Kapitel 26

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Ich habe absolut keine Lust zu Matt zu gehen und den Abend mit Filmen zu verbringen. Ich fühle mich immer noch wie betäubt. Die Neuigkeit mit der Schwangerschaft hat mich total aus der Bahn geworfen. Außerdem fühle ich mich ausgelaugt und ich will eigentlich nur schlafen. Doch Max hat mich quasi aus unserem Zimmer geworfen. Sie meinte, das mich der Abend mit meinem Freund ablenken würde. Ob das wirklich so sein wird, wage ich zu bezweifeln.

Fröstelnd schlinge ich die Arme um mich herum, während ich den Bürgersteig entlang gehe. Der Wind hat ordentlich aufgefrischt. Leider habe ich keine Jacke mitgenommen und nur einen Hoodie übergezogen. Zum Glück ist es nicht weit bis zum Verbindungshaus.

Ich nutze den Weg, um meine emotionale Verfassung etwas zu festigen. Ich weiß, dass ich es ihm sagen muss, aber ich kann das noch nicht heute Abend machen. Vorher muss ich es erst richtig begreifen. Wie ich es machen werde, wenn es dann soweit ist, weiß ich noch nicht. Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine richtigen Gedanken gemacht. Ich habe die meiste Zeit des Tages versucht es zu verdrängen.

»Hey.«, begrüßt mich Matt, als er mich rein lässt. Er zieht mich in seine starke Umarmung und ich lege meine Arme um seine Taille und den Kopf an seine Schulter. Sein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase und sofort bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Die Tränen drängen mit aller Macht an die Oberfläche und ich muss meine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sie zurückzudrängen. In mir schreit es danach, ihm jetzt hier und sofort alles zu sagen. Einfach aus dem Grund, dass ich dann nicht mehr ganz alleine dastehen würde. Max weiß es zwar schon und sie wird immer für mich da sein und mich unterstützen, aber es ist nicht dasselbe.

»Alles in Ordnung?«, fragt mich Matt und sieht mich prüfend an, nachdem ich mich widerstrebend von ihm gelöst habe.

»Ja, alles bestens.«, lüge ich ihn an und vermeide dabei ihn anzusehen. Damit es nicht so auffällt,  gehe ich an ihm vorbei.

»Sicher? Du siehst aus, als ginge es dir ganz und gar nicht gut.«

»War ein stressiger Tag heute. Hast du schon einen Film ausgesucht?«, wechsle ich das Thema.

Er sieht mich einen Augenblick mit zusammengezogenen Augenbrauen, an.

»Es ist alles vorbereitet.«, sagt er schließlich und wir gehen gemeinsam hoch in sein Zimmer. Unterwegs begrüße ich noch Austin und Jaleel, die im Wohnzimmer auf der Couch hocken und an einer der Spielekonsolen zocken.

»Ich wollte erst mit dir unten gucken. Aber ich habe mich dann doch für hier oben entschieden. Hier haben wir weitaus mehr Privatsphäre.«, sagt er, kaum dass die Tür hinter uns zu ist. Er legt von hinten seine Arme um mich und zieht mich an sich. Matt beugt sich herab um mich auf den Hals zu küssen. Mein Körper reagiert sofort und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich lehne mich gegen ihn und genieße seine Liebkosungen.

Leider hört er viel zu schnell damit auf.

»Komm, mach es dir gemütlich.« Er deutet auf sein Bett, auf dem schon sein Laptop steht und an dessen Rückseite viele Kissen aufgeschichtet sind, damit wir uns bequem anlehnen können. Auf dem Nachtschrank stehen Schüsseln mit Chips, Popcorn und Gummibärchen. Allein beim Anblick meiner Lieblingsnaschereien wird mir schlecht. Schnell wende ich den Blick ab und krabble aufs Bett. Matt hält zwei DVD Hüllen in die Höhe und ich suche einen der Filme aus. Er kommt zu mir und startet den Film auf seinem Laptop.

Ich kuschle mich an ihn und seine Nähe und Umarmung bewirkt, dass ich das Gefühl bekomme, dass alles gut wird. Ein kleiner Funken Hoffnung beginnt in mir zu glimmen. Sein Handy vibriert in seiner Hosentasche. Seufzend holt er es heraus. Er nimmt seinen Arm von mir und tippt eine Antwort. Missmutig werfe ich ihm einen Seitenblick zu – ich lag gerade echt bequem. Als er fertig ist, legt er es neben sich aufs Bett und zieht mich wieder an sich. Aber wenn ich gedacht habe, dass wir jetzt ungestört den Film schauen können, habe ich mich getäuscht. Denn schon wieder vibriert sein Handy. Genervt löse ich mich von ihm. Er guckt mich nur kurz von der Seite an, bevor er nach dem Telefon greift. Auch wenn es mich brennend interessiert, wer ihm ständig schreibt, halte ich den Mund. Ich versuche mich auf den Film zu konzentrieren. Aber es will nicht klappen. Tief durchatmend kuschle ich mich tiefer in seine Kissen. Sie riechen nach ihm. Vorsichtig strecke ich eine Hand aus und lege sie ihm auf den Bauch. Er greift zwar danach und verschränkt unsere Finger miteinander, aber irgendwie fühlt es sich distanziert an. Ich versuche mir zu sagen, dass es absoluter Quatsch ist, aber dennoch bleibt dieses kleine nagende Gefühl bestehen.

Best Friend, or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt