Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ezra hatte recht: Es war verdammt schwer wieder zu sich selbst zu finden und Druck machen hilft da gar nicht.
„Ehrlich gesagt hab ich nur dich... du bist der Einzige, der davon weiß und deine beste Freundin... Nachdem du dich nicht einmal bei ihr gemeldet hattest, stand sie bei mir vor der Tür..."
„Aha... das hat sie mir gar nicht erzählt."
„Sollte sie auch nicht. Sie hatte mich auch auf der Straße gefunden..."
Ich schluckte. Eine leise Ahnung beschlich mich. Vor knapp drei Wochen hatte Aves unsere Treffen abgesagt. Nicht nur eins, sondern gleich mehrere nacheinander.
„Vor... drei Wochen...?"
„Woher weißt du- Hat Aves geplaudert?"
„Ne, sie hält dicht. Sie hat einfach mehrere Verabredungen abgesagt..."
Ezras Gesichtszüge entglitten ihm und er wich meinem Blick aus.
„Können wir einen ganz normalen Tag verbringen...? Wenn du reden willst, kannst du das natürlich tun, aber ich hab keine Lust darauf, dass wir uns permanent aus dem Weg gehen. Und... ich brauch unbedingt mal einen Wohnzimmerschrank, hab mir aber vorher überlegt, die Wand zu streichen."
Ezras Blick wanderte zu mir und seine Lippen hoben sich ein wenig.
„Welche Farbe?"
Ich zuckte meine Achseln. „Keine Ahnung bisher war es nur ein Hirngespinst."
„Spinn dein Hirngespinst mal weiter aus." Weiter ausspinnen? Das klang ja fast so, als wäre Ezra auf jeden Fall mit dabei.
„Du machst mit?"
„Denkst du ich lass dich das alleine machen?", empörte er sich und stieß mich in die Seite. Das grinsen, was sich auf meine Lippen schlich, konnte ich mir nicht verkneifen.
„Außerdem liebe ich es Sachen einzurichten. Erinner dich an meine Wohnung... wie speziell sie war."
„Sie war nicht speziell, sie hat nur dich widergespiegelt und ich bewundere es, wenn man sich so ausleben kann. Außerdem war dein Badezimmer sehr geil."
„Wer weiß... vielleicht siehst du es irgendwann wieder?" Er zwinkerte mir zu.
Innerhalb von Sekunden hatte er sich so verändert, dass er Verhaltensweisen aus dem ersten Lockdown zeigte. In der Regel hätte ich längst was gesagt, aber ich war einfach froh, dass er sich innerhalb weniger Minuten so gefangen hatte.
„Ich will dich knuddeln...", presste ich heiser heraus. Eigentlich wollte ich mehr, aber ich wollte ihn nicht überfordern.
„Machs doch. Wer hindert dich denn daran?"
Du. Das Wort lag mir auf den Lippen, aber ich sprach es nicht aus. Ohne weiter seinen Worten Beachtung zu schenken, schlang ich meine Arme um ihn und rutschte näher.
Es wunderte mich, dass er meine Umarmung genauso stürmisch erwiderte und sich nicht verkrampfte. Vielleicht lag es daran, dass wir hier unter uns waren. Das wäre die einzige logische Erklärung, die mir einfiel.
„Ich versteh dich echt nicht..., aber ich finds gut", murmelte ich. Mein Blick wanderte zu seinen smaragdgrünen Augen, die nach wie vor traurig wirkten.
„Ich versteh mich ja selber nichtmal..., aber ich glaube es liegt an dir."
„An mir?", hackte ich skeptisch nach. „Soll ich das jetzt als Kompliment oder Beleidigung sehen?"
„Ich fühle mich bei dir einfach sicher und egal, was ich für dumme Stimmungsschwankungen hab, du gibst mich nicht auf oder schmeißt mich raus."
„Warum sollte ich? Du machst es bei mir ja auch nicht."
Er schmunzelte und ließ seine Hand von meiner Brust sanft abwärts wandern. „Jetzt will ich dich küssen..."
„Machs doch... wer hindert dich dran?", wiederholte ich seine Worte von vor wenigen Minuten.
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Everything hopeless [Everything 2]
RomanceNach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Cole Monate später zu Ezra zurück. Die beiden verbindet so viel gemeinsam. Während sie gerade wieder zueinander finden und Cole jemanden an sich heranlässt droht der zweite Lockdown um Weihnachten rum. Sie...