32. Kapitel

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Ich lief neben Daiven her und bahnte mir meinen Weg durch die tanzenden Menschen. Die Luft war so dick dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können und es roch nach Schweiß, Bier und fettigem Essen. Ich war froh als wir endlich draußen vor der Tür standen und atmete tief ein. Trotz der dicken Eingangstür konnte man das Wummern der Bässe nach wie vor hören. Ich wunderte mich ob wir Ärger bekommen würden wenn ein Lehrer die Party bemerkte, doch ich tat es achselzuckend ab. Wir waren sowieso nicht mehr auf der dort drin. 

Die Rendel-/Wrolltreppe machte ein quietschendes Geräusch als wir sie hinunter fuhren und blieb unten mit einem leisen klong stehen. Der Teppichboden dämpfte jedes Geräusch. Weit und breit war niemand zu sehen, was eigentlich etwas gutes war, wo wir doch eigentlich in unseren Betten liegen sollten. Da wir aber Leute erschrecken wollten, war es nicht die optimalste Bedingung dafür.

"Bekomm ich auch so eine Maske?"

"Warum?", fragte ich ihn verwundert.

"Dann kann ich auch Leute erschrecken."

Ich hob eine Augenbraue und starrte ihn an. "Glaub mir, dein Aussehen verstört die Leute schon genug."

"Nur weil sie nicht mit meinem guten Aussehen klarkommen.", sagte er selbstbewusst und fuhr sich mit einer Hand durch das dunkle Haar. Ich schnaubte und verdrehte die Augen. War ja klar das so etwas kommen würde.

"Also?", fragte er abwartend und verschränkte die Arme. 

"Du kannst dir gerne eine besorgen, aber ich habe keine zweite.", erklärte ich ihm. "Hey, wo willst du hin?!"

Daiven hatte sich umgedreht und lief schnurstracks wieder auf die Rolltreppe zu. "Ich frag Nathan ob ich seine ausleihen kann, die die du ihm geschenkt hast.", rief er mir über seine Schulter hinweg zu und fuhr nach oben. 

Ich blieb unten und wartete geduldig. Hoffentlich brauchte er nicht zu lange um Nathan zu finden, denn ich hatte ihn heute Abend noch nicht zu Gesicht bekommen. Solange er oben war betrachtete ich die Maske in meiner Hand. 

Sie war groß, fast doppelt so groß wie meine Hand, passte mir jedoch gut und war trotz ihrer Größe sehr leicht und zierlich. Sie hatte nur zwei schlitzförmige Löcher für die Augen, keine für Mund und Nase. Die glatte Oberfläche war mit kleinen bunten Flecken überseht, die bei genauerem Hinschauen eine bewaldete Landschaft ergaben. Als ich die Maske aus meinem Koffer geholt hatte, hatte ich die Flecken als bunte Punkte abgetan. Ich drehte die Maske ein wenig und hielt sie gegen das Licht. Sofort ergaben die bunten Flecken ein neues Bild. Diesmal sah es aus wie ein großer See im Sonnenaufgang. Die Strahlen der Sonne wurden vom Wasser reflektiert und glitzerten golden. Ich drehte die Maske auf die andere Seite und diesmal war es eine Blumenwiese mit kleine Blumen in allen Farben des Regenbogens. Wow. Das war ziemlich faszinierend.

"Ich bin ein wenig beleidigt dass du die Maske lieber betrachtest als mich", sagte Daiven in einem neckenden Ton und riss mich damit aus meinen Beobachtungen. Etwas beschämt ließ ich meinen ausgestreckten Arm wieder herabsinken. Daiven starrte mich kurz an, mit einem komischen Ausdruck in seinen eisblauen Augen, bis ich ihn aus seiner Starre riss. "Also, hast du jetzt eine Maske?"

"Huh?", fragte er blinzelnd und der Ausdruck verschwand aus seinen Augen. "Was hast du gesagt?"

"Die Maske?", half ich ihm auf die Sprünge. 

"Achso, Nathan hat gesagt ich soll sie einfach aus seinem Zimmer holen. Sah übrigens ziemlich betrunken aus der Gute."

Ich verdrehte die Augen. War ja klar das mal wieder irgendjemand Alkohol mit rein geschmuggelt hat und Nat ordentlich zuschlagen musste. Seit er auf dieser Schule war hatte er sich irgendwie verändert. Früher war er immer fürsorglich und lustig gewesen und hatte auf die Meinung der anderen gepfiffen. Jetzt zählte nur noch die Meinung seiner schleimigen Freunde.

"Kommst du Kleine?", fragte Daiven der schon die Treppen hinunter gelaufen war.

Nathans Zimmermitbewohner war nicht da, wahrscheinlich war er auch auf der Party, doch die Tür stand offen und so holten wir die Maske von seinem Nachttisch. 

Wir schlichen auf Zehenspitzen durch die Gänge, die Masken in unseren Händen, auf der Suche nach irgendwelchen Leuten die wir erschrecken konnten. Unser erstes Opfer war ein Pärchen, dass ihm Halbdunkeln des breiten Ganges wild herumknutschte. Wir schlichen uns seitlich an die beiden heran und Daiven ließ ein unmenschliches Knurren los. Erschrocken fuhr das Paar auseinander. Beide fingen an zu Kreischen als sie uns in unseren Masken sahen. Kichernd rannten wir den Gang hinunter und versteckten uns in einer Nische. 

Lachend warf Daiven den Kopf in den Nacken und ich kicherte. "Hast du gesehen wie sich der Junge hinter dem Mädchen versteckt hat? Der hat sich fast in die Hose gemacht!", prustete ich und zog den Gummi meiner Maske fester, damit sie nicht von meinem Gesicht herunter rutschte.

"Man, was für ein Weichei!"

"Aber so was von!"

Wir schlichen weiter, fanden aber abgesehen von einer Putzfrau niemanden mehr den wir erschrecken konnten. 

Plötzlich ging vor uns eine schwere Tür auf und Daiven zog mich wieder zurück. Vorsichtig lunsten wir um die Ecke. 

Eine Frau mit schneeweißer Haut und weißen Haare schloss die Tür mit einem dumpfen Geräusch hinter sich. Es war Frau Greif die gerade aus dem Büro des Schulleiters gekommen war.

 Sie zog ein Handy aus der Hosentasche ihrer schwarzen Skinny Jeans und tippte wild darauf herum.

Langsam lief sie weiter, in unsere Richtung, ohne den Blick von ihrem Display zu nehmen. 

"Shit.", fluchte Daiven leise und sah sich nach einem Fluchtweg um.

Wenn Frau Greif uns entdeckte, würden wir bestimmt Ärger bekommen. 

Daiven zeigte auf einen roten Samtvorhang der auf anderen Seite des Ganges ein großes Fenster säumte. 

Solange die Lehrerin noch von ihrem Handy abgelenkt war konnten wir uns unbemerkt hinter den Vorhängen verstecken. 

Doch kurz bevor wir den Vorhang erreichen konnten steckte sie mit einem genervten Seufzen das Handy in ihre Hosentasche und blickte auf. Ihr Blick fiel auf uns, wie wir wie versteinert stehen geblieben waren und die Masken die wir immer noch vor unseren Gesichtern trugen. 

Doch statt zu schreien wie die anderen die wir erschreckt hatten, verwandelte sie sich in einen weißen Vogel. Einen Wimpernschlag lang sah sie uns aus ihren rubinroten Augen an, dann verwandelte sie sich zurück. 

Nur der Fakt dass sie nackt war und sich ihre Kleidungsstücke vor den Körper hielt wiesen darauf hin dass sie bis gerade eben ein weißer Falke gewesen war. 

Bevor sie reagieren konnte hatte Daiven mich gepackt und wir rannten, ohne uns nochmal umzudrehen, so schnell uns unsere Beine tragen konnte zurück zu unserem Zimmer.

Außer Atem setzten wir uns auf einen Sessel in der Sternenwarte und starrten in den dunklen Nachthimmel.

Die Sterne funkelten wie kleine Diamanten und erst da fiel mir auf dass heute kein Vollmond war.

Und sie eigentlich eine Jragun.



Autorin: Hab nicht viel zu sagen... Vommentiert einfach. (Voten + Kommentieren)

Bye bye!

littleQuietGirl

Kuss des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt