Kapitel 17

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Matts Blick ist unverwandt auf uns gerichtet, als er auf uns zukommt. Mit vor der Brust verschränkten Armen bleibt er stehen, die Augenbrauen finster zusammengezogen.

»Danke für den schönen Abend.«, sagt Justin, beugt sich herunter und küsst mich auf die Wange. Matt macht einen drohenden Schritt nach vorn. Innerlich verdrehe ich die Augen.

»Sei dir deiner Sache nicht zu sicher, Anderson.«, meint Justin zu ihm.

»Justin! Das hilft mir nicht weiter.«, zische ich ihm zu und sehe ihn warnend an.

»Keine Sorge, ich will ihn nur ein bisschen ärgern.«, flüstert er mir zu. »Ich melde mich am Montag, wenn alles fertig ist. Wir treffen uns dann zum Kaffee und gehen alles durch.«, sagt er nun wieder lauter, damit Matt es auch ja mitbekommt. Dieser schnaubt nur. Ich kann spüren, wie er tief durchatmet, um ruhig zu bleiben. »Ciao Shannon.« Justin umarmt mich kurz und macht sich auf den Heimweg.

Ich sehe den Rücklichtern nach, um ein bisschen Zeit zu gewinnen, bevor ich mich Matt stelle. Als Justins Auto hinter der Kurve verschwunden ist, drehe ich mich meinem Freund zu.

»Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich in den letzten Stunden durchgemacht habe?« Er kommt einen Schritt auf mich zu, seine Augen schießen wütende Blitze auf mich herunter.

»Hä? Ich weiß nicht, was du meinst.« Das weiß ich wirklich nicht. Wir waren nicht verabredet. Matt streicht sich durch die dunklen Haare, schließt kurz die Augen und atmet zitternd durch. Was auch immer passiert ist, es hat ihn mitgenommen und so wie er gerade reagierte, hat es irgendetwas mit mir zu tun. Ich überbrücke die letzte Distanz zwischen uns und lege meine Arme um seine Taille. Es dauert einen Moment, bis er meine Umarmung erwidert. Schweigend stehen wir in der Nacht.

»Was ist das für ein Geruch?«, fragt er plötzlich, lehnt sich zurück und sieht mich an. Wieder weiß ich nicht sofort, was er meint, doch dann dämmert es mir.

»Die Jacke gehört Justin.«, erkläre ich ihm. Natürlich riecht sie auch nach ihm.

»Ich fass es nicht. Nicht nur, dass du ohne ein Wort zu sagen verschwunden bist, niemand wusste, wo du bist und dann noch mit dem hier auftauchst, hast du auch noch seine Jacke an!«

»Mir war kalt. Ich hatte nur eine Strickjacke an und da hat er mir seine geliehen.«

»Zieh sie aus!«, fordert Matt mich auf.

»Was?«

»Ausziehen!« Da ich ihm wahrscheinlich zu langsam bin, zieht er sie mir kurzerhand über die Arme, klemmt sie sich zwischen die Beine und zieht sich seinen dicken Pullover über den Kopf. Darunter trägt er nichts. Ich starre auf seinen nackten Oberkörper. Die Straßenlaterne wirft ein sanftes Licht auf seine Haut.

»Hier.« Er zerrt mir seinen Pullover über den Kopf. »Das ist besser. Wenn dir das nächste Mal kalt ist, zieh Sachen von mir an, aber nicht von einem anderen Kerl!«

»Matt! Es ist kalt hier draußen, du kannst doch nicht halb nackt hier rumstehen!« Ich will mir den Pullover wieder ausziehen, doch er fängt meine Hände ein und hält sie fest.

»Ich bin so wütend auf dich, dass es ein Wunder ist, dass ich nicht dampfe. Glaub mir, mir ist warm genug!«

»Klärst du mich dann bitte auch auf, warum?«

»Wir haben dich gesucht, Shannon. Max kam in euer Zimmer, du warst nicht da und dein Handy lag auf dem Schreibtisch. Sie dachte erst, du würdest gleich wieder kommen. Aber nachdem sie eine Stunde gewartet hat, hat sie nachgefragt, ob du bei mir wärst. Doch das warst du nicht. Max, Justine, die Jungs und ich haben dich überall gesucht. Ich stehe seit beschissenen vier Stunden hier vorm Wohnheim, in der Hoffnung, dass du zurückkommst. Wir dachten, dir ist sonst was passiert! Aber nein, du hast dich ja nur mit einem anderen Kerl vergnügt!« Mir wird bewusst, was meine Freunde und meine Schwester in den letzten Stunden durchgemacht haben müssen.

Best Friend, or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt