49. Kapitel

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Und bevor seine Lippen meine Stirn berührten, war ich schon eingeschlafen, eingehüllt in die Wärme seines Körpers, seinen Geruch und dem gleichmäßigen Geräusch seines Atems. 

~

Ich wurde sanft von Vogelgezwitscher geweckt. Nein, stopp. Nicht sanft. Ich wurde UNsanft von Vogelgezwitscher geweckt. Wer auch immer etwas anderes behauptet, der hat noch die das schrillen Geschrei von Spatzen und Amseln gehört die gierig um einen Brutplatz kämpften. Oder um was auch immer. 

Genervt ließ ich meinen Kopf zurück fallen. Bitte haltet einfach den Schnabel!, beschwor ich sie. Ich konnte nicht einmal über dieses doofe Wortspiel lachen. Mehr als diesen schlechten Witz am frühen Morgen konnte mein Gehirn noch nicht zu Stande bringen. Irgendwo im Wald huhuhte oder schuhute ( wie gesagt, zu mehr Aufmerksamkeit war ich nicht fähig ) eine Eule oder ein Uhu. Was auch immer. 

Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen wie Schneewittchen oder Cinderella damit jeden Morgen aufwachen konnten. Wäre ich sie gewesen, die Vögel wären schon mindestens nach dem zweiten Tag tot. 

Ich gähnte ausgiebig. Mein ganzer Körper fühlte sich immer noch schlapp an. Ich konnte gefühlt keinen Muskel bewegen und wollte eigentlich einfach weiter schlafen, doch die Schreivögel ließen einfach keine Ruhe und zwitscherten munter weiter, als müssten sie die letzten Stunden des Tages noch ausnutzen. Wann hörten sie endlich auf mit diesem Gezwitscher?! Vielleicht sollte ich warten bis die Sonne untergegangen war, dann würden sie garantiert verstummen. Warte. Sonnenuntergang?

Mit einem Satz war ich hellwach. Wie lange hatte ich bitteschön geschlafen? Ich richtete mich auf. Mein Blick fiel auf Daiven. Natürlich musste er auch im Schlaf gut aussehen. Meine Augen waren höchstwahrscheinlich verquollen, ein wenig beschämt fuhr ich mit der Hand über meinen Mund als ich die feuchte Sabberspur auf Daivens Shirt sah. Wie gesagt, ich war wirklich kein schöner Schläfer. 

Außerdem konnte ich nicht glauben dass Daiven nicht aufgewacht war. Ein kleiner, bösartiger Teil von mir wollte ihn aus dem Schlaf reißen, doch ein romantischer, sehr viel größerer Teil konnte einfach nicht den Blick von seinem Gesicht losreißen. Ich könnte mich nie daran sattsehen. Mutternatur hat auf alle Fälle den Gentopf bis oben hin mit gutem Aussehen gefüllt. Und den Gentopf für Charakter zur Hälfte...Idiotie? Gab es dieses Wort überhaupt? Egal, eben mit idiotisch großem Ego. 

Doch wenn er dort so friedlich lag, konnte ich nicht verhindern dass mein Herz aufgeregt flatterte. Dieser wunderschöner Junge, nein Mann, gehörte zu mir. Vorsichtig, als könnte er sich jeden Moment auflösen, hob ich meine Hand und strich ihm das dunkle Haar aus der Stirn. Als es sich nicht rührte, pikste ich ihn vorsichtig mit dem Finger in die Wange. Woah, seine Haut war so weich! Wie bei einem Babypopo! Ich wurde mutiger da Daiven immer noch zu schlafen schien und fuhr mit dem Finger die weiche Konturen seiner Lippen und die harten Züge seines Kiefers nach. Wie konnte alles an ihm so perfekt wirken wenn sein Leben alles andere als das war? Fasziniert von den kleinen Schatten die seine langen Wimpern auf die Wangenknochen warfen, beugte ich mich über ihn, als er mit einem Mal die Augen aufschlug. Erschrocken zuckte ich zurück, wurde jedoch von dem Arm aufgehalten den Daiven um mich schlang.

"Na na, erst mich die ganze Zeit anstarren und dann abhauen, das haben wir gern.", sagte er mit einem leisen Lächeln.

"I-ich hab dich nicht angestarrt!", protestierte ich hoffnungslos. Als mir klar wurde, dass er höchstwahrscheinlich dei ganze Zeit schon wach gewesen war, gab ich nach. "Na gut... aber nur weil Mutternatur zu viel-"

"Mutternatur hat was...?"

Verlegen hielt ich inne. "Ich hab dich nur beobachtet weil mir langweilig war! So wars. Hier in der Hütte gibt es wirklich nicht viel oder? Nur das Sofa hier und der Stuhl da und dahinten noch...Iihh, ist das etwa eine Unterhose? Wer will schon eine Unterhose anschauen, stimmts? Aber warum zur Hölle liegt die da? Wer rennt denn bitteschön ohne Unterhose rum? Ist das nicht total unangenehm? Aber ich glaub die ist nicht von dem Mädchen, ich weiß ja nicht wie das bei Jungs ist aber-Haha...ha." ,verzweifelt versuchte ich mich aus meinem misslichen Geplapper zu befreien, aber verstrickte mich stattdessen immer mehr in den Worten. 

Kuss des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt