Day 8.4

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Noch während der Serie begann ich näher an Ezra zu rutschen. Und ab Folge drei konnte ich dem Geschehen gar nicht mehr folgen und wollte ich auch gar nicht. „C... was ist los mit dir?" Er klang besorgt, aber es hörte sich so falsch an, so gestellt.

„Ich habe heute meinen Bruder beerdigt!"

„Ich war dabei", erwiderte Ezra direkt und trotz meiner harten, kühlen Antwort blieb er freundlich und blieb bei mir.

„Ich wollte dich nicht anschreien...", erwiderte ich ruhig. Und es stimmte. Es war nicht meine Absicht gewesen, ihm gegenüber laut zu werden.

Er blinzelte, dann streckte er seine Hand aus, strich über meine Wange und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. „Du hast nicht geschrien und selbst wenn, für mich wäre es okay gewesen."

Warum zur Hölle war Ezra so perfekt? Er stand zu mir. Immer. Ließ so vieles durchgehen und war einfach da und er blieb egal, wie ich ihn behandelte.

„Aber-"

„Du willst das doch jetzt nicht ernsthaft diskutieren oder, Cole?"

„Ich... nein..." Doch, eigentlich schon. Aber ich knickte ein, da er genau wusste, was ich brauchte.

Seine Finger striffen über meine Haut, während ich die Decke höher zog. In diesem Moment war sie wie mein persönlicher Schutz vor der Realität. Es machte keinen Unterschied, ob Ezra mich hielt, auch wenn es ein schöner Nebeneffekt war.

Mein Blick ruhte auf ihm, auf seine smaragdgrünen Augen, die beinahe die Provokation ausstrahlten. Nur heute strahlten sie das Gegenteil aus. Ich rutschte näher und lehnte mich gegen seine Schulter.

Wie zur Hölle sollte ich ihm jemals alles wiedergeben können, was er mir gab?

Ich hatte ihn verlassen oder sogar im Stich gelassen, hatte mich ein halbes Jahr einen Dreck um ihn geschert. Und ich tauchte nachts vor seiner Tür auf und er war da.

„Baloo...", murmelte ich und klopfte neben mich.

„Oh nein! Hunde kommen hier nicht auf die Couch."

Der Hund schaute zwischen uns hin und her und schließlich legte er sich vor meine Füße.

„Nicht mal heute?", fragte ich leise.

„Hunde verstehen keine Ausnahmen, C. Aber wir können uns auf den Boden setzen?"

Skeptisch betrachtete ich ihn. Es war noch kein Thema gewesen. Aber ich hatte die letzten beiden morgende mitbekommen, wie er seinen Nacken gedehnt hatte. Seine Schultern kreiste und seine Schulterblätter mit angespanntem Gesicht dehnte. Er hatte Schmerzen.

Und er war sich zu stolz, um es vor mir zuzugeben. Vielleicht lag es an dem Tag. Vielleicht an ihm. Oder an mir. Aber eigentlich vertraute er mir doch, um mir so etwas zu sagen.

„Darf ich dich etwas fragen, Ez?"

„Du darfst mich alles fragen", erwiderte Ezra direkt und lächelte. Es wirkte ein wenig gezwungen, aber ich wollte nicht weiter darauf eingehen.

„Seit wann hast du die Schmerzen?"

„Ist es so offensichtlich, hm?" Er leugnete es nicht einmal. „Schon so einige Tage. Drei, vier bestimmt."

War ich so ein schlechter Freund, dass er es mir nicht einmal erzählen konnte? „Ich wollte dir nichts sagen, weil du gedanklich ganz woanders warst..." Seine Finger ertasteten meine und sobald er mich berührte, zog er mich an sich.

„Du musst etwas dagegen tun", erwiderte ich leise. „Cole... du bist mir gerade wichtiger. Ich hab Angst um dich, weil ich nicht einschätzen kann, wie du trauerst."

„Ich komm ja wohl klar, während du beim Arzt sitzt!"

„Das hast du jetzt gesagt", erwiderte er. Er schaltete den TV aus und dirigierte mich sanft um das Regal herum zum Bett. Baloo folgte uns tapsend.

„Also?"

„Also gehen wir jetzt schlafen. Es ist ohnehin spät und der Tag war echt anstrengend. Dir sehe ich die Erschöpfung sogar an. Und morgen rufe ich beim Arzt an."

„Oder ich massiere dich erstmal."

„Oder das", bestätigte Ezra leise. Seine Hände drückten mich auf die Couch hinunter.

Everything hopeless [Everything 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt