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Direkt blickte ich in die Augen von meinem Ex-Freund. "Was machst du denn hier?", fragte ich energisch. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen." - "Bei mir entschuldigen? Das ich bei dir letztens morgens im Bett aufgewacht bin?", preschte es aus mir heraus. "Lass es mich bitte erklären. Darf ich reinkommen?" Mir wurde schlecht und schwindelig zu gleich. Mein Ex-Freund wollte sich für seine Aktion entschuldigen. "Gehört es auch zu seinem Plan, damit ich mich wieder auf ihn einlasse?", dachte ich. Ich ging zurück in meine Wohnung, ließ die Tür aber offen und signalisierte ihm damit, dass er mir folgen sollte. Felix betrat meine Wohnung, schloss die Tür hinter sich und schaute sich um. "Hat sich nichts hier verändert.", stellte er fest. Ich betrat meine kleine Küche und nahm mir ein Glas aus dem Schrank. "Möchtest du auch was trinken?", fragte ich ihn. "Nein, danke. Aber ich glaube, dass die Blume was zu trinken möchte.", sagte er lächelnd und hielt mir den Blumenstrauß hin. "Hmm, danke.", murmelte ich und stellte die Blume provisorisch in ein Wasserglas. "Dann fang mal an.", beteuerte ich und zeigte auf den leeren Stuhl. Felix setzte sich direkt und legte seine verschränkte Finger auf den Tisch. "Es tut mir wirklich leid, dass du neben mir aufgewacht bist. Ich wollte das eigentlich nicht." Ich setzte mich ebenfalls und schaute ihn an. "Eigentlich?", hackte ich nach. "Ja, es war Samantha und Miriams Idee. Sie wollten dich gefügig machen, damit du endlich mit der Wahrheit über dich und Wincent rausrückst. Samantha hat dir etwas in den Drink getan, damit du redegewandter wegen eurer Beziehung wirst.", erklärte Felix und hielt sich die Hände vor sein Gesicht. "Ihr habt mir Drogen verabreicht?", fragte ich betont nach. "Ja, es tut mir wirklich leid. Helene, du bist ein wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich wollte das alles nicht. Samantha hätte dich wahrscheinlich irgendwo in einer Ecke liegen gelassen. Deswegen bist du morgens bei mir aufgewacht, aber du bist einfach gegangen." Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und lehnte mich zurück in den Stuhl. Meine Tränen musste ich unterdrücken. "Was soll ich denn da denken? Ich dachte, wir hätten Sex gehabt.", preschte es aus mir heraus. "Nein, hatten wir nicht. Eigentlich müsstest du doch wissen, dass ich halbnackt schlafe.", schmunzelte Felix unter Tränen. "Und die Aktion letztens mit Wincent tut mir auch wirklich leid. Ich dachte, dass er es wusste. Ich wünsche dir alles Gute für die Beziehung." - "Danke, aber er hat sich seit paar Tagen nicht mehr gemeldet.", sagte ich. "Scheiße.", murmelte Felix, "Kann ich dir irgendwie helfen?" - "Ja, indem du aufhörst Samantha und Miriam den Arsch zu pudern. Bist du mit dem Auto hier?" Ich lehnte mich auf den Tisch und schaute Felix fragend an. Er nickte. "Was ist mit dem Auto von deinem Freund?", fragte Felix schmunzelnd. "Schlechter Zeitpunkt. Komm.. Wir müssen uns beeilen." Ich befahl Felix aufzustehen, packte meine Sachen und wir verließen die Wohnung. Hastig liefen wir die Treppen runter. "Wo hast du geparkt?" - "Hier um die Ecke, eine Straße weiter." Felix zeigte nach rechts "Warum denn so weit weg?", fuhr ich ihn an. "Helene! Wir sind in Berlin. Hier gibt es nicht so viele Parkplätze!" Felix schloss die Tür hinter uns und wir sprinteten zum Auto. Am Auto angekommen, öffneten wir beide Türen und stiegen ein. "Wo müssen wir jetzt hin?", fragte mich Felix völlig außer Puste. Ich schaute ihn verdutzt an. "Deine Kondition war auch schonmal besser.", musterte ich ihn. Schnell entsperrte ich den Bildschirm meines Handys und suchte den Kontakt von Amelie. Ich wählte ihre Nummer und hielt mein Handy am Ohr. "Wen rufst du denn jetzt an?" - "Wincent's Tourmanagerin. Er müsste noch in Berlin sein.." In dem Moment ging Amelie ans Telefon und begrüßte mich herzlich. "Hey, Helene!" - "Amelie! Sag mal ist Wincent noch in Berlin?", fragte ich sie sofort. Felix schaute mich an und ich deutet mit einer Handbewegung an, dass er doch endlich losfahren sollte. "Ja, er ist noch in Berlin. Er wollte morgen wieder zurück nach Lübeck zu seiner Familie." Mein Herz machte einen Sprung und ich war erleichtert, dass Wincent noch in der Stadt war. "Weißt du wo ich ihn finde?", fragte ich Amelie aufgeregt. Felix fuhr endlich los und drückte schneller aufs Gas. "Komm einfach ins Soho-House. Wir haben dort gerade noch ein Meeting. Ich warte auf dich unten am Eingang." - "Danke, Amelie. Bis gleich.", verabschiedete ich mich von ihr. "Und wo müssen wir hin?", fragte Felix nach. "Fahr zum Alex und dann die Hauptstraße runter!", befahl ich ihm. Es dämmerte schon leicht und Felix fuhr gekonnt durch die Straße von Berlin. Wir fuhren am Fernsehturm vorbei und ich schaute währenddessen aus dem Fenster. Viele Rückblicke der letzten Jahre und Monate tauchten in meinem Gedanken auf. Der Umzug nach Berlin, der neue Job in einer Großstadt, die Trennung von Felix und die erste Begegnung mit Wincent. Ich schaute zu Felix rüber und schnell wurde mir klar. Es war Schicksal, dass ich in diese Stadt gekommen bin.

"Danke, Felix! Wir sehen uns auf der Arbeit.", sagte ich und versuchte auszusteigen, als Felix mich am Arm packte. Er schaute mich lächelnd an. "Ich wünsche dir alles Gute. Ihr seid ein tolles Paar." Ich beugte mich lächelnd über die Mittelkonsole und gab Felix eine Umarmung. "Danke.", murmelte ich, löste mich von ihm und stieg aus dem Auto. Ich lief die Straße runter zum Soho-House. Das große Gebäude leuchtete mich genau an und ich suchte nach Amelie am Eingang. "Helene!", rief sie, als sie mich direkt erblickte. "Hey!" Amelie kam auf mich zu und umarmte mich sofort. "Ich hab dich voll vermisst. Wie geht's dir?", fragte sie direkt nach meinem Gemütszustand. "Naja, es geht. Hat Wincent dir was erzählt?" Amelie nickte. "Das war alles ein großes Missverständnis.", versicherte ich ihr. "Das glaub ich dir. Komm wir gehen rein." Amelie hielt mir die Tür des Hotels auf und ich bedankte mich bei mir. Ich betrat die Hotel Lobby und schaute mich um. "Komm, wir müssen nach oben." Amelie drückte den Knopf vom Aufzug. Wir betraten den Aufzug, als sich die Türen öffneten. Ich war sichtlich aufgeregt und Amelie erkannte dies auch sofort. "Er weiß noch nicht, dass du kommst." - "Scheiße!", dachte ich mir innerlich. Ich lehnte mich gegen die Wand des Aufzugs und wartete darauf, dass die Türen sich wieder öffneten. "Ich glaube, er wird gut reagieren. Er hat die letzten Tage echt viel nachgedacht und ich denke, er hatte sich bei dir die nächsten Tage gemeldet.", versicherte Amelie mir zu. "Er hat auf keine Nachrichten oder Anrufe von mir reagiert." - "Er geht halt gerne Konflikten aus dem Weg.", sagte Amelie und zuckte mit ihren Schultern. Wir liefen den Flur entlang zu einem Zimmer. Amelie öffnete die Tür und hielt ihren Zeigefinger vor ihren Lippen. "Psst. Er ist im Nebenzimmer in einem Interview." Man hörte Wincent's und eine andere weibliche Stimme im Nebenraum reden und lachen. Ich lauschte dem Interview zu und setzte mich auf einen Sessel, der einen schönen Ausblick auf den Fernsehturm bat. "Möchtest du was trinken?", fragte mich Amelie. "Ein Wasser wäre gut." - "Ok, hol ich dir. Warte hier. Sie müssen auch gleich fertig sein." Meine Beine zitterten und meine Hände wurden sehr schwitzig. Ich war sichtlich nervös und mein Kreislauf machte auch langsam schlapp. Die Geräusche im Nebenraum wurden lauter und ich hörte, wie Wincent sich für das Interview bedankte. In dem Moment ging die Tür vom Nebenzimmer auf. "Amelie?", hörte ich Wincent sagen, "Wir sind fertig mit dem Interview." Ich drehte mich zur Türe um und sah in Wincent's braune Augen. In die Augen, in die ich mich verliebte. "Hey.", stammelte ich. "Hmm. Hey. Wo ist Amelie?", fragte er mich. "Sie holt was zu trinken." - "Was machst du hier?" Er schaute mich mit einem ernsten Blick an. "Wir müssen reden.", fuhr ich fort und erhob mich von dem Sessel.

Wincent Weiss - Irgendwie AndersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt