Ich fühlte mich als wäre ich in ein weiches, sanftes Tuch gehüllt. Es umschloß mich und ließ mich schwerelos durch den Raum schweben.
Durch den dünnen Schleier sah ich alles um mich herum wie durch Milchglas.
Verschwommen.
Leicht weiß.
Die Konturen der Gegenstände, der Farben und der Flächen waren ungenau.
Verzerrt.
Ich blinzelte.
Einmal.
Zweimal.
Doch der milchige Schleier wollte nicht weggehen.
Etwas orientierungslos setzte ich mich auf, befreite meine Beine von der Decke.
Sitzen.
Dann ließ ich mich vorsichtig auf meine Kniee fallen.
Der Aufprall war hart.
Aber kontrolliert.
Auf allen Vieren krabbelte ich zum Spiegel.
Richtete mich langsam auf.
Schaute mich an.
Doch was ich sah war nichts mehr als ein dünner blasser Fleck. Die Konturen nur fern erinnernt an mein Gesicht.
Ich bewegte mich noch ein Stück näher zum Spiegel.
Schaute in meine Augen.
Oder in das was ich dachte das es meine Augen waren.
Grün.
Etwas schwarz.
Aber zum größten Teil grün.
Ein dunkles tiefes grün.
Dann blinzelte ich nochmal.
Einmal.
Zweimal.
Und als ich meine Augen sich das fünfte mal an diesem Tag öffneten, sah ich die Welt wieder klar.Etwas erschreckt von der Nähe meines Spiegelbildes zuckte ich ein Stück zurück.
Dann stand ich auf.
Betrachtete mich noch einmal im Spiegel.
Nur so.
Einfach so.
Ohne einen Gedanken.Dann lief ich zur Tür, und in den anderen Raum hinein.
Meine Füße steuerten auf direktem Weg den Sessel mir dem Mantel an. Ohne das ich irgendetwas dagegen hätte tun können, bewegte ich mich auf ihn zu.
Hob ihn auf.
Zog ihn mir über.
Mittlerweile war es zu einer Art Reflex geworden.
Keine Gedanken mehr.
Kein Nachdenken.
Kein Überlegen.
Ich brauchte ihn.
Brauchte den Mantel.
Damit ich nicht mehr nackt war. Damit er mich warm hielt. Damit er mich umhüllte und das Gefühl gab beschützt zu werden.
Doch als ich ihn mir über gestreift hatte hielt ich inne.
Mein Blick wanderte durch den Raum.
Schließlich blieb er an dem Buch hängen. Das verloren und Einsam vor der weißen Tür lag.Es war nicht das Buch wie sonst. So lag es nicht da. Es war nicht aufgeschlagen. Sondern ordentlich zugeschlagen auf seine Unterseite gelegt.
Es war das Buch was gestern aufgetaucht war. Das sah ich.
Und ich spürte es.Ich ging zum Buch.
Hob es auf.
Strich mit meiner Fingerkuppe die Worte auf dem Cover nach."Bitte hasse mich nicht."
Das gleiche Buch wie gestern. Aber irgendetwas an ihm war anders.
Die Farbe?
Das Cover?
War es doch ein anderes Buch?
Verwirrt schaute ich wieder auf.Das erste was ich sah war ein Nebelschweif.
Er glitt über den Boden, zwischen den Regalen entlang.
Voller Schreck ließ ich das Buch fallen.
Mit einem polternten Geräusch traffen die vielen Seiten aus Papier auf den Boden.Die Angst streckte ihre kalten Finger nach mir aus. Wollte mich packen. Mich zerdrücken. Mir die Luft abschnühren.
Doch ich hielt sie zurück.
Gerade so.
Ließ sie nicht die Oberhand gewinnen.
Stattdessen setzte ich meinen Fuß bestimmt und einigermaßen sicher vor mich.
Ich bewegte mich vorwärts.
Langsam, aber stetig.Je näher ich der Stelle kam, an dem immernoch ein leichter Nebelschweif zu sehen war, schlug mein Herz schneller.
Als ich ihn fast erreicht hatte, klopfte es bis zu meinem Hals und drohte heraus zuspringen.
Ich folgte ihm, lief neben dem Nebelschweif her.
Je länger ich ihm folgte, umso dicker wurde eher.
Kräftiger.
Bis es kein Nebelschweif sondern irgendetwas anderes war.
Etwas undefiniertes, was man nicht benennen konnte.
Es war silbrig, fast perlmuttfarben und schimmerte leicht. Wie ein dünnes weiches Tuch schwebte es über dem Fußboden und bewegte sich etwas in der Luft. So als würde ein Windhauch hindurch gehen.Als ich in eine weitere Reihe von Bücherregalen einbog, sah ich schließlich etwas helles in der Mitte der Reihe.
Es schwebte.
Das milchige Tuch führte zu dem Licht. Wurde von ihm ausgesandt.
Langsam ging ich die Regalreihe entlang. Schritt für Schritt.
Bis ich schließlich vor dem schwebenden Licht stehen blieb.Das Licht hatte die Form einer Kugel.
Sie war weiß, hell und umgeben von einem Licht das alles um sie herum erhälte.
Ich betrachtete sie.
Sie war wunderschön.
Leicht und magisch schwebte sie in der Luft. Es fühlte sich so an als würde sie Wärme verbreiten. So als würde von ihr eine Kraft ausgehen, die alles um sie herum zum erglühen bringen.Vorsichtig trat ich noch einen Schritt näher an die Kugel heran. Das Licht was sie ausstrahlte war so hell, daß ich meine Augen zusammenkneifen musste.
Zögernd hob ich meine Hand.
Streckte meine Finger aus.
Wollte sie berühren.
Wollte die Wärme spüren, wollte das Licht spüren.
Langsam bewegte ich meine Finger auf die leuchtende Kugel zu.Meine Fingerspitzen berührten die Kugel. Sie war Warm. Hell. Und durch meinen Körper floß für eine Sekunde ein weißes gleißendes Licht.
Dann trieb die Kugel davon.
So als hätte ich sie abgestubst trieb sie immer weiter.
Auf das Bücherregal zu.Kurz war sie davor das Regal zu berühren. Doch anstatt das zu tun, glitt sie hindurch.
Wie durch eine Zehe Flüssigkeit glitt die Kugel durch das Regal hindurch und durchleuchtete es dabei mit ihrem Licht.
Fasziniert beobachtete ich sie. Wie sie durch das Regal glitt, langsam, schwebend.Dann wurde es wieder dunkel.
So wie die Kugel durch das Regal hindurchgeglitten war, war auch das Licht mit ihr gegangen.
Und die Wärme.Schnell lief ich um das Bücherregal herum. Auf die andere Seite. Wollte sie wieder sehen. Wollte sehen wo sie war.
Wollte das Licht wieder sehen.
Die Wärme wieder spüren.
Doch da war nichts.
Hastig rannte ich noch ein paar Regalreihen weiter.
Nichts.
Nichts.Enttäuscht lief ich weiter. Bis zu der weißen Tür.
Gerade als ich sie öffnen wollte fiel mein Blick noch einmal auf das Buch welches vor ihr lag."Bitte hasse mich nicht."
mich
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24 Tage bis Morgen
De TodoWas passiert wenn man die Tage nicht mehr auseinander halten kann? Wenn man nicht mehr weiß wann heute und wann morgen ist? Kaylie ist eingesperrt. Irgendwo. Keine Ahnung wo. 24 Tage verbringt sie dort, ohne Kontakt nach Draußen und ohne eine Ahnu...