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Das Festival

Nachdem ich mich umzog, machte ich mir noch schnell die Haare und schminkte mich ein wenig. Meine braunen Haare hatte ich zu einem Bauernzopf geflochten und legte noch Mascara, Blush und Lipgloss nach. Ich hatte eine blaue Levis Jeans, ein weißes Levis Shirt und meine schwarzen Vans an. Um meine Hüften rum hatte ich mir noch einen schwarzen Adidas Pullover gebunden, falls es gegen Abend kühler wurde. Meine Wertsachen packte ich in meine Bauchtasche und trug diese lässig über die Schulter, sodass ich alles nah am Körper hatte.

„Du siehst ja richtig festivaltauglich aus.", sagte Karla zu mir und begutachtete mich von oben bis unten. „Findest du? Also manchmal fühle ich mich wie 15, als wie 25. Aber so fühle ich mich am wohlsten.", antwortete ich ihr, „Meinst du denn ich kann wirklich so gehen?" - „Bist du verrückt? Du siehst echt gut aus und das Outfit repräsentiert dich echt gut wieder. Das bist halt du!", redete Karla auf mich ein. Obwohl ich 25 bin und teilweise immer noch sehr unsicher war, hörte man doch gerne solche Sätze. Karla und ich verließen die Praxis und gingen nach unten zum Parkplatz. Ich sah Wincent in seinem Mercedes sitzen. Er telefonierte noch. „Ich wünsche dir ganz viel Spaß. Halte mich auf dem Laufenden. Bis Montag.", sagte Karla und wir umarmten uns zum Abschied. „Danke dir.", sagte ich und ging in Richtung Wincent's Auto. Ich klopfte an sein Fenster und winkte ihm. Er sah sofort auf, murmelte etwas und legte sein Handy weg. Er machte sein Fenster runter. „Stör ich?", fragte ich ihn. „Ach quatsch, nein. War nur meine Managerin. Ich musste ihr von der Behandlung erzählen. Sie hatte schließlich vorhin hier angerufen und gefragt, ob ich noch kommen darf.", sagte er, „Komm steig ein." Ich ging um das Auto herum, machte die Beifahrertür auf und stieg ein. Wir fuhren durch Berlin, den Ku'damm runter bis zum Berliner Funkturm in Richtung des Olympiastadions. Ich schaute aus dem Fenster und genoss sichtlich die Fahrt. Wincent war ein echt guter Autofahrer und ich fühlte mich sehr sicher bei ihm. Während der Fahrt unterhielten wir uns über alltägliche Themen. „Wir sind gleich da.", sagte Wincent und bog auf das Gelände ein. Er wurde von einem Wärter eingeparkt und wurde freundlich von ihm begrüßt. „Da wären wir.", sagte er und stieg aus. Ich schaute durch die Gegend. Wir waren im Backstage Bereich des Olympiastadions in Berlin angekommen. Wincent lief um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. „Madame, auf gehts!", sagte er und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff diese sofort und er zog mich direkt hinter sich her. „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon", teilte ich im verunsichert mit. „Brauchst du nicht.", sagte er, „Es sind alle total nett und ich lass dich nicht alleine.", versicherte er mir. Wir liefen das Geländer runter und die Musik wurde immer lauter.

Während wir Richtung dem Backstage Bereich liefen, kamen immer wieder neue Leute auf Wincent zu und begrüßten ihn. „Hey, Wincent. Was geht ab?", rief jemand ihm zu. „Moin. Viel Spaß. Wir sehen uns später.", rief Wincent hinterher und drehte sich wieder zu mir. „War das grad Johannes Oerding?", fragte ich ihn und er bejahte dies. „Johannes hat gleich seinen Auftritt, er weiß noch nicht, dass ich gleich zu unserem gemeinsamen Song dazu stoßen werde. Hatte dies vorhin auch mit meiner Managerin abgesprochen, weil ich ja wegen meinem Missgeschick meinen Auftritt ausfallen lassen musste. Und ich bin den Leute etwas schuldig." - „Das ist ja mega cool. Ich freu mich für dich.", grinste ich ihn an. „Du darfst natürlich zuschauen und neben der Bühne stehen bleiben. Ist auch schon alles mit Amelie abgeklärt.", sagte Wincent. „Amelie?", fragte ich ihn. „Meine Managerin. Keine Sorge, ich bin Single.", lachte er. Ich wusste, dass er Single ist. Nur mit den Menschen um ihn herum habe ich mich nicht mit beschäftigt. Schließlich wollte ich ihn so normal wie möglich behandeln.

Wir gingen in sein Backstage Bereich und redeten noch ein wenig. Es klopfte an der Tür. Amelie kam herein. „Oh, Hallo. Ich bin Amelie. Schön dich kennen zu lernen." - „Hey, Helene." - „Danke nochmal, dass ihr diesen Tollpatsch noch aufgenommen habt. Wincent und seine Band haben immer nur Flausen im Kopf und dann passiert sowas mal halt.", sagte Amelie und schaute böse zu Wincent. „Ja sorry, war wohl Schicksal.", sagte Wincent und schaute zu mir und zwinkerte mir zu. „Ach kein Problem, dafür sind wir ja doch da.", sagte ich zu Amelie und Wincent. Wir verstanden uns auf Anhieb echt gut und unterhielte mich noch ein bisschen mit Amelie. Während des Gesprächs mit Amelie merkte ich im Augenwinkel, dass Wincent mich die ganze Zeit von oben bis unten begutachtete. Selbst ein Lächeln konnte er nicht unterbinden und ich schaute zu ihm, als Amelie den Raum wieder verließ. „Was denn?", fragte ich ihn. „Irgendwie bist du schon süß.", äußerte er und lächelte mich an. „Findest du?" Ich war echt verlegen, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. „Du bist echt eine hübsche Frau. Ich find dein Style echt nett.", er lachte und schaute auf meine Schuhe. Kurioser Weise hatten wir die selben Schuhe an und ich zeigte auf seine Schuhe. „Tja, Partnerlook!", schrie ich und wir beide mussten lachen. „Wieso wollte denn der Zahnarzt nicht mitkommen?", fragte Wincent mich. Ich überlegte, ob ich ihm überhaupt die Story zwischen uns erzählen sollte. „Lange Geschichte, aber erzähl ich dir ein anderes Mal." - „Ja, ich hoffe doch.", sagte Wincent und er stand von seinem Sessel auf. „So, kommst du mit? Ich muss langsam auf die Bühne." Wincent und ich gingen Richtung Bühne. Amelie begleitete uns den langen Flur entlang bis zu einer großen Stahltür. Die Tür ging automatisch auf und man stand direkt hinter der großen Festivalbühne. Es war ziemlich laut. Johannes Oerding war dabei seine Zugabe zu geben. Wincent legte seine in-ears an und ein Mitarbeiter gab ihm ein Mikrofon in die Hand. Wir standen nun vor einer kleinen Treppe, die auf die Bühne führte. Wincent schaute mich an und sagte: „Ich finds echt schön, dass du mitgekommen bist. Johannes spielt gleich „die guten Zeiten" und dann muss ich rauf. Bleib hier einfach stehen und wenn ich oben bin, kannst du mit Amelie die Treppe bis zur Bodenschwelle raufkommen. Und hab viel Spaß gleich." Er nahm mich in den Arm, legte seine Hände an meinen Hüften ab und schaute mir tief in die Augen. Er roch echt gut und das machte mich echt verrückt. „Bis gleich.", sagte er. „Viel Spaß.", wünschte ich ihm. Wincent ging die Treppe drei Stufen hoch und Johannes spielte die erste Akkorde von „Die guten Zeiten". Ich konnte es immer noch nicht fassen, ich war auf dem Festival zusammen mit Wincent Weiss und das im Backstage Bereich.

Wincent Weiss - Irgendwie AndersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt