Kapitel 59

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Diese Nacht hatte ich keine Stunde geschlafen. Mit Hilfe von Zeldas Spezialkaffee wurde diese Nacht nämlich spektakulär. Die halbe Nacht verbrachten wir auf den Jahrmarkt und die restlichen Stunden verbrachte ich mit Nic in meinem Zimmer.

Gott sei Dank gibt es Schallschutzzauber.

Gegen 6 Uhr gingen wir gemeinsam duschen und machten Frühstück. Die Aufregung saß immer noch tief in meinen Knochen. Das Herzrasen könnte aber auch von der Achterbahn der Gefühle kommen, die ich mir unterzogen hatte. Auf Nicholas Schoß sitzend aßen wir gemeinsam das Omelett, welches ich zubereitet hatte.

Ein Poltern auf der Treppe kündigte die Ankunft zweier Familienmitglieder an, welche verschlafen hinunterstolperten. Es stellte sich heraus, dass es Kevin und Fangs waren. „Morgen ihr zwei", grüßte ich sie und nahm ein Schluck von meinem Orangensaft.

„Wo warst du gestern noch?", fragte mich Kein gähnend. Ich reichte ihm die Karaffe mit Orangensaft, die er dankend annahm. „Ich war noch in Greendale." Meine Finger glitten zu der neuen Kette von Nic und ein Lächeln umspielte meine Lippen. „Ich hoffe ihr habt euch amüsiert und seid fit für die Schule."

Ich drehte meinen Kopf zu Nic, welcher nickte. „Natürlich." Heute würde ich nach dem Unterricht Edgar das erste Mal treffen. Das hatte ich mit meinem Zauberer beim Kochen geplant.

Ebenfalls hatte er mir einige leichte Zaubersprüche gezeigt, von denen ich vielleicht den ein oder anderen heute an Evelyn probieren würde.

„Also wir sind bereit. Ich muss mich bloß noch schminken und dann geht es in einer halben Stunde los. Dann kann ich gleich mit meiner neuen Maschine fahren", schwärmte ich.

Fangs nickte uns zu. „Dann sehen wir uns wohl in der Schule." Ich stand auf, schnappte mir Nics Hand und zog ihm die Treppe hinauf. Schminken. Genau.

Frisch verliebte, vor allem Magier oder Freundinnen von diesen, hatten keine Zeit für schminken.

Die Zeit wurde anderweitig sinnvoll genutzt. Das Make-up zauberte ich mir erst wenige Minuten vor Abfahrt.

Gemeinsam mit Nic fuhr ich auf meinem Motorrad zur Schule und die Leute, die es gestern noch nicht gesehen hatten, staunten ziemlich.

„Also Babe, dann zeig mir doch, was du gelernt hast", flüsterte Scratch mir zu, sobald wir uns im warmen Schulgebäude befanden und deutete auf Evelyn, welche bei ihrer Truppe stand.

Zuerst einmal lockerte ich meine Schultern, krempelte meinen Ärmel mit dem Armband hoch und vollführte dann eine lockere Handbewegung mit einem lateinischen Spruch. Evernever, die zuvor noch ausgelassen geredet hatte, verstummte urplötzlich. Ein einfacher Verstummungszauber, welcher ziemlich effektiv war. Ihre Stille war so angenehm.

„Sehr gut. Und jetzt ein Kopierzauber." Ein weiterer Schwenk meines Arms und der passende Spruch dazu bewirkten, dass ich mit ihr, wie mit einer Marionette spielen konnte.

So kniff sie sich selbst in die Wange, zog unsanft an ihren Haaren, bis ich entschied, dass es genug wäre. „Was zum Teufel war das?", fragte Evelyn verwirrt und laut genug, dass ich es bis hier herhörte. Amüsiert kicherte ich.

„Na komm, lass uns zum Unterricht gehen."

Sobald die Schulglocke das Ende des Unterrichts ankündigte, war ich mit Nic auf dem Weg zu meinem Motorrad. „Also gut. Ich fahr jetzt zu Edgar. Du schaust bei der Akademie vorbei?"

Zustimmend nickte mein Freund. „Sobald du fertig bist, fährst du zur Akademie, okay?" Ich schaute ihn fragend an. „Wieso?" Er zog eine Augenbraue nach oben. „Dass ich schauen kann, ob es dir gut geht." Geschmeichelt zog ich ihn in eine Umarmung. „Ich liebe dich." Er drückte mich fest an sich. „Ich dich auch. Sei vorsichtig."

Noch in der Umarmung teleportierte er sich weg. Natürlich war es ihm egal, ob das irgendwer sah... Seufzend stieg ich auf mein Motorrad und fuhr zur Unterkunft der Farm.

Edgar in diesem großen Gebäude zu finden, war nicht sehr schwer, denn jeder an dem ich vorbeikam deutete mir die Richtung, in die ich müsste. Der Höflichkeit halber klopfte ich an seiner Tür. „Herein?" Ich band meine Haare zu einem Zopf und trat ein. Seine Miene strahlte förmlich sobald er mich erkannte.

„Jenna, schön dass du mich endlich mit deiner Anwesenheit beglückst. Setz dich doch." Mit einer neuerlichen Selbstsicherheit setzte ich mich auf den Stuhl vor seinen Tisch. Es war ein Schlichtes Büro, in dem wir uns befanden.

„Was führt dich zu mir?" Seine Ringe klackerten, als er die Hände auf dem Tisch faltete und sich vorbeugte. „Was ist dein Geheimnis meines Freundes, welches du jedem erzählen wolltest?", stellte ich gleich die harte Frage.

Natürlich war mir bewusst, dass er es nicht sofort beantworten würde, aber irgendwie brauchten wir einen Einstieg. Sein Lächeln bekam einen Hauch des Wahnsinns. „Sag du es mir. Wir möchten uns aber zuerst einmal mit dir beschäftigen." Er stand auf und kam um den Tisch herum.

Verwirrt beobachtete ich, wie er sich hinter mir aufstellte und seine Hände auf meinen Schultern platzierte. „Schließ deine Augen, konzentriere dich auf der Ticken der Uhr und erzähle mir von deiner Vergangenheit." Er beugte seinen Kopf zu meinem Ohr. „Deine düsteren Geheimnisse sind bei mir sicher", flüsterte er mir zu.

Um den Anschein zu machen, dass ich mich auf sein Projekt einlassen würde, schloss ich die Augen. Er würde sicherlich versuchen, mich mit Hypnose auszuquetschen. Das würde ich jedoch nicht zulassen. Da wurde der Vorteil sichtbar, welchen ich mit dem Schauen vieler Krimis erlangt hatte.

Aus vielen verschiedenen Filmen konnte ich mir damit eine Geschichte zusammen spinnen, die ich ihn nun auftischte. Darin befand sich nicht einmal der Hauch von Realität.

So erzählte ich ihm zum Beispiel, dass ich jemanden grausam ermordet hatte. Er ging darauf ziemlich schnell ein. Als er dann dem Glauben verfiel, dass ich eine Mörderin sei, stoppte ich abrupt.

„Bin ich nicht." Ein bösartiges Grinsen umspielte meine Lippen. „Ich wollte nur wissen, wie du in die Köpfe deiner Opfer kommst. Manipulation funktioniert bei mir nämlich nicht." Er nahm die Hände von meinen Schultern. „Sehr geschickt Jenna, da hast du mich wohl kalt erwischt."

Seine Stimme war kalt und verschaffte mir eine unangenehme Gänsehaut. Edgar setzte sich wieder auf seinen Stuhl und starrte mich an. „Du bist wohl gut vorbereitet worden." Seine Blicke durchbohrten mein Inneres und mein Lächeln erstarb. „Das bin ich. Sagst du mir jetzt, was ich wissen will?"

Der Mann zog eine Augenbraue nach oben. „Ist dir der Junge etwa so wichtig?" Zustimmend nickte ich. „Mehr als Fangs?" Wieso wollte er das jetzt wissen? „Ja", antwortete ich knapp. Die Wahrheit erschütterte ihn etwas.

„Um ehrlich zu sein habe ich keinen blassen Schimmer, was dein Geliebter verheimlicht. Alle haben ihre Geheimnisse und da du mir nichts verraten wirst, ist unser Gespräch hiermit beendet." Schweigend stand er auf und verließ den Raum.

Was war das?

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