Kapitel 20 ✔️

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L U N A

Am zweiten Weihnachtstag standen wir alle spät auf.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war es so ruhig wie schon lange nicht mehr und viel Gegähne durchzog die lahmen Unterhaltungen.
Mine hatte nun wieder buschiges Haar; Harry gestand sie, dass sie vor dem Ball Riesenmengen Seidenglattes Haargel genommen hatte, „aber für jeden Tag wär mir das entschieden zu viel Aufwand.", sagte sie nüchtern und kraulte Krummbein hinter den Ohren.
Ron und Mine schienen stillschweigend übereingekommen zu sein, ihren Streit zu begraben.
Bei mir sah es allerdings aus, als wären die Jungs noch einige Zeit sauer auf mich, was völliger Schwachsinn ist, da es schließlich mein Leben ist!
Wir gingen betont freundlich miteinander um, allerdings merkwürdig steif.
Ron und Harry erzählten Mine und mir von dem Gespräch zwischen Madame Maxime und Hagrid, das sie belauscht hatten.
Doch Mine schien die Neuigkeit, dass Hagrid ein Halbriese war, nicht annähernd so schockierend zu finden wie Ron.
„Nun ja, ich hab's mir schon gedacht.", sagte sie achselzuckend. „Ich wusste, dass er kein ausgewachsener Riese sein kann, denn die sind ja um die sieben Meter groß. Aber ehrlich gesagt, was soll diese ganze Aufregung um die Riesen. Sie können doch nicht alle schrecklich sein... gegen die Werwölfe gibt es genau dieselben Vorurteile... die Leute sind einfach viel zu engstirnig!"
Ron sah aus, als ob er ihr am liebsten höhnisch über den Mund gefahren wäre, doch vielleicht wollte er nicht schon wieder Streit anfangen, denn er beschränkte sich darauf, ungläubig den Kopf zu schütteln, als Mine gerade woanders hinsah.
Es wurde allmählich Zeit, an die Hausaufgaben zu denken, die wir in der ersten Ferienwoche vernachlässigt hatten.
Jetzt, da Weihnachten vorbei war, schienen alle ein wenig matt und lahm - alle außer Harry, der (wieder mal) ziemlich nervös wurde.
Das Problem war, dass der 24. Februar mit Weihnachten im Rücken viel näher gekommen zu sein schien, und noch immer hatte er nichts unternommen, um das Rätsel des goldenen Eis zu lösen.
Harry erzählte uns, dass Cedric ihm den Hinweis gegeben hatte, mit dem Ei Baden zu gehen, aber da Harry im Augenblick nicht allzu freundschaftliche Gefühle für Cedric hegte, wollte er möglichst ohne seine Hilfe auskommen.
Vor allem seit dem Cedric mit Cho Händchen haltend durch die Schule spazierte.
Und so kam der erste Tag nach den Ferien.
Noch immer lag hoher Schnee und die Fenster des Gewächshauses waren so dicht beschlagen, dass wir in Kräuterkunde nicht einmal nach draußen sehen konnten.
Bei so einem Wetter freute sich niemand auf Pflege magischer Geschöpfe, obwohl Ron meinte, die Kröter würden uns sicher ganz schön einheizen, denn entweder müssten wir hinter ihnen herjagen, oder sie würden so stark explodieren, dass Hagrid's Hütte Feuer fing.
Drüber vor der Hütte sahen wir jedoch nur eine ältere Hexe mit kurz geschorenem grauem Haar und einem energisch spitzen Kinn vor der Tür stehen.
„Nun beeilt euch mal, es hat schon vor fünf Minuten geklingelt.", blaffte sie uns an, als wir durch den Schnee auf sie zustapften.
„Wer sind Sie?", fragte ich und starrte sie an. „Wo ist Hagrid?"
„Mein Name ist Professor Raue-Pritsche", sagte sie barsch, „ich bin eure Vertretung in Pflege magischer Geschöpfe."
„Wo ist Hagrid?", wiederholte Harry laut.
„Er fühlt sich nicht wohl.", sagte Professor Raue-Pritsche knapp.
Leises, unangenehmes Lachen drang an meine Ohren.
Ich wandte mich um; Draco und die anderen Slytherins waren hinzugestoßen.
Ihnen allen stand die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben und keiner schien überrascht, Professor Raue-Pritsche hier zu sehen.
Draco kam zu mir und gab mir einen Kuss auf den Mund, bevor er unsere Hände miteinander verschränkte.
Die Slytherins schienen nichts gegen unsere Beziehung zu haben, aber ob das an meinem Nachnamen oder an Draco lag, wusste ich nicht.
„Hier lang, bitte.", sagte Professor Raue-Pritsche und ging mit schnellen Schritten an der Koppel entlang, auf der die riesigen Beauxbatons-Pferde zitterten.
Harry, Ron, Mine folgten ihr.
Nachdenklich warf ich ein paar Blicke über die Schulter zu Hagrid's Hütte, bevor ich mit Draco den anderen folgte.
Alle Vorhänge waren zugezogen.
War Hagrid dort drin, krank und allein?
„Was fehlt Hagrid denn?", fragte Harry und beeilte sich, mit Professor Raue-Pritsche Schritt zu halten.
„Das geht dich nichts an.", sagte sie, als hielt sie ihn für einen naseweisen Bengel.
„Tut es allerdings.", sagte Harry gereizt. „Was ist los mit ihm?"
Professor Raue-Pritsche tat so, als ob sie ihn nicht hören würde.
Sie führte uns an der Koppel vorbei, wo sich die Beauxbatons-Pferde jetzt zum Schutz gegen die Kälte aneinander geschmiegt hatten, und auf einen Baum am Waldrand zu.
An den Baum gebunden war ein großes, schönes Einhorn.
Viele Mädchen aus der Klasse „uuuhten" bei diesem Anblick.
„Oooh, ist es nicht wunderschön?", flüsterte Lavender Brown. „Wie hat sie es gefangen? Das soll ja unglaublich schwer sein!"
Das Einhorn war so gleißend weiß, dass der Schnee um es herum grau schien.
Es stampfte nervös mit seinen goldenen Hufen und warf seinen gehörnten Kopf zurück.
„Jungen zurückbleiben!", bellte Professor Raue-Pritsche und ihr ausgestreckter Arm traf Harry hart an der Brust. „Sie ziehen die Hand einer Frau vor, diese Einhörner. Mädchen nach vorn, und vorsichtig annähern. Kommt schon, ganz locker bleiben..."
Ich löste meine Hand aus Draco's.
Wir gingen mit Professor Raue-Pritsche langsam auf das Einhorn zu, während die Jungen am Koppelzaun stehen blieben und zusahen.
Ich sah noch wie Harry sich zu Ron drehte, bevor ich dem Unterricht folgte.
„Ich kann nur hoffen, dass diese Frau bleibt!", sagte Parvati Patil nach dem Ende der Stunde, als wir zum Mittagessen ins Schloss zurückgingen. „Genau so hab ich mir Pflege magischer Geschöpfe immer vorgestellt... richtige Tiere wie dieses Einhorn, keine Monster..."
„Und was ist mit Hagrid?", fragte Harry wütend, als wir die Treppe hochgingen.
„Was soll mit ihm sein?", sagte Parvati mit harter Stimme. „Er kann doch immer noch den Wildhüter machen, oder?"
Seit dem Ball war Parvati gegenüber Harry ziemlich kühl.
Ich glaube, bei den beiden lief es nicht sehr gut.
Jedenfalls erzählte sie allen, die es hören wollten, dass sie sich für den nächsten Wochenendausflug nach Hogsmeade mit dem Jungen von Beauxbatons verabredet hatte.
„Das war nun wirklich mal eine gute Unterrichtsstunde.", sagte Mine, als wir die Große Halle betraten.
Zum Abschied gab ich Draco einen Kuss, bevor wir zum Gryffindor-Tisch liefen.
„Ich hätte nicht mal die Hälfte von dem gewusst, was uns Professor Raue-Pritsche über Ein-"
„Schaut euch das an!", knurrte Harry und hielt uns den Artikel des Tagespropheten unter die Nase.
Gemeinsam begangen wir den Artikel zu lesen.

Luna Black 4 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt