Day 8.2

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Alle Gespräche schienen zu verstummen. Die Blicke lagen auf mir und kaum später wurde es wieder lauter, nur das ich aus allen Ecken glaubte, meinen Namen zu hören. Wir setzten uns in die Mitte neben Jacks Exfreundin, die ständig eine On-Off Beziehung fühlten.

„Hi", raunte sie leise bedrückt und wandte sich mir zu.

„Alicia..." Sie nickte und schluckte gleichzeitig. Ich konnte mir vorstellen, dass es sie enorm mitnahm und sie innerlich genauso zerbrochen war, wie ich.

„Und das ist...?"

„Ezra... sein Freund", stellte er sich selbst vor und reichte ihr die Hand.

„Freut mich, auch wenn die Umstände weniger erfreulich sind. Deine Eltern sind auch schon da."

„Ich weiß. Aber ich bleibe hier. Meine Beziehung zu meinen Eltern, ist nicht so wie Jack seine war."

„Oh..." Sie zeigte sich verständnisvoll und es kam zu keinen dummen Sprüchen. Im Gegenteil ein älterer Herr betrat das Podest und ein Lied erfühlte den Raum. Ich erkannte es sofort. Es war das Lied, welches Jack als Kind so sehr geliebt hatte.

Die gesamte Veranstaltung lief wie ein Film ab und war viel zu schnell vorbei. Meine Mutter hielt noch eine Rede und verdrehte selbst bei dieser die Tatsache. Stellte sich als die liebende Mutter hin, die sie nie für uns war. Jack und ich hatten uns nur gegenseitig.

Auf dem Weg nach draußen trat meine Mutter neben mich und ich sah sie das erste Mal seit Jahren wieder richtig. Ihr braunes Haar hatte einige ergraute Strähnen und war zu einem strengen Dutt gebunden. Mein Vater in Anzug und am Handy, wie immer, ging neben ihr.

„Wie reizend, dass du den Weg gefunden hast, nach dem du nicht unschuldig bist!" Sie musterte mich abfällig. Alleine wie du aussiehst! Wollte dich keine Frau haben, deswegen vergreifst du dich an den Männern?", fragte sie spitz.

„Ich-"

„Entschuldigung?!" Ezra fiel mir sauer ins Wort und legte seinen Arm demonstrativ um mich. Natürlich wurden auch andere Gäste auf uns aufmerksam. „Sie sind vielleicht diejenigen, die sie in die Welt gesetzt haben, aber wie Eltern verhalten sie sich kein Stück. Und falls es Sie interessiert, ich bin sein Freund, aber das können Sie ja nicht wissen bei dem Mangel an Interesse Ihren Kindern gegenüber. Sie haben ihm den Spruch ja nur reingedrückt um ihn ordentlich zu verletzen. Und sowas nennt sich Mutter!"

Einige um uns herum bekamen Schnappatmung und meine Mutter starrte meinen Freund vernichtend an. Nur schien es an ihm völlig vorbeizugehen. Er ließ sich offenbar nicht einschüchtern.

„Was erlauben Sie sich?!"

„Was erlauben Sie sich?!" Ezra wiederholte einfach den Satz von meiner Mutter und sorgte für noch mehr Entsetztheit.

„Du kannst dich verabschieden, aber danach will ich dich hier nicht mehr sehen! Nie wieder!"

„Also Kate...", fiel mein Vater ein. „Ich finde das geht zu weit! Jack war auch sein Bruder und sie hatten eine sehr gute Beziehung! Mir ist egal, wie du empfindest, aber ich für meinen Teil möchte nicht meinem Sohn das Recht der Verabschiedung verwehren. Er ist auch mein Kind und die Entscheidung liegt nicht nur bei dir!"

„Du- Du- Du fällst mir in den Rücken?! Vor allen?" Sie schniefte theatralisch und ich trat näher an Ezra heran.

„Ich falle dir nicht in den Rücken. Ich sage lediglich, dass ich deine Entscheidung nicht unterstütze. Muss ich denn immer deiner Meinung sein?"

„Ja! Musst du!"

„Nun... dann schätze ich haben wir hiernach ein ernsthaftes Gespräch vor uns!"

„Worauf du dich verlassen kannst!" Meine Mutter drehte sich wutentbrannt um und folgte dem Pfad zu Jacks Grab.

Ich schaute zu meinem Dad. Er schaute zurück. Keiner sagte etwas. Nach etlichen Sekunden des Schweigens breitete er einladend seine Arme aus. Egal wie sauer ich war, aber in diesem Moment konnte ich nicht ablehnen. Dad drückte mich an sich, hielt mich fest. „Ich bin so froh dich heute hier zu sehen und es freut mich ehrlich dich kennenzulernen." Sein Blick huschte zu Ezra. „Ezra...", murmelte er und lächelte aufrichtig.

„Marco. Cole... ich- es tut mir leid, dass ich all die Jahre ein schlechter Vater und... pass auf: Ich will dass du weißt, dass ich trotz allem für dich da bin. Scheiß auf deine Mutter- ein Anruf und ich bin da, okay?"

Ich nickte gegen seine Schulter und löste mich überwältigt von ihm. In den ganzen Jahren war Dad meiner Mom immer unterlegen und ließ sich alles sagen. Er hatte sich nie gegen sie gestellt.

„Kann ich mich noch verabschieden?"

„Natürlich! Und du kannst herkommen so oft du willst, dass hat deine Mom dir nicht zu verbieten!"

Everything hopeless [Everything 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt