Der Regen wird immer stärker. Nicht mehr lange und ich bin bis auf die Knochen durch. Aber das kümmert mich nicht. Ich stehe einfach vor dem Eingang und starre auf das Schild. Plötzlich schwingt die Tür auf und ich stehe einem Mann gegenüber.
»Schätzchen, was machst du bei dem Mistwetter hier draußen?« Seine Stimme kommt mir bekannt vor und ich brauche einen Augenblick, bis ich in ihm Serenity erkenne.
»Ich weiß es nicht.«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Komm erst mal rein. Nicht dass du dich noch erkältest.« Er packt mich sanft am Arm und zieht mich hinein. Als die Tür zurück ins Schloss fällt und das schlechte Wetter aussperrt, spüre ich, wie mich wohlige Wärme umfängt. Ich beginne zu zittern, denn nun merke ich erst, wie kalt mir eigentlich ist.
»Hunter, ich habe eine nasse Maus vor der Tür gefunden, sei so lieb und koch ihr einen Tee.« Wir kommen im Gastraum an und es ist ungewohnt, das alles am Tag zu sehen. Die Deckenbeleuchtung ist an und es ist unnatürlich hell. Zumindest empfinde ich es so, da ich die Bar nur am Abend mit gedämpfter Beleuchtung kenne.
»Komm Schätzchen, setz dich. Ich geh dir mal ein Handtuch und trockene Sachen suchen.« Serenity schiebt mich auf einen Barhocker und verschwindet dann im hinteren Bereich, wo die Garderoben der Künstler sind.
Seufzend schiebe ich mir die nassen Strähnen aus dem Haar. So super, wie es gerade privat läuft, scheine ich mich beruflich auf einer Talfahrt zu befinden. Ich hatte so fest mit der Kampagne gerechnet.
»Hier, trockne dich erst einmal ab.«
»Danke, Serenity.«Ich nehme das große Handtuch entgegen und rubble mir die Haare ab.
»Serenity bin ich nur am Abend. Jetzt kannst du mich Carl nennen. Das ist übrigens Hunter, mein Ehemann.« Ich hebe den Blick und sehe einen weiteren Mann. Er ist gut einen Kopf kleiner als Carl und hinter einem dicken Brillengestell blicken mich freundliche Augen an.
»Hier, ich hoffe du magst Roibusch.« Er stellt ein dampfendes Teeglas vor mich auf den Tresen.
»Dankeschön. Sorry, dass ich einfach hier aufgetaucht bin. Ich weiß selber nicht, wie ich hergekommen bin.«, sage ich matt.
»Keine Sorge, dieser Ort ist immer offen für alle Künstler dieser Welt, egal in welcher Verfassung sie sich gerade befinden. Das habe ich dir schon bei deinem ersten Besuch erklärt, Shannon.« Erstaunt sehe ich Carl an. »Ja, ich kenne deinen Namen noch. So eine talentierte Jungdesignerin vergesse ich nicht so schnell. Hier, das dürfte dir passen.« Er legt einen Stapel Sachen auf den Barhocker neben mir. »Das ist die junge Dame, von der ich dir erzählt habe.«, erklärt er Hunter.
»Schön dich kennenzulernen, Shannon. Carl war an dem Abend, als du hier warst, ganz euphorisch und hatte gehofft, das du mal wieder vorbei schaust.«
»Echt?« Ich sehe zwischen den beiden Männern hin und her. Keine Ahnung wie sie es machen, aber sie haben etwas an sich, das ich mich nicht mehr ganz so mies fühle.
»Natürlich. Ich liebe Kunst. Aber darum geht es jetzt nicht. Du ziehst dir jetzt trockene Sachen an und dann erzählst du uns, warum du bei diesem scheußlichen Regen draußen herum läufst.« Sanft, aber bestimmt zieht mich Carl von dem Barhocker und schiebt mich anschließend in eine der Umkleiden.
Als ich alleine bin, werfe ich einen Blick in den großen Schminkspiegel, der an der Wand hängt. Ich sehe schrecklich aus. Da ich immer noch vor Kälte zittere ziehe ich mir schnell meine Sachen aus. Selbst meine Unterwäsche ist klitschnass. Carl hat mir eine Jogginghose und einen kuscheligen Pullover herausgesucht. Ich ziehe mir die Sachen an. Natürlich sind sie zu groß und ich muss die Hosenbeine und die Ärmel hochkrempeln. Zu meinen Füßen liegen meine nassen Sachen und ich habe keine Ahnung, was ich damit machen soll. Ich sehe mich in dem Raum um. An einer Wand entdecke ich einen Heizkörper. Ich ziehe zwei der Stühle in die Nähe der Heizung und hänge meine Kleidung auf.
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Best Friend, or more?
RomanceShannon ist Anfang zwanzig. Sie studiert in ihrem letzten Semster Moddesign an der Yale University (eigentlich wollte sie zu Parson's in New York, aber das hatte nicht geklappt). Ihr bester Freund Matt studiert ebenfalls hier. Sie kennen sich seit d...