24. Kapitel

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"Hey Kleines? Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?", fragte Daiven mich, einen Arm lässig auf das Lenkrad gestützt. 

Tatsächlich spielte ich kurz mit dem Gedanken sein Angebot anzunehmen. Bei dem Gewitter und dem kalten Regen draußen, war es einfach zu verlockend. Doch als er sein selbstbewusstes Lächeln aufblitzen ließ, verwarf ich den Gedanken sofort. "Nein danke. Ich muss ja nur noch-", ich sah auf meine Uhr. "-40 Minuten auf den nächsten Bus warten"

Daiven zog seine Augenbraune hoch. "Du willst wirklich bei dem Wetter noch 40 Minuten auf deinen Bus warten?" Ich versuchte so motiviert wie möglich zu nicken, scheiterte jedoch kläglich. "Wo willst du denn hin?"

"In die Stadt. Muss noch ein Geschenk für Nat kaufen."

Jetzt zog Daiven seine Augenbrauen zusammen. "Wieso dass denn?"

"Er hat morgen Geburtstag und ich hab es vergessen.", sagte ich und ärgerte mich gleich darauf über mich selbst. Wieso erzählte ich ihm das alles? 

"Dann steig doch ein. Ich bin auch gerade eben auf dem Weg in die Stadt."

Trotzig schüttelte ich den Kopf. "I-ich soll nicht bei Fremden ins Auto steigen.", erwiderte ich und ohrfeigte mich dafür in Gedanken selbst. Ernsthaft Elvira? Was Besseres ist dir auch nicht eingefallen oder? Bestimmt hält er mich jetzt für eine dieser eingebildeten Puten. Doch Daiven verzog spöttisch den Mund und lehnte sich näher an das Fenster heran. "Kleines, dem zu urteilen was du schon alles an mir gesehen hast, sind wir alles andere als fremd."

Sofort fing mein Gesicht an rot anzulaufen und ich schluckte. Musste er mich ausgerechnet jetzt daran erinnern?

"Also? Kommst du jetzt oder müssen wir warten bis entweder mein Auto voll mit dem Regenwasser läuft oder du von einem Blitz erschlagen wirst?" Wie auf Kommando erhellte einer den dunklen Himmel und kurz darauf folgte ein ohrenbetäubendes Donnergrollen, bei dem ich zusammen zuckte. Ergeben zog ich den Kopf ein. Mit Daiven in einem Auto zu sitzen war definitiv eine bessere Option als von einem Blitz getroffen zu werden. Hektisch rannte ich zu seinem Wagen, riss die Türe auf und ließ mich auf den Sitz fallen. Daiven kurbelte schnell das Fenster herunter und startete danach den Motor, der mit einem Stottern ansprang. Erleichtert ließ ich meinen Kopf hinten gegen die Kopflehne fallen und wrang meine nassen Haare aus. Obwohl ich nur ein kleines Stück durch den Regen gelaufen war, waren sie pitschnass. Es schüttete wirklich wie aus Eimern.

Eine unangenehme Stille machte sich zwischen uns breit, während Daiven durch den Regen fuhr der unablässig gegen die Windschutzscheibe prasselte und die Scheibenwischer auf Hochtouren liefen. Ich räusperte mich. "Ist das dein Auto?", fing ich an Small Talk zu machen. 

Daiven nickte und hielt den Blick konzentriert auf die Straße gerichtet. "Wundert dich das etwa?" 

Ich schüttelte den Kopf. "Ich dachte nur, du würdest ein Protzigeres nehmen. Das hier ist doch schon ziemlich alt.", sagte ich mit Blick auf die Kurbeln für das Fenster an der Seite. 

"Ich weiß was du meinst.", sagte Daiven lächelnd und sah mich aus seinen eisblauen Augen an. "Aber ich liebe eben alte Dinge. Man hat immer das Gefühl, eine Zeitreise zu machen. Sobald ich in das Auto steige und losfahre, denke ich, ich könnte allem und jedem entfliehen." 

"Verstehe.", sagte ich.

Ich verstand es wirklich. Früher hatte ich auch immer alte Sachen vom Dachboden geholt, zum Beispiel einen Schallplattenspieler mit dem ich alte Schallplatten angehört hatte, nur um keine Angst vor dem Gewitter haben zu müssen. Es hatte mich irgendwie beruhigt.

"Aber was ich nicht verstehe-", ich sah ihn an und er blickte zurück. "Wieso hast du dir so ein Quietscheentchen ausgesucht?"

"Hey, beleidige nicht meine alte Lady!", maulte er gespielt beleidigt und ich grinste. "Das ist nicht mal eine Ente, sondern ein alter VW Käfer."

"Aber wieso in gelb?"

Daiven zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Alle Autos heutzutage sind immer grau, weiß oder schwarz. Da wollte ich mal ein bisschen Licht in die Welt bringen!" Ich lachte und als Daiven mit einstimmte, durchfuhr mich ein warmes Gefühl. Es war nicht eines seiner spöttischen ode arroganten Lachen, sonder ein Aufrichtiges. Es war wunderschön. Tief und warm, wie ein heller Sonnenstrahl der sich durch eine dichte dunkle Wolkendecke bohrte. Ich schluckte. Langsam verebbte das Lachen und es machte sich wieder eine Stille breit. Dieses Mal war jedoch nicht bedrückend wie vorher, sonder angenehm. Ich lehnte den Kopf gegen das kühle Glas des Fensters und starrte hinaus. Dann sah ich ihn erschrocken an. "Daiven, du fährst vollkommen falsch! Das ist nicht der Weg in die Stadt!"

Daiven lachte. "Keine Sorge Kleines, ich fahre genau richtig." Dann setzte er den Blinker und bog auf einen holprigen Pfad in den dunklen Wald ein. 

Ängstlich presste ich mich gegen das Glas. "Du willst mich jetzt aber nicht umbringen und meine Leiche irgendwo im Wald verscharren oder?"

"Nein, als ob ich das machen würde!"

"Das kann ja jeder Mörder sagen!"

"Ich bin aber kein Mörder!"

"Das kann aber auch jeder Mörder sagen!" Oh Gott, ich hätte gar nicht erst bei ihm einsteigen dürfen. Schnell blickte ich aus dem Fenster. Ich hatte keine Ahnung wo wir waren und draußen war es so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte. 

Plötzlich hielt das Auto abrupt an und ich knallte mit voller Wucht gegen die Fensterscheibe. "War das damit du mich ohnmächtig bekommst, um mich dann zu skalpieren", fragte ich empört und rieb mir die Stirn. 

"Verdammt Elvira! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dich nicht töten will?!", knurrte Daiven amüsiert und ich grummelte als Antwort.

Ein kalter Luftzug und ein paar Regentropfen erwischten mich als Daiven seine Türe öffnete, und mit hochgeschlagenem Kragen und eingezogenem Kopf um den VW Käfer herum lief, um mir die Türe zu öffnen. "Ganz der Gentleman. Erst völlig woanders hinfahren und dann aber die Türe öffnen.", frotzelte ich. Kurz genoss ich noch die Wärme im Auto, dann drückte ich meinen Jutebeutel fest an mich und stieg hinaus in den Regen. Es hatte etwas nachgelassen und auch das Gewitter hatte aufgehört.

Fröstelnd zog ich meine Strickjacke wieder enger um meinen Körper als ich Daiven über den kiesigen Pfad folgte. Mit schnellen Schritten holte ich ihn ein. "Also nimmst du mich in deinem Auto mit und lügst mich an indem du sagts, du gehst auch in die Stadt. Aber dann fährst mit mir in den Wald, während es regnet und dunkel ist. Perfekte Location für einen Horrorfilm, mal ganz nebenbei bemerkt. Dann behauptest du mich nicht töten zu wollen. Ist ja alles schön und gut. Aber was willst du dann?"

Daiven drehte seinen Kopf zu mir. Seine Haare hingen ihm wirr in die Stirn und seine eisblauen Augen funkelten mich zwischen den nassen Strähnen fröhlich an. Noch nie hatte ich ihn so gelöst gesehen und unwillkürlich huschte ein Lächeln über mein Gesicht.

"Ich habe dich nicht angelogen, als ich sagte dass ich auch in die Stadt gehe. Nur habe ich nicht gesagt in WELCHE Stadt ich gehe.", antwortete er schelmisch auf meine Frage und vergrub die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans. Dann zeigte er auf ein Tor etwas weiter weg von uns, welches dem Tor zum Eingang unserer Schule nicht unähnlich war. "Komm. Ich werde dir jetzt mal MEINE Stadt zeigen." Mit diesen Worten verschränkte er seine Finger mit meinen und zog mich mit sich. 



Autorin: Hi! Sorry dass ich erst so spät etwas veröffentliche. Aber war noch auf 'ner Birthdayparty! *singt* Happy birthday to youuu, happy birthday to youuu,-

Elvira: *genervt* die hatte doch schon vor Monaten Geburtstag gehabt! 

Autorin: *verstummt* Oh. Stimmt ja. Naja bin eben in Party Stimmung und müde.  *gähnt* Gute Nacht! *geht*

Elvira: Ähm und wer soll jetzt die Verabschiedung machen? Niemand? Egal. Also dann: 

Falls ihr wollt könnt ihr Voten. Aber wir würden uns über jeden Kommentar freuen und auch so gut es geht antworten. Bis dahin, Bye bye!


Kuss des AlphasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt