moody angegriffen hatten?", fragte Dumbledore.
„Wurmschwanz kehrte ins Haus meines Vaters zurück, um für meinen Herrn zu sorgen und meinen Vater zu bewachen."
„Aber Ihr Vater ist entkommen.", sagte Dumbledore.
„Ja. Nach einer Weile begann er gegen den Imperius-Fluch anzukämpfen, genau wie ich es getan hatte. Es gab Zeiten, in denen er wusste, was vor sich ging. Mein Herr befand, es wäre nicht mehr sicher, wenn man Vater das Haus verließe. Stattdessen zwang er ihn, Briefe an das Ministerium zu schreiben. Er gebot ihm zu schreiben, er sei krank. Aber Wurmschwanz vernachlässigte seine Pflichten. Er war nicht wachsam genug. Mein Vater entkam. Mein Herr vermutete, dass er sich nach Hogwarts durchschlagen würde. Mein Vater würde Dumbledore alles sagen, ihm alles gestehen. Er würde zugeben, dass er mich aus Askaban herausgeschmuggelt hatte.
Mein Herr benachrichtigte mich von der Flucht meines Vaters. Er wies mich an, ihn um jeden Preis aufzuhalten. So wartete ich und hielt Ausschau. Ich benutzte die Karte, die ich Harry Potter abgenommen hatte. Die Karte, die fast alles ruiniert hätte."
„Karte?", warf Dumbledore ein. „Welche Karte denn?"
„Potter's Karte von Hogwarts. Potter hatte mich darauf gesehen. Er sah mich, als ich eines Nachts weitere Zutaten aus Snape's Büro stahl. Er dachte, ich wäre mein Vater, da wir den selben Vornamen tragen. Noch in dieser Nacht nahm ich Potter die Karte ab. Ich sagte ihm, mein Vater hasse schwarze Magier. Potter glaubte, mein Vater sei hinter Snape her.
Eine Woche lang wartete ich darauf, dass mein Vater in Hogwarts ankam. Endlich, eines Abends, zeigte mir die Karte, dass er das Gelände betreten hatte. Ich warf mir den Tarnumhang über und ging hinunter, um ihn zu stellen. Er lief am Waldrand entlang. Dann kamen Potter und Krum. Ich wartete. Ich konnte Potter nichts antun, mein Herr brauchte ihn. Potter rannte davon, um Dumbledore zu holen. Ich schockte Krum. Ich tötete meinen Vater."
„Neeiiiin!", jammerte Winky. „Meister Barty, Meister Barty, was sagen Sie da?"
„Sie töteten Ihren Vater.", sagte Dumbledore immer noch mit ruhiger Stimme. „Was haben Sie mit der Leiche getan?"
„Ich trug sie in den Wald. Bedeckte sie mit dem Tarnumhang. Ich hatte die Karte bei mir. Ich verfolgte, wie Potter ins Schloss rannte. Er traf auf Snape. Dumbledore kam hinzu. Ich sah, dass Potter Dumbledore aus dem Schloss mitbrachte. Ich verließ den Wald, schlug einen Bogen und ließ sie vorbeigehen, dann kam ich hinzu. Ich sagte Dumbledore, Snape hätte mir gesagt, wohin ich gehen solle.
Dumbledore gab mir den Auftrag, nach meinem Vater zu suchen. Ich ging zurück zur Leiche meines Vaters. Beobachtete die Karte. Als alle dort waren, verwandelte ich die Leiche meines Vaters. Er wurde ein Knochen... ich zog den Tarnumhang über und begrub den Knochen in der frisch umgegrabenen Erde vor Hagrid's Hütte."
Vollkommene Stille trat ein, durchbrochen nur von Winky's Schluchzern.
Dann sagte Dumbledore: „Und heute Abend..."
„Vor dem Abendessen erbot ich mich, den Trimagischen Pokal in den Irrgarten zu tragen.", wisperte Barty Crouch. „Verwandelte ihn in einen Portschlüssel. Der Plan meines Meisters gelang. Er ist wieder an die Macht gekommen und er wird mich ehren, wie es ein Zauberer nie zu träumen wagte."
Das irrsinnige Lächeln erhellte noch einmal seine Züge, dann sank ihm unter dem Wehklagen und Schluchzen Winky's Kopf auf die Schulter.

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