Day 3.2

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Ich löste mich und brauchte einen Moment um wieder zu Atem zu kommen. Das Funkeln in Ezras Augen erlosch und er machte Anstalten sich zurückzuziehen. Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn fest. „Du bleibst", flüsterte ich gegen seine Lippen und genoss das Lächeln, welches er mir daraufhin schenkte.

„Warum hast du aufgehört?"

„Weil ich Hunger habe und Baloo bald raus sollte.... Hast du auf einmal Selbstzweifel?", hakte ich frech nach. Es sollte ein Scherz sein, aber Ezras Schweigen und sein gesenkter Blick verrieten ihn. „Es ist viel passiert in der Zeit...", brachte er heiser über seine Lippen und stand auf. Am Liebsten würde ich ihn direkt wieder an mich ziehen. Ich hasste es, wenn er traurig war. Nur war er nicht mal traurig... irgendetwas in ihm war gebrochen und ich konnte ihn nicht auffangen, als es passiert war.

Ich richtete mich langsam auf und musste mich zusammenreißen ihn nicht direkt zu umarmen.

„Lass uns frühstücken, sonst hat sich dein frühes Aufstehen ja gar nicht gelohnt."

„Kann ich heute mit Baloo gehen?"

„Darüber hatten wir doch schon geredet, Ez..."

„Bitte, C. Ich brauch das um abschalten zu können. Ich bin auch vorsichtig und vermeide andere Lebewesen."

Ich musterte ihn eingehend, da er wirklich einen bedrückten Eindruck machte, willigte ich mit einem Nicken ein und drückte sanft seine Schulter.

„Ich koche uns dafür was."

„Ich ess es nur wenns schmeckt."

„Tut es... ich hatte ja Zeit zum Lernen und einen super Lehrer."

„Kenn ich den?" Ezra grinste, ich merkte aber, dass es aufgesetzt war.

„Hey...", murmelte ich und griff nach seiner Hand. „Er hat mir auch beigebracht, dass man nichts überspielen sollte... und noch so einige andere nützliche Sachen."

Ich bemerkte sein nervöses Schlucken und seinen Blick. Ich dirigierte ihn in die Küche und blieb solange stehen, bis er sich hingesetzt hatte. Statt etwas zu nehmen, starrte er einfach auf das Essen.

Ich schluckte. So kannte ich Ezra nicht. Normalerweise versuchte er, alles mit versauten Sprüchen zu überspielen, und diese Art hatte ich geliebt, er hatte mich damit immer aufgeheitert und später darüber geredet, was ihn belastete.

„Ey, du solltest auch was essen."

„Habs für dich gemacht..."

„So ein Bullshit. Iss was, Ezra, so viel ess ich im Leben nicht und ich will mir keine Sorgen um dich machen müssen."

„Mir gehts gut-"

„Und das ist eine Lüge. Ich seh das es dir nicht gut geht, Ezra. Du musst mir nichts sagen, nicht, wenn du nicht willst."

„Ok." Ezra hob seinen Blick nicht einmal an und starrte weiter auf den Tisch.

Ich wollte ihn nicht weiter bedrängen, daher schnappte ich mir ein Brötchen und schmierte es mit den Sachen, die er vor sechs Monaten immer benutzt hatte. Wortlos schob ich es ihm zu und lächelte, als er es annahm und zufrieden in sein Nutellabrötchen biss.

Das Frühstück verlief schweigend und wegen der Still war ich froh, als es vorbei und Ezra sich anzog und Baloo an die Leine nahm. Ich lehnte im Türrahmen der Küche und beobachtete ihn mit verschränkten Armen dabei. Die Freude, die Baloo ihm entgegenbracht, erwiderte Ezra nur steif und tätschelte seinen Kopf. „Bis später."

„Bist du sicher, dass du alleine gehen willst?"

„Ich schaff das schon."

„Daran zweifel ich nicht. Du wirkst eher, als würdest du jetzt nicht alleine sein wollen..."

„Vielleicht... ich muss einfach mal raus. alleine."

„Deine Entscheidung", sagte ich deutlich. „Bis später."

„Umarmung?"

Mit Baloo an der Leine stand er dort und schaute mich hoffnungsvoll an. Schmunzelnd trat ich näher und schlang kurz meine Arme um ihn. „Du weißt, dass du dafür nicht fragen musst."

Dann löste ich mich und hockte mich vor Baloo, welcher sein Kopf an mein Bein schmiegte und sich kraulen ließ. Ich beugte mich vor, hob sanft sein Schlappohr an. „Pass auf Ezra auf, Großer", flüsterte ich. Ich wusste, dass er mich verstand. Baloo verstand mehr als man dachte.

Als ich mich aufrichtete, drückte Ezra mir einen Kuss auf die Wange. „Danke. Für das eben alles."

Ich lächelte und hielt ihm schließlich die Tür auf. „Nimm den Wohnungs und Haustürschlüssel mit, falls ich gerade beschäftigt bin."

Wortlos nahm Ezra die zwei Schlüssel vom Schlüsselbird. Ich schaute ihm nach, bis die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Es war ein seltsames Gefühl, zu sehen, wie Ezra aus der Wohnung verschwand, wo er doch immer so eine Angst hatte, sich irgendwo anzustecken.

Leise schloss ich die Wohnungstür und begann die Küche aufzuräumen und unser Geschirr abzuwaschen. Irgendwer musste es schließlich tun und ich war froh, dass es an mir hängen blieb. Letztlich war es keine Dauerlösung, dass ich immer mit dem Hund raus ging und Ezra das Putzen übernahm.

Wie ich die Zeit rumbekam, in der Ezra mit dem Hund draußen war, wusste ich noch nicht. Auch hatte ich keine Idee, wie ich den Tag mit ihm herum bekam. Meine Wohnung war bei weitem nicht so cool wie Ezras. Mein Badezimmer war gegen Ezras eher arm und alles andere ... auch. Ich besaß keinen Kleiderschrank und keine Wohnwand. Mein Fernseher stand auf einer Kommode. Noch dazu hatte ich nur zwei Zimmer und und keinen Balkon oder Garten. Wir beide würden wortwörtlich in der Wohnung festsitzen.

Anschließend verzog ich mich in meinen Sitzsack und nahm mein Buch zur Hand.

~~~

„Cole?" Ich schaute erschrocken auf und schaute in ein ebenso erschrockenes Gesicht. Aber da war noch etwas anderes. Ich wusste nicht, ob es Angst war oder ob ich es mir einbildete.

„Sorry, hatte euch nicht gehört."

„Habs gemerkt..." Er wandte sich ab und setzte sich in das Bett. Irritiert schaute ich zu ihm. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, wollte ihn aber nicht bedrängen.

„Hier hättest du auch noch reingepasst."

„Ich weiß..."

Normalerweise hätte er sich reingesetzt, wenn auch halb auf meinen Schoß. Und jetzt? Es schien, als würde er sich bewusst distanzieren.

„Ist alles okay zwischen uns? Wenn es wegen heute morgen ist, dann-"

„Nein, alles gut. Ich..."

„Ezra...?", hackte ich vorsichtig nach und richtete mich auf.

„Gut! Es ist nicht alles super! Ich hab momentan eine scheiß Panik vor jedem... aber will nicht drüber reden."

Everything hopeless [Everything 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt