Kapitel 15

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Seit drei Wochen sind Matt und ich nun ein Paar und ich kann es immer noch nicht glauben. Ich wette, unsere Freunde haben sich schneller daran gewöhnt als ich selber. Ich ertappe mich hin und wieder dabei, dass ich mich frage, ob das alles der Wahrheit entspricht. Oder ob es sich irgendwann doch noch als Traum entpuppt und ich aufwache.

Ich kann mich noch gut an den Morgen nach der Party bei Alpha Kappa erinnern. Ich habe die Nacht bei Matt verbracht. Beim Frühstück haben uns Zach, Eric, Austin, Jaleel und Deandre Löcher in den Bauch gefragt. Als Zach meinte, dass sich dann ja das Theater mit seiner Nase gelohnt hätte, war das Thema erledigt und alles ging seinen gewohnten Gang. Für mich aber war nichts gewohnt. Ich habe keine Ahnung, wie man sich in einer Beziehung verhält. Ich habe sogar Max und Justine ausgefragt, ob ich auf irgendwas Bestimmtes achten muss. Aber sie meinten nur, ich solle auf mein Bauchgefühl hören und mich ganz normal verhalten. Tja und das habe ich seitdem gemacht.

Als wir das erste Mal Arm in Arm über den Campus geschlendert sind, habe ich gedacht, dass jeder uns anstarren würde. Ein paar Leute, die Matt oder mich vielleicht vom Sehen her kennen, haben tatsächlich komisch und erstaunt geschaut. Aber dem Großteil der anderen Studenten und Unimitarbeiter war es herzlich egal. Nach und nach entspannte ich mich und habe angefangen es zu genießen.

Ich sitze an meinem Schreibtisch. Ich mache die letzten Entwürfe für Emely fertig. Wir wollen uns morgen Nachmittag mit den Schneiderinnen treffen und in einem Monat soll dann das Fotoshooting stattfinden. Ich werde nicht dabei sein, aber Emely will mir danach jede Aufnahme zeigen.

Ich tippe mit dem Ende meines Bleistiftes auf den Block. Ich müsste mich eigentlich um meine Abschlussarbeit kümmern. Aber seit mein Dozent sie so verrissen hat, bin ich total gehemmt. Ich habe festgestellt, dass ich mir lieber andere Aufgaben suche, um mich ja nicht damit befassen zu müssen. Doch wenn ich nicht bald die Kurve bekomme, stehe ich ohne Abschluss da, denn die Zeit drängelt.

Seufzend streiche ich mir die Haare nach hinten und atme ganz langsam aus. All meine üblichen Methoden zur Fokussierung scheinen nicht zu greifen, wenn es um diese Kollektion geht.

Frustriert werfe ich meinen Bleistift auf den Schreibtisch. So komme ich echt nicht weiter. Mein Handy piept. Schwach, wie ich bin, greife ich danach, erleichtert über die Ablenkung.  

Hallo Shannon,

wie sieht es mit den Entwürfen aus?

Ich weiß, ich hatte versprochen

Dir Zeit zu lassen. Aber ich bin

manchmal nicht der geduldigste Mensch.

Die Nachricht ist von Justin. Ich muss bei seinen Worten kurz grinsen. Wenn er wüsste. In den vergangenen drei Wochen habe ich nicht nur Emilys Auftrag fertig gestellt, sondern auch jede Menge Entwürfe für Justin angefertigt. Ich habe mich an opulenten Abendkleidern, verspielten und sexy Corsagen und Blusen und Röcken ausgelebt. Ich habe etwas vollkommen Neues ausprobiert und es hat mir riesigen Spaß bereitet. Schnell tippe ich meine Antwort.

Hast du heute Zeit?

Ich habe schon einiges für dich fertig und

kann es kaum erwarten es dir zu zeigen.

Während ich auf seine Antwort warte,  packe ich alle Entwürfe ordentlich zusammen. Einen Teil habe ich in meinem Skizzenbuch. Andere sind aber auf losen Blättern, weil mir die Ideen in Momenten gekommen sind, in denen ich mein Buch nicht dabei hatte. Manche sind bei Matt entstanden. Er hat mich gefragt, wofür sie seien. Ihm ist aufgefallen, dass die Proportionen völlig anders sind als bei meinen anderen Arbeiten. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich etwas Neues ausprobiert habe, es aber nicht der Rede wert wäre. Er hat es dabei belassen. Ich kann ihm schlecht sagen, dass ich für Justin arbeite, um meine Abschlussarbeit zu finanzieren. Er wäre, glaube ich, nicht unbedingt sehr erfreut darüber.

Best Friend, or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt