54. Kapitel

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Leicht den Kopf schüttelnd folgte ich ihm in die graue Suppe.

Ich konnte nur hoffen dass wir uns nicht verliefen.

Zu sagen, dass man bei diesem Nebel nicht mal mehr die Hand vor den Augen sehen konnte, war wohl eine Untertreibung. Man konnte nicht mal mehr... keine Ahnung was man nicht sehen konnte. Punkt war, dass man rein gar nichts mehr sah. Nur grau.

Ich war froh dass ich mich noch auf meinen Geruchssinn und mein Gehör verlassen konnte, aber selbst das wurde immer schwieriger, je länger wir voranschritten. Der dichte Schleier dämpfte jedes Geräusch und der fade Geruch von Schimmel und Feuchtigkeit den der Nebel mit sich trug, verschlimmerte sich.

Bei meinem Orientierungssinn, und wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich mich bei diesem Nebel nicht nur verlaufen, ich wäre auch bestimmt nach 50 Metern gegen einen Baum gelaufen.
Zum Glück war ich nicht alleine und zum Glück gab es einen Daiven, der seinen Arm gerade noch rechtzeitig um meine Hüfte schlang, bevor meine Stirn mit der rauen Rinde einer Eiche kollidieren konnte.

"Danke.", ächzte ich, und lief um die Eiche herum, nur um wenige Sekunden später mit dem nächsten Baum zusammenzustoßen. "Verdammt", knurrte ich und versetzte dem Baum einen tritt.

Daiven lachte und ich überlegte auch ihm einen Tritt zu verpassen.

Aber dann fiel mir ein wie er noch vor wenigen Minuten dagelegen hatte und mir wurde wieder schlecht. Hoffentlich würde ich ihn nie wieder in so einem Zustand sehen. Ich wusste nicht ob ich diesen Moment jemals verkraften würde.

Stattdessen griff ich also in die Richtung, in der ich ihn erwartete und bekam den Zipfel seines Shirts zu packen.

"Helf mir mal lieber statt dich über mich lustig zu machen.", grummelte ich und ließ mich von ihm eine Weile lang führen.

Irgendwann suchte seine Hand meine, und mir wurde leichter ums Herz. Meine lag geborgen in seiner großen Hand, und er hielt mich besitzergreifen fest, als wolle er mich niemals wieder loslassen. Es war so eine simple Geste, und trotzdem hatte ich das Gefühl endlich geborgen uns angekommen zu sein.

"Argh", ich machte ein undamenhaftes Geräusch als ich wieder über eine Wurzel stolperte. Bestimmt die fünfte in 20 Minuten. Ich könnte schwören dass wir schon aus dem Wald rausgekommen sind, aber wahrscheinlich konnte man wegen dem Nebel einfach nur keine Bäume sehen. Wie zum Baumbart Daiven noch nicht gegen einen Baum gerannt ist konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

"Wie weeeiit nooooch?", quengelte ich wie ein Kleinkind.

Und ja, ich wusste dass es bald einen Kampf geben wird, ja es war zugegebenermaßen meine Schuld und ich sollte mich deshalb nicht beschweren. Aber ich war nun mal keine ausgebildete Heldin, meine Beine taten weh, ich war schlecht gelaunt und die Bäume hassten mich. Ab diesem Punkt wollte ich einfach nur alles hinter mich bringen. Das Adrenalin das mir Anfangs noch Kraft gegeben hatte, war abgeebt, stattdessen hatte sich eine Unruhe in mir breitgemacht und ich wurde immer angepisster.

Zum Glück blieb Daiven genauso gelassen wie eh und je. "Nicht mehr lange, maximal 100 Meter noch." Die Antwort besänftigte mich einigermaßen.

Tatsächlich merkte ich nach 100 Metern, dass wir den Wald endlich hinter uns gelassen hatte. Der Nebel war immernoch undurchschaubar, und doch wurde es etwas heller.

In der Ferne konnten wir endlich sehen woher das violette Licht kam, welches wir auch schon im Wald bemerkt hatten. Während der Nebel jedes andere Licht geschluckt hatte, war das lila immernoch penetrant hell.

"Ist das da hinten nicht der Sportplatz?", fragte Daiven neben mir.

Ich kniff die Augen zusammen. "Ich denke schon. Auf den Pfosten habe ich mal so komische Kristalle gesehen, wahrscheinlich kommt es von denen. Aber warum die so hell Leuchten kann ich dir auch nicht sagen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 29 ⏰

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