Tag der Beerdigung. Die Nacht war grauenhaft und ich war froh, als die Sonne endlich aufging. Stumm rutschte ich näher an Ezra. Es fühlte sich so unecht und gleichzeitig einfach unglaublich schmerzhaft an.
„C... es ist in Ordnung", flüsterte Ezra. Seine Hand strich über meinen Rücken und ich schluchzte.
„Nichts ist in Ordnung, Jack ist-"
„Ich weiß." Er setzte sich auf und zog mich mit sich. „Lass uns fertig machen. Zusammen."
„Ich schaff das!"
„Ich weiß. Aber ich will dich heute nicht alleine lassen."
Ich widersprach ihm nicht, weil ich wusste, dass er es für mich tat. Und ich wollte nicht alleine sein.
~~~
Wir gingen alle gemeinsam frühstücken, nicht in einem Café, aber es kam dem schon ziemlich gleich. Dave und Aves hatten einen Picknickkorb dabei und führten uns in einen Park am See. Auf eine seltsame Art war es genau das, was ich brauchte. Wir saßen dort und tauschten Erinnerungen über Jack aus. Selbst Ezra steuerte seinen Teil bei, obwohl er ihn nur ein paarmal per Videochat gesehen hatte. Und ich fühlte mich unglaublich erleichtert. Es nahm mir ein wenig die Angst vor der bevorstehenden Beerdigung und dem Wiedersehen mit meinen Eltern. Was sollte ich meiner Mutter sagen? Oder meinem Vater? Werden sie wenigstens heute nett sein- ein wenig?
Fragen über Fragen und ich fand keine Antwort darauf. Die Zeit verging für meinen Geschmack viel zu schnell. Ich hatte Angst. Angst, davor mich von Jack endgültig zu verabschieden. Angst davor, meinen Eltern gegenüber zu stehen. Angst vor den ganzen Menschen.
„Hey." Ezra leise Stimme drang in mein Ohr und ich schluckte. „Du wirst den Tag überstehen!" Seine Hand lag in meinem Rücken und ich war ihm unglaublich dankbar, dass er mich begleitete. Ich griff stumm nach seiner Hand, um etwas zu haben, woran ich mich festhalten konnte. Und Ezra würde bleiben, das wusste ich. Egal was heute passieren würde, Ezra würde ich nicht verlieren. Er hatte es mir versprochen und er war auch nicht ein solches Arschloch, wie ich es war.
Das Frühstück verlief größtenteils schweigend. Aves und Dave sagten zwischendrin mal etwas, oder EZra flüsterte mir etwas ins Ohr. Aber ich wusste nichts darauf zu erwidern, auf nichts. In meinem Bauch rumorte ein komisches Gefühl. Es fühlte sich wie ein sich anstauender Drauck an. Vielleicht Angst?
Die Minuten verstrichen und als Ezra fertig gegessen hatte, zog er mich an seine Seite und hielt mich fest, während wir auf Ave und Dave warteten. Die beiden ließen sich sichtlich Zeit.
„Kön-"
„Wir gehen schon mal vor, Ok?" Ezra fiel mir liebevoll ins Wort und zog mich kaum später auf die Beine. Ich war ihm so dankbar, dass er einfach die Initiative ergriff und handelte. Aber das war Ezra. Er kannte mich leider besser, als ich mich selbst. Konnte sich so gut in andere hineinversetzen, war sehr spontan und so liebevoll.
„Wir haben noch dreißig Minuten bevor es anfängt. Lass uns langsam gehen. Du hast mir so viel von deiner Familie erzählt... ich will dich nich länger als notwendig mit ihnen zusammenlassen."
Ich nickte und biss mir auf die Unterlippe, um meine Tränen zurückzuhalten. Ich war mir sicher, dass Ezra es bemerkte, aber er ließ es unkommentiert.
Wir schlenderten den Weg zu dem Gebäude hinauf in welchem die Beerdigung stattfand. Eine kleine Allee mit Tannen rechts und links. Je näher wir kamen, desto mehr Angst hatte ich. Schaute mich um, aber war erleichtert, dass ich meine Eltern nirgendwo ausmachen konnte.
Vor der Tür hielt Ezra inne und schaute mich an. „Als Familienmitglied steht die ein Platz in der ersten Reihe zu... mit deinen Eltern und vermutlich ohne mich."
„Ich will nicht zu meinen Eltern und ich will neben dir bleiben."
Ich schob meine Hände in die Hosentaschen und betrachtete den Sand unter meinen Füßen.
Dann ertönte der Gong und wir traten leise ein.

DU LIEST GERADE
Everything hopeless [Everything 2]
RomanceNach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Cole Monate später zu Ezra zurück. Die beiden verbindet so viel gemeinsam. Während sie gerade wieder zueinander finden und Cole jemanden an sich heranlässt droht der zweite Lockdown um Weihnachten rum. Sie...