Kapitel 63

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Damiens Pov
 
Am Auto angekommen atmeten wir beide erst einmal durch. Das waren anstrengende knappe anderthalb Stunden. Glücklicherweise hat WPW mit uns Gnade gehabt. Denn einen Anfall hatten weder David noch ich in der Situation gebrauchen können. Hier auf der Kardiologie zu landen wäre sogar noch schlimmer gewesen als im UKM.
 
Das Thema verdrängend stieg ich ins Auto. David setzte sich auf den Beifahrersitz. Dann ging es zurück ins Hotel.
 
Auf dem Weg dorthin sagte niemand ein Wort. Jeder verarbeitete das Geschehene im Stillen
 
Wieder am Hotel angekommen, stiegen wir aus und gingen auf das Zimmer.
 
David setzte sich auf sein Bett und ich auf meins.
 
Es war still. Niemand sagte was. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wir waren in einer Situation, die niemand erleben möchte. Niemand möchte den eigenen Bruder einweisen.
 
Bei Noel hatte ich keine andere Wahl. Er hätte sonst mit Sicherheit was angestellt. Und das hätte ich mir nicht verzeihen können.
 
In mitten meiner Gedankengänge wurde ich plötzlich durch den Alarm Ton von meinem und Davids Handy wieder ins Hier und Jetzt zurück geholt. Ein kurzer Blick auf die App für die Langzeit EKGs, verriet mir, dass Davids Puls schon die 180 erreicht hatte.
 
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte zum Auto. Die Mitarbeiter oder anderen Gäste, die mich gesehen hatten, dachten wahrscheinlich nun, dass ich n Rad ab habe. Dabei hatte ich nur das Ziel meinem Zwilling das Leben zu retten.
 
Mit der Notfalltasche bewaffnet ging ich zurück aufs Zimmer. David hatte mittlerweile jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren und hatte die Augen geschlossen. Der hohe Puls hatte ihn also schon in die Bewusstlosigkeit befördert. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, dass er noch einen normalen Sinusrhythmus hatte.
 
Mit all meiner Konzentration legte ich ihm einen neuen Zugang. Den anderen hatte er sich vor Fahrtantritt gezogen. Durch den neuen Zugang verabreichte ich ihm das Antiarrhythmikum Amiodaron. Es wirkte innerhalb von kurzer Zeit und brachte den Außer Kontrolle geratenen Puls wieder in einen akzeptableren Bereich, bis er wieder im absolut Grünen Bereich zwischen 60 und 70 Schlägen pro Minute angekommen war.
 
Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Mit dem Handrücken wischte ich ihn fort. Für den Moment war ich erleichtert. Das war eine echt knappe Sache gewesen. Eine Minute später und ich hätte ein enormes Problem gehabt. Dieses Problem hätte sich Kammerflimmern genannt. Und ohne Defibrillator hätte ich doof da gestanden.
 
Seufzend ließ ich mich auf dem Bett nieder, in dem ich die letzte Nacht verbracht hatte. Den Kopf hatte ich seitlich ins Kissen gelegt und die Augen geschlossen. In der Hoffnung mich ein wenig entspannen zu können.
 
Doch der Tag hatte andere Pläne. Es reichte ihm nicht, dass Noel auf n der Klinik war und David einen WPW Anfall der heftigeren Sorte hatte. Nein. Er hatte noch nicht genug Stress verursacht.
 
Kaum lag ich fünf Minuten bemerkte ich, wie mein eigenes Herz anfing faxen zu machen. Mein Handy und Davids schlugen erneut Alarm. Dieses mal wegen mir. Nicht wegen David.
 
Schnell hatte ich mich aufgesetzt und die Notfalltasche geschnappt.
 
Mit all meiner verbliebenen Konzentration versuchte ich mir selbst einen Zugang zu legen. Der erste Versuch ging daneben. Das Herzklopfen brachte mich total aus der Fassung, und das Schwindelgefühl nahm langsam zu. Im letzten Moment hatte ich es noch geschafft mir den Zugang zu legen und das Medikament zu spritzen.
 
Völlig erledigt lag ich also nun rücklings auf dem Bett.
 
Dieser Tag konnte mir echt gestohlen bleiben. Meine Nerven waren durch. Und die waren sehr strapazierbar.
 
Das es erst Mittag war stimmte mich nicht gerade glücklich.
 
Hoffentlich war der Stress für heute vorüber. Mein Körper und ich hatten auf weiteren Stress keine Lust mehr. Es war wirklich genug.
 
Noch mehr und wir hätten ernsthafte Probleme gehabt.
 
 
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628 Wörter

Ist ja nochmal gut gegangen  🙃

🤗🍪💕

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