Day 3.4

92 13 1
                                    


Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, in der ich einfach hier hockte und nichts tat. Ezra sollte bleiben, aber ich hatte keine Idee, wie ich ihn beruhigen konnte.

Fuck! Er hatte immer Ideen und kam an, selbst um mir nur einen Kaffee zu bringen. Kaffee! Das ist es.

Ich hievte mich auf und ging durch das Wohnzimmer. Ezra hockte in einer Ecke der Couch und hatte sich dort zusammengekauert. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen.

Ich ging in die Küche, wo auch Baloo lag. Verübeln konnte ich es ihm nicht, er bemerkte die angespannte Stimmung und zog sich zurück, um sich nicht entscheiden zu müssen.

Nachdem ich neuen Kaffee aufgesetzt hatte, hockte ich mich zu Baloo und kraulte ihn hinter den Ohren. Ich liebte diesen Hund. Er wusste immer, was ich brauchte. „Ich weiß, du willst dich nicht einmischen... aber kannst du auf Ezra aufpassen?", flüsterte ich. Er verstand mich nicht zu hundert Prozent, aber er verstand genug, um meiner Bitte nachzukommen.

Sein Kopf ging hoch. „Bitte... ich habs voll verbockt und-"

Baloo richtete sich auf und leckte mir einmal übers Gesicht. Dann nahm er seine Kuscheldecke in die Schnauze und tapste in das Wohnzimmer.

Ich befüllte eine Tasse mit frischem Kaffee und kehrte zurück ins Wohnzimmer. Langsam trat ich auf Ezra zu und streckte ihm die Tasse entgegen. „Kaffee...?"

Er hob seinen Kopf. So zerbrochen, hatte ich ihn noch nie erlebt. Am Liebsten würde ich ihn einfach umarmen. „Kaffee?! Nein verdammt?! Du hast mir gerade ins Gesicht gesagt, dass du nicht für mich da sein wirst und keine Geduld hast."

„Hab ich nicht. Ich hab gesa-"

„Im übertragegen Sinn, man! Ich hab keine Lust, meine Energie in so etwas egoistisches zu stecken. Du hast gerade das Schlimmste getan, was man konnte und jetzt denkst du mit einer Tasse Kaffee ist alles wieder gut?!"

„Nein, ich wol-"

„Einen Scheiß wolltest du! Gib Ezra ne Tasse Kaffee und er wird dich wieder durch alle Probleme führen? Sorry Jones, aber so läuft das nicht!"

Ich schluckte. Er nannte mich zum ersten Mal bei meinem Nachnamen. Das hatte mein Ex immer getan und es gab jedes Mal Stress. Er hatte sich immer geweigert, für mich da zu sein, alles hatte sich immer um ihn gedreht.

„Dann halt nicht", presste ich heraus. „Es war übrigens nur ein Kaffee."

„Is klar..."

„Glaub doch was du willst! Aber erzähl mir nicht, ich wäre nie für dich da. Wie oft saßen wir im ersten Lockdown zusammen, weil es dir so scheiße ging?!"

„Boah vergiss es! Echt! Du bist einfach zu hohl um so etwas zu verstehen"

Statt einer Antwort stellte ich den Kaffee auf den Couchtisch und ging ich ins Schlafzimmer und ließ mich in dem Sitzsack sinken. Was sollte ich ihm denn sagen? Vor allem darauf?

Er blockierte alles und ich hatte keine Ahnung, wie ich es wieder gutmachen konnte. Ich merkte gerade zum ersten mal, wie wenig ich eigentlich von ihm wusste, ansonsten würde ich das verstehen.

Nicht einmal kam Ezra auf mich zu oder suchte den Kontakt. Immer war es Baloo, der ins Schlafzimmer spähte und wieder umkehrte, sobald er mich sah. Er war der einzige, der sich um mich zu sorgen schien. Okay... ich war nicht unschuldig an der Situation. Im Grunde hatte ich alles versaut.

Am Liebsten würde ich mir Baloo schnappen und mit ihm raus gehen, um meinen Kopf frei zu bekommen. Aber ich wusste, dass Ezra es mehr brauchte. Nur deswegen hielt ich mich zurück und verschlang eine Seite nach der anderen.

Irgendwie bekam ich die Zeit herum. Auch wenn ich nur am Handy hockte und zwischenzeitlich in meinem Buch blätterte. Ich verzichtete sogar auf Abendessen, weil ich keine Lust hatte, Ezra zu begegnen. Ich würde es nicht schaffen, ihm gegenüber Stärke zu zeigen. Nicht, da er genauso schwach war und zerbrochen wirkte, wie ich mich fühlte.

Irgendwann verkroch ich mich in meinem Bett, ohne auch nur einen Blick in das Wohnzimmer zu werfen. Ich las noch einige Seiten, bevor ich mit hunderten von Gedanken in den Schlaf fand. 

Everything hopeless [Everything 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt