Kapitel 27

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Den nächsten Tag verbringe ich nur im Bett. Max war die ganze Nacht für mich da und hat mich getröstet, während ich in mein Kopfkissen geweint habe. »Holzkopf« war noch die schmeichelhafteste Bezeichnung, die sie für Matt hatte. Dabei kann ich ihn jetzt ein Stück weit verstehen. Aber gestern ist es mit mir durchgegangen und ich habe einfach nur noch rot gesehen. Die ganze Unsicherheit, die ich immer empfinde und die Gedanken darüber, dass er eines Tages eine Frau findet, die weitaus besser ist als ich, haben sich gestern ihren Weg nach draußen gesucht. Ich habe mich absolut lächerlich gemacht und dabei Matt nicht nur beleidigt, sondern habe ihn wahrscheinlich auch noch verloren.

Max hat nicht nur ordentlich über Matt geschimpft. Auch ich musste mir eine Standpauke anhören, die sich gewaschen hatte.

Nun stehe ich wieder im Atelier. Meine Augen fühlen sich an, als hätte ich Sandpapier unter den Lidern. Auch sind sie vom vielen Weinen geschwollen. Ich weiß, dass ich miserabel aussehe. Meine Kommilitonen werfen mir schon komische Blicke zu. Aber ich habe einfach nicht die Energie. Es reichte heute morgen gerade dazu, dass ich mir die Zähne putze und die Haare kämme.

Meine Models kommen heute noch einmal für eine allerletzte Anprobe vorbei. Ab nächster Woche ist mein Terminplan gefüllt mit Prüfungen. Da konnten wir keinen Termin finden, an dem alle Zeit gehabt hätten.

Zum tausendsten Mal heute schaue ich auf mein Handy. Seit Matt aus der Tür gestürmt ist, habe ich nichts von ihm gehört. Jaleel hatte mir nur mal geschrieben, dass Matt wieder da wäre und die Jungs ein Auge auf ihn haben werden.

Irgendwas in mir sagt mir, dass er sich auch weiterhin nicht melden wird. Ich habe aber auch nicht den Mut den ersten Schritt zu machen. Eigentlich müsste ich ihn tun, immerhin ist es auch meine Schuld und selbst wenn er unsere Beziehung für beendet betrachtet, ist da immer noch der Fakt, dass ich von ihm schwanger bin. Wir werden in naher Zukunft so oder so reden müssen.

Ich versuche mich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Das Anbringen des Pailettenmusters ist verdammt ermüdend. Aber ich kann es mir nicht leisten es anfertigen zu lassen. Darum sitze ich nun hier und nähe Pailletten auf ein zartes Gewebe auf, welches dann anschließend an mehreren Kleidungsstücken angebracht wird. Ich gähne hinter vorgehaltener Hand.

Am Abend, meine Kommilitonen sind bereits gegangen, kommen meine Models. Justine ist auch dabei, um mich zu unterstützen. Als die Anproben durch sind, kann ich das erste Mal erleichtert durchatmen – alle Kleidungsstücke passen perfekt. Anschließend proben wir den Ablauf der Show durch und ich gebe jedem einen Merkzettel mit den wichtigsten Punkten mit.

Zum Schluss sind nur noch Justin und Justine da, die mir beim Aufräumen helfen.

Ich bin total erschöpft und setzte mich einen Moment.

»Du mutest dir zu viel zu. Du siehst blass aus.« Justin setzt sich zu mir.

»Max hat mir erzählt, dass es dir in letzter Zeit nicht gut geht, können wir dir irgendwie helfen?« Justine lehnt sich von der anderen Seite meines Arbeitstisches zu mir hinüber. Ihr besorgter Tonfall bringt mich an den Rand eines neuen Tränenausbruches.

»Es ist gerade alles ein bisschen viel.« Die Untertreibung des Jahrhunderts! Aber ich kann und will ihnen nicht die Wahrheit sagen. Nicht, solange ich nicht wenigstens mit meinen Eltern gesprochen habe.

»Warum hilft dir dein Freund nicht?« Zack, Justin trifft genau meinen aktuell sehr wunden Punkt.

»Er ist mit seiner eigenen Abschlussarbeit und den Prüfungen beschäftigt.«, quetsche ich hervor.

»Und was ist mit dir heute los, großer Bruder? Du bist nur mit deinem Telefon beschäftigt und grinst dann immer so dämlich.«, wendet sich das Gespräch zum Glück weg von mir.

Best Friend, or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt