einundzwanzig

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sascha warf sich aufs bett und checkte sein handy.
"bin schon gut müde.", gähnte er.
"ich auch, aber die anreise war ja auch nicht grade entspannend. gehe kurz duschen, bis gleich!"
"jo jo, stimmt. bis gleich."
als ich mich unbeobachtet fühlte, stibitzte ich schnell ein shirt von ihm aus dem schrank. ein großes weißes mit dunkelblauer aufschrift - das wird an mir wahrscheinlich wie ein kleid aussehen. obwohl ich 175cm groß bin, ist sascha doch noch ein gutes stück größer.

als ich aus der dusche kam, trug ich nur noch sein shirt und meinen slip. er hat doch eh schon alles gesehen, da brauch ich auch nix mehr verstecken. kurz bevor ich mich zu ihm aufs bett setzte, holte ich noch ein buch aus meinem koffer. lesen hilft mir schon seit ewigkeiten, um abends ruhiger zu werden und mich runterzufahren.
ich setzte mich neben ihn, warf die decke über mich und begann zu lesen.
wenige minuten später kuschelte sascha sich zu mir. er lag bereits, und legte seinen kopf jetzt an meiner schulter ab. er sah kurz zu mir hoch. so eingerollt in die dünne decke und mit seinen großen augen sieht er schon echt süß aus.
"passt das so?", fragte er zaghaft.
ich nickte und lächelte ihn an. er wandte sich auch lächelnd wieder seinem handy zu.
ich las eine weile, bis mein blick unwillkürlich auf seinem display landete. "mit wem schreibst du?"
"ach... luise heißt sie. hab ich auf meinem geschäftstrip letztens kennengelernt. ist echt niedlich."
mein puls schoss in die höhe und mein herz krümmte sich vor schmerz in meiner brust. wie konnte ich so dumm sein und mir einbilden, dass er auch nur ansatzweise gefühle für mich entwickeln würde? da hab ich's. elu hat recht. das alles tut mir mehr weh als gut.
fuck, ich muss hier raus. sonst verlier ich den verstand.
"alright, na dann mach mal. ich geh mal kurz telefonieren.", presste ich heraus. hoffentlich ist das nicht zu auffällig.
ich schnappte mir mein handy und meinen bademantel. "bis dann.", rief ich noch über meine schulter.
saschas reaktion konnte ich nicht sehen, und ich wollte es auch nicht.
schnell und leise tapste ich die treppen hinunter zur terrasse. im haus ist schon alles still.

als ich heraus trat, sog ich erstmal tief die lauwarme luft ein. ich muss mich runterfahren. du hast dich da selbst reingeritten lea, komm auch damit klar.
"lea?"
peter saß alleine am pool, und rauchte eine kippe.
ich rieb mir kurz die augen, dann gesellte ich mich zu ihm. ich seufzte und ließ mich neben ihn auf den boden sacken.
er bot mir eine kippe an und ich nahm sie dankbar entgegen. eine weile schwiegen und rauchten wir nur.
"alles okay bei dir?", fragte ich jetzt.
er zuckte mit den achseln. "weiß nicht. da gibts so n girl in stuttgart an dem ich echt interesse hab. sie ist mega cool und alles, hat aber einen freund. trotzdem schreiben wir die ganze zeit, und ich hab das gefühl... naja, dass ich einen kleinen crush entwickelt habe." er grinste mich an, wirkte aber alles andere als happy.
"oh man... sowas ist echt scheisse.", seufzte ich. "vielleicht tut es dir besser, wenn du den kontakt abbrichst?"
pietro musste auch seufzen. "schlauer wär es bestimmt, aber man tut doch immer lieber das was das herz will, und nicht der kopf."
ich schnaubte und nahm noch einen tiefen zug. "stimmt, davon kann ich ein lied singen." nach dem kommentar sah er mich verwundert an. mist. "was meinst du? was geht denn bei dir? anscheinend bist du ja auch rausgegangen, um kurz alleine klarzukommen."
ich schüttelte nur den kopf. eine welle von traurigkeit überkam mich plötzlich.
"...ist echt kompliziert. ich weiß selbst nicht wirklich, was gerade abgeht. ich bin einfach nur verwirrt von meinen gefühlen und fühl mich verarscht. ich werd dir auf jeden fall mehr darüber erzählen, sobald ich mir selbst im klaren bin was sache ist. aber ey, bis dahin weißt du von nix, okay?"
"du hast doch gar nichts gesagt?" peter zwinkerte.
ich grinste zurück. "danke barid."
ich drückte ihn kurz. wir unterhielten uns noch eine weile, bis ich mich verabschiedete und entschied eine mütze schlaf zu holen.

als ich leise wieder das zimmer betrat, war das licht bereits aus. sascha schien zu schlafen.
ich schlüpfte leise unter die decke und gab mir mühe, ihn nicht zu berühren. ich drehte mich von ihm weg, zur wand. ich weiß nicht, ob ich seine nähe grade schmerzlos verkraften kann. ich hörte, wie er sich hinter mir bewegte und zu mir drehte.
sanft kuschelte er sich an mich und legte eine hand auf meinen arm.
"hey, alles gut?" seine stimme klingt kratzig, so als wäre er schon eingenickt.
"alles gut. schlaf schön.", erwiderte ich etwas trocken.
er stützte sich auf seinen ellenbogen und drehte meinen kopf zu sich. trotz der dunkelheit konnte ich erkennen, dass er besorgt aussieht.
"du lügst doch, lea. du weisst doch, dass du mit mir über alles reden kannst."
nein. nicht über alles.
ich spürte, wie mir tränen in die augen schossen. ich versuchte sie wegzublinzeln. "sorry sascha. ich kann nicht."
er legte seinen kopf über meinen aufs kissen und nahm mich fest in den arm. "ich hasse es, dich so zu sehen."
ich legte meine hand auf seinen arm und versuchte so gut es geht, die tränen zurückzuhalten. "es tut mir echt leid. ich will dich nicht nerven." er hob mein kinn an, damit wir uns in die augen schauen konnten.
"du nervst nicht. nie."
dankbar setzte ich ein schiefes lächeln auf. "danke. du bist der beste.", sagte ich leise. und ich meinte es auch so. in jeglicher hinsicht.
lieb lächelte er mich an. "darf ich dich küssen?" mein kopf schaltete sich aus, mein herz schaltete sich an.
ich zog seinen kopf ein kleines stück zu mir herunter, dann legte ich meine lippen sanft auf seine. vorsichtig legte sascha eine hand an meine wange, während ich meine hand auf seinen rücken legte.
ohne zu übertreiben, das ist sicherlich der romantischste kuss, den ich je hatte.
unsere lippen bewegten sich synchron, und selbst als er mit seiner zunge um einlass bat, blieb er sehr zurückhaltend und vorsichtig, oder sogar... liebevoll.
nach einer kleinen weile lösten wir den kuss, aber seine lippen berührten immer noch leicht meine.
"das war krass.", flüsterte ich gegen seine lippen. er musste schmunzeln, und ich konnte mir auch das lächeln nicht verkneifen.
"ja. krass schön."
ich drückte ihm noch einen letzten kleinen kuss auf den mund, bevor ich mich glückselig an seine brust kuschelte.
"danke."
"für was?"
"dass du da bist."
ich spürte, wie sein herzschlag schneller wurde. bilde ich mir das ein? träume ich?
er gab mir einen kleinen kuss auf den kopf.
"immer. werd ich immer sein."

oder doch? - unsympathischtv / sascha hellinger ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt