12

52 4 0
                                    

"Willst du nicht langsam mal Pause machen?", stört Aaron meine Ruhe.

Seufzend drehe ich mich um und schaue in sein beunruhigtes Gesicht. Schon seit zwei Stunden sind wir hier unten, er beobachtet mich stumm und ich lasse meine Frust am Boxsack aus. 

Der Schweiß läuft mir schon die Stirn runter, doch ich schüttle den Kopf. Das ist die einzige Ablenkung für mich, denn sonst versinke ich in meinen Gedanken. Jetzt kann ich jedoch Musik hören und entspannt mit summen. 

Ich schenke ihm keine weitere Aufmerksamkeit, sondern dem schwarzen Boxsack, der die Decke herunterbaumelt. Das Stechen in meinen Armen und Beinen ignoriere ich, denn das brauche ich gerade. Vor allem, weil ich ihn heute wieder richtig sehen werde und seinen idiotischen Bruder auch. 

Eine Woche habe ich es geschafft ihm aus dem Weg zu gehen und zudem hat er es mir auch leicht gemacht, denn er hat keinerlei Anstalten gemacht, mit mir nochmal zu reden. Dass es mich trotzdem irgendwie stört, gebe ich nicht zu, denn das wollte ich doch eigentlich. 

Genervt lasse ich doch den Boxsack in Ruhe und setze mich auf den Boden. Schweratmend greife ich nach der Flasche, die Aaron mit stumm hinhält und trinke sofort aus ihr. Wiedereinmal bin ich für seine Geduld dankbar. Aber dieses Mal habe ich mich doch wohl getäuscht. 

"Eigentlich will ich gar nicht fragen, aber was ist los Piper?", bricht er wiedermal die Stille und schaut mich abwartend an. Ich schnalze mit der Zunge und meide seinen Blick. Wieso will er ausgerechnet jetzt mit mir reden?

"Alles ok", gehe ich der Frage aus dem Weg, doch er lässt sich mit meiner nicht zufrieden stellen. Mit einem ernsten Blick verschränkt er seine Arme vor seiner Brust. 

"Hat es was damit zu tun, dass wir heute Besuch bekommen?", fragt er genauer nach und wackelt leicht mit seinen Augenbrauen. Verdutzt schaue ich ihn wieder an, da mir nicht bekannt war, dass er davon wusste. Anscheinend bemerkt er meinen überraschten Gesichtsausdruck. 

"Dein Vater hat mich für heute Abend herbestellt", antwortet er mir banal und zuckt mit seinen Schultern. Seit wann will mein Vater meinen Leibwächter bei uns haben wollen? Ihm war es doch immer egal. Schon das er einen besorgt hat, hat mich überrascht. 

"Die Davis kommen, heute Abend", nuschle ich und sinke weiter in mich zusammen. Natürlich wurde ich erst heute Morgen darüber in Kenntnis gesetzt von Vicky, da meine Eltern es nicht für wichtig empfunden haben. 

"Das war mir schon bewusst", sagt er nickend und steht dann auf. 

"Ich weiß nicht was amüsanter wird, das Schauspiel deiner Eltern, der Krieg zwischen dir und Isaac oder dein verzweifelter Versuch Elijah aus dem Weg zu gehen", lacht er auf einmal auf, als wäre es das witzigste auf der Welt. Entgeistert schaue ich ihn an. 

Prompt stehe ich auf und boxe ihn gegen den Arm. Arschloch. Doch er lacht herzlich weiter. 

Eingeschnappt verlasse ich den kleinen Trainingsraum und laufe die Treppen nach oben. Ich will gar nichts anderes mehr, als mein Bett gerade. Doch dieser Traum zerplatzt, als ich laute Stimmen aus dem Wohnzimmer vermag und plötzlich werden die Türen aufgerissen und die kleine Nat läuft weinend in meine Richtung. 

Sofort vergesse ich meine eigenen Probleme und gehe auf sie zu. Als sie mich bemerkt, gehe ich in die Hocke und sie schmeißt sich in meine Arme. 

Beruhigend streiche ich ihren Rücken auf und ab, doch ihr Schluchzen drängt immer noch zu meinen Ohren durch. 

"Hey, alles gut, Kleines", flüstere ich und mein Blick bleibt an der Tür heften, aus der sie gerade gelaufen ist. Der Streit zwischen meinen Eltern ist klar und deutlich zu verstehen. Als ich wieder Schritt hören kann, die sich  wieder der Tür näher, löse ich mich wieder von der kleinen Nat und schicke sie nach oben in ihr Zimmer. 

Just hold me tight and don't leave meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt