Tag 3

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Wenn wir zerbrechen, kann dann noch ein ganzes in uns gefunden werden? Oder ist das was gebrochen ist so groß, das kein Stück mehr geblieben ist?

Noch bevor ich realisierte wo ich mich befand , wusste ich schon wo ich war.
Der Schrei vom letzten Mal hing noch in der Luft. Ich spürte die Frust, die Verzweiflung und all die Wut die ich gestern schon gespürt hatte. Nur das jetzt nichts mehr in mir war. Nichts. Kein Schrei denn ich hätte raus lassen können. Keine Tränen. Nichts.
Mein Gesicht war trocken.
Ich fühlte mich als wäre ich tot.
Nur eine Hülle aus Knochen, Fleisch und Blut. Mehr nicht.
Wie gelähmt lag ich da. Öffnete meine Augen und lag einfach nur da.
Keine Kraft
Keine Lust
Kein Ich selbst
Ich wusste nicht was ich war, aber es fühlte sich nicht an wie ich.
Es fühlte sich überhaupt an wie Nichts.
Einfach Nichts.

Ich seufzte, wollte aufstehen. Ich wollte aufstehen. Aber ich konnte nicht.
Ich wollte aufstehen! Wollte aus dieser Tür gehen. Einfach raus! In den anderen Raum oder wo auch immer ich dieses Mal hinkommen würde. Aber ich konnte nicht.

Meine Augen geschlossen lag ich nun da. Reglos. Wie tot.
Ich spürte meinen Herzschlag in jedem Zentimeter meines Körpers. Hörte das Rauschen meines Blutes und lauschte meinem Atem.
Er ging langsam. Ganz regelmäßig. So als wäre alles in Ordnung.
Als wäre alles in Ordnung.
Dabei war es das verdammt nochmal nicht!
Ich war hier eingeschlossen!
In einem, nein zwei, ach keine Ahnung. Irgendwo.
Fuck!
Irgendwo!
Ich hatte keine Ahnung wo ich war und verdammt nochmal keinen blassen Schimmer wieso zum Teufel.
Meine Hände verkrampften.
Mein Herzschlag beschleunigte sich.
Doch mein Atem ging immernoch so ruhig wie vorher.
Auch meine Beine verkrampften sich.
Meine Füße
Mein Bauch
Mein Hals
Es fühlte sich so an als hätten sich dicke, raue Stricke um meine Gliedmaßen gelegt die langsam immer enger wurden.
Sie drückten meine Muskeln zusammen.
Schnitten in meine Haut ein und ließen das Blut in meinen Adern stocken.
Doch noch immer ging mein Atem ruhig und gleichmäßig.
Mein Inneres kochte.
Ich öffnete meinen Mund.
Würgte.
Wollte schreien.
Doch ich konnte nicht.

Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Starrte in den Spiegel.
Starrte mich an.
Starrte in mein Gesicht.
Starrte.
Mein gesamter Körper war verkrampft, die Adern auf meiner Stirn waren angeschwollen.
Ich sah aus als würde ich ersticken. Und das tat ich auch.
Ich erstickte.
An dem Schrei.
An der Angst.
An der Realität.
Ich erstickte daran das ich nicht wusste wo ich war. Ich erstickte.
Fuck!
Ich erstickte!

Es war als würden von einem Moment auf den anderen, die Stricke um meinen Körper zerschnitten werden.
Ich sprang aus dem Bett auf.
Rannte zum Spiegel.

Das nächste was ich wahrnahm, war ein stechender Schmerz in meiner rechten Hand. Ein splittern. Und mein Gesicht, das in tausend Teile zersprang.
Voller Angst.
Voller Verzweiflung.
Voller Blut.

Langsam zog ich meine Hand zurück. Voller Blut. Die Haut über den Knöcheln war aufgeplatzt und Blut sickerte aus der Wunde. Das Blut rann durch meine Finger und tropfte langsam auf den Boden.
Weißer Boden
Rotes Blut auf weißem Boden
Tropf
Tropf
Die roten Flecken die es auf dem Boden hinterließ waren kreisrund.
Kreisrund und Rot.
Ich betrachtete sie.
Tropf
Tropf
Dann kamen sie näher.
Immer näher.
Plötzlich war das Blut überall. In meinen Augen.
In meinen Ohren.
In meinem Mund.
In meinem Hals.
Ich erstickte.
Fuck!
Ich erstickte.

24 Tage bis MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt