Max schnarcht leise vor sich hin. Sie ist schon vor zwei Stunden ins Bett gegangen. Aber ich konnte mich nicht loseisen. Nachdem mein Doodle fertig war, habe ich mir ein neues Blatt Papier genommen und habe angefangen, mit Wasserfarben und später mit Acryl zu experimentieren. Es war schön mal wieder kreativ zu sein, ohne es zu müssen, sondern einfach, weil es mir Spaß macht. Ich packe die Pinsel, die ich gerade sauber gemacht habe, zurück in ihre Mappe, da fällt mein Blick auf den Zettel, den Max mir hingelegt hat.
Ich falte ihn auseinander und lese die Worte.
Liebe Shannon,
ich habe dich lieb!
Deine Schwester Maxine
Vor Rührung muss ich schniefen. Es sind einfache Worte, aber sie bedeuten unendlich viel. Auch wenn wir ein super Verhältnis zueinander haben, sagen wir uns nicht sehr oft, wie gern wir uns haben. Dass sie es geschrieben hat, wärmt mein Herz. Auch dass sie ihren Vornamen voll ausgeschrieben hat, für mich, ist unglaublich. Weiß ich doch, wie sehr sie ihn hasst. Ich weiß es genauso, wie sie weiß, wie schön ich ihren Namen finde. Für mich verkörpert er Stärke und Unabhängigkeit – Dinge die mir fehlen.
Ich drücke den Zettel gegen meine Brust und sehe zu meiner schlafenden Schwester hinüber. Auf meinem Schreibtisch steht ein Block mit bunten Post it Zetteln. Ich ziehe einen ab und schreibe ihr ebenfalls eine Antwort. Diese klebe ich auf ihren Rucksack, der auf ihrem Schreibtischstuhl steht und gehe dann zu den Waschräumen, um mich zu duschen.
Das Wasser prasselt auf mich nieder. Ich genieße die Hitze, die Dampfschwaden und die Ruhe.
Leider ist es damit schnell vorbei. Ich stelle gerade das Wasser ab und will mich abtrocknen, als zwei Studentinnen den Waschraum betreten.
»Und? Gehst du am Wochenende zu der Party bei Kappa Alpha?« Da die Duschen in Kabinen unterteilt sind, sehen sie mich nicht.
Schmeißen die schon wieder eine? Eigentlich kann ich mir die Frage selber beantworten. Immerhin war ich die letzten Semester auf so gut wie allen davon. Den schmerzhaften Stich, der sich in mein Herz schleichen will, dränge ich entschieden zur Seite.
»Natürlich. Glaubst du, das lass ich mir entgehen? Ich habe mir extra ein neues Outfit zugelegt. Auf den Partys der Alphas gibt es immer die heißesten Kerle.«
Im Stillen muss ich ihr Recht geben. Nur weil ich in Matt verknallt bin, heißt das ja nicht, dass ich blind bin.
»»Ach komm, du hast es doch nur auf Matt Anderson abgesehen.«, lacht eine der beiden.
»Ich würde ihn zumindest nicht von der Bettkante stoßen.«, kichert die andere. Ich muss mich zurückhalten, um nicht zu würgen.
»Wer würde das nicht? Aber deine Chancen stehen eher schlecht.«
»Wenn du meinst, wegen dieser Felicity, dann kann ich dich beruhigen – das mit ihr ist schon wieder zu Ende.«
»Das meinte ich nicht. Es gibt da so Gerüchte.« Ich trockne mich gerade ab und halte in der Bewegung inne. Ja, ich weiß, meine masochistische Ader kommt wieder zutage und ich höre gespannt zu.
»Welche Gerüchte?« Ja genau, welche? – würde ich am liebsten rufen. Stattdessen beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich mache einen Schritt weiter auf die Tür zu, um sie besser verstehen zu können.
»Er soll sein Herz verschenkt haben. Aber es soll eine ziemlich komplizierte Geschichte sein.« WTF?
»Dann kann ich ihn ja trösten.«
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Best Friend, or more?
RomanceShannon ist Anfang zwanzig. Sie studiert in ihrem letzten Semster Moddesign an der Yale University (eigentlich wollte sie zu Parson's in New York, aber das hatte nicht geklappt). Ihr bester Freund Matt studiert ebenfalls hier. Sie kennen sich seit d...