Stumm sitze ich auf der Wache.
Schon vor ein paar Stunden wurde mir eine Decke und ein warmer Kakao gebracht, aber seit dem habe ich keine einzige Person mehr gesehen. Als wir mit den beiden Polizisten aus meinem Wohnzimmer hierhergekommen sind, wurde ich von meiner Mutter getrennt.
Sie musste eine Aussage machen, aber seit dem sind auch schon Stunden vergangen. Sofort wurde ich in einen separaten Raum gebracht, wo ich ununterbrochen auf das gespiegelte Fenster schaue.
Ob wohl jemand dahinter steht und mich beobachtet? Mit zusammengekniffenen Augen betrachte ich mein Spiegelbild schief. Nur langsam legt sich der Nebel in meinem Kopf, dabei bleibt mein Blick an meinen Haaren kleben, die ich einmal im Monat nach blondiere.
Da sie nämlich von Natur aus braun sind. Wie die von Sam.
Was ich wohl noch von ihm habe...
Mit brennenden Augen und einem Kloß in meinem Hals wende ich den Blick von dem, was ich im Spiegel sehe und versuche auf andere Gedanken zu kommen, dass leichter klingt, als es ist. Das Loch in meinem Herzen, das schon immer nach etwas gesucht hat, dass die Leere gefüllt hätte können, wird wohl für immer da bleiben.
Ich werde nie die Chance haben, ein normales Leben zu führen. Wo ich an Thanksgiving zu meinen Eltern fahre und den Truthahn von meiner Mutter esse und zusammen mit meinem Vater auf dem Sofa sitzen und Biertrinken. Wie würde es sich anfühlen eine normale Bilderbuchfamilie zu haben?
Ich werde nie wieder meine Mutter glücklich sehen, da sie schon vor langer Zeit so viel opfern musste. Wieso sie letzten Endes Benjamin geheiratet hat und nicht meinen Vater, ist eine Frage für später, aber trotzdem kreisen meine Gedanken nur darum und was wäre wenn...
Davon kriege ich schnell Kopfschmerzen und ich greife nach dem Glas Wasser, das schon seit meiner Ankunft hier steht.
Sie Sekunden dehnen sich zu Minuten und die Minuten fühlen sich an wie Stunden. Langsam gebe ich die Hoffnung auf, dass ich noch heute die Wache verlassen werde. Was deutet bloß so lang?
Die Beamten meinten, dass es die Standardprozedur ist, auch wenn die Beweise dafür sprechen, dass es kein Mord ist, noch dass er an einem natürlichen Tod gestorben ist. Es war Selbstmord.
Er hat sich dazu selbst entschieden, weil...
Laut schluchze ich auf.
Es schmerzt. Zu wissen, dass mein die ganze Zeit vor meiner Nase war und schwer mit sich selbst kämpfen musste. Was auch immer in belastet hat, ihn zerstört hat, dass er den Entschluss traf, sein Leben zu enden und Frieden zu schließen.
Ich war die ganze Zeit da und konnte nichts machen. So nah und ich habe nichts bemerkt. Das schlimme ist, dass er wusste, wer ich war und mich tatenlos aufwachsen gesehen. Ohne einen Einfluss auf mein Leben zu haben, musste er weiterleben.
Die salzigen Tränen hinterlassen eine brennende Spur auf meiner Wange, die mich krampfhaft an die Realität binden. Und der dunkle Schmerz verbreitet sich in meinem ganzen Körper, was mich ersticken lässt.
Eklig krabbelt er jede einzelne Ader raus und lässt mein Blut erfrieren. Ich zittere und ich glaube langsam, dass nur noch eine Hülle meines Körpers auf dem Stuhl sitzt. Kalt und zurückgelassen zerfällt jede lebendige Zelle in mir und mein letzter Wille verlässt meinen Körper.
Was habe ich noch hier zu tun? Was soll ich hier eigentlich?
Hoffnungslos schaue ich zur Tür, die genau in diesem Moment öffnet, aber diese mal steht eine Frau in ihr, die mich schwach anlächelt. Ich kann es nicht erwidern, dafür habe ich weder noch Kraft, noch etwas, wofür es sich lohnt zu lächeln.
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Just hold me tight and don't leave me
Romance𝐏𝐈𝐏𝐄𝐑 & 𝐄𝐋𝐈𝐉𝐀𝐇 Nie könnte sie das Leben führen das sie wollte. Immer musste sie die Rolle spielen, die ihre Eltern ihr gegeben haben. Das wichtigste für die ist natürlich der Ruhm und nicht das Wohl ihrer Tochter. Doch es gab eine Perso...