-Die Sicht von Wincent -
Drei Tage vorher...
"Das waren die letzten Autogrammkarten, die noch zu unterschreiben waren.", sagte Amelie und lehnte sich mit dem Arm auf den Tisch ab. Die Rothaarige schaute dabei auf ihre Uhr. "Wincent, es ist spät. Wir sollten langsam mal nach Hause. Es ist schon nach Mitternacht." Ich unterschrieb die letzte Karte und packte sie zusammen auf den Stapel. "Ja, ist okay.", fluchte ich und lehnte mich ihm Stuhl zurück. Direkt schossen wieder meine Gedanken zu Helene in mein Kopf. Diese machten mich sofort traurig, aber auch wütend. Meine Blicke wanderten immer wieder zu meinem Handy. Helene hatte mich, nach unserer Auseinandersetzung, mehrmals angerufen und angeschrieben. Amelie schaute auf mein Handy. "Willst du dich nicht mal bei ihr melden?", fragte sie mich. "Nein, ich kann nicht." - "Sei doch nicht so stur. Rede doch erstmal mit ihr in Ruhe darüber. Vielleicht war das alles ein ganz großes Missverständnis." Amelie versuchte mich zu beruhigen und sprach mir Mut zu. "Helene ist einfach ein tolles Mädchen, rede bitte mit ihr." Ich stand auf und strich mir mit meinen Händen durch die Haare. "Ich weiß nicht. Ich warte erstmal ab.", murmelte ich. "Versau dir das nicht. Nur weil du Konflikten aus den Weg gehen willst." Amelie wurde etwas lauter und direkter. Ich packte meine Jacke, zog sie an und verließ lautlos das Büro. Ich setzte mich in mein Auto und dachte nach.
Sie hatte Recht. Ich bin immer irgendwelchen Konflikten aus den Weg gegangen. In der Vergangenheit habe ich viele Frauen kennen gelernt. Mein Postfach war voll mit Liebesbekundungen, Anfragen für Dates oder One-Night-Stands. Nie war ich mir sicher, ob diese Frauen meine Persönlichkeit oder doch nur mein Ruhm wollten. Bei Helene war es irgendwie anders, sie kannte mich zwar als Person des öffentlichen Lebens, aber hat mich als eine normale Person behandelt. Und ganz geschweige, in welchem dummen Szenario wir uns kennen gelernt haben. Meine Gefühle für Helene waren echt. Ich fühlte mich wohl bei ihr und wollte meine Zukunft mit ihr verbringen. Jedoch kommen meine Zweifel immer wieder hoch und ich fühle mich unsicher. Ich mache immer einen Rückzieher, wenn es auf was Ernsteres zurückläuft. Nur diesmal war es dieser kleine Streit zwischen uns, der mich völlig aus der Bahn warf.
"Fuuuuuuck!", schrie ich und haute mit dem Handballen gegen das Lenkrad. Mir liefen die Tränen über die Wangen und lies mich mit der Stirn gegen das Lenkrad sinken. Nach paar Minuten beruhigte ich mich, startete den Motor meines McLarens und fuhr los. Die Musik dröhnte in voller Lautstärke aus den Boxen und ich fuhr mit rasantem Tempo durch Berlin. Ich liebte schnelle Autos, auch wenn ich viele böse Blicke für diese eine Auto kassierte. Völlig in Gedanken versunken fuhr ich durch die Straßen und merkte erst beim stehen, dass ich bei Helene in der Straße stand. Ich schnappte mein Handy und schaute auf ihr WhatsApp Profil. "zuletzt online heute um 00.30 Uhr." - "Wahrscheinlich schläft sie schon.", dachte ich mir. Ich startete wieder den Motor und fuhr zurück ins Hotel, da in den nächsten Tage viel berufliches und privates auf mich zukommt.
Drei Tage später...
Die letzten Tage verbrachte ich mit vielen Meetings, Interviews, Fotoshootings und Podcast Aufnahmen. Mein Terminkalender war völlig ausgelastet und ich hatte nichtmal wirklich Zeit über den Streit mit Helene nachzudenken. Mein Job verlangte mir in den letzten Tagen ziemlich viel ab. "Hast du dich bei Helene gemeldet?", fragte mich Amelie, als wir zusammen am Tisch saßen. Ich schüttelte den Kopf und trank ein Schluck von meinem Kaffee. "Mensch, Wincent. Es sind mittlerweile drei Tage vergangen. Du musst doch langsam mal Stellung dazu nehmen." Ich stellte meine Kaffeetasse ab. "Ich bin dazu noch nicht gekommen, die Tage waren echt stressig.", versuchte ich mich rauszureden. Amelie schüttelte mit ihrem Kopf. "Versprich es mir, dass du mit ihr redest." Ich nickte. Amelie und ich standen auf und gingen zu dem Meeting, was sich eine Etage höher befand. Heute würde ein Interview mit dem Jugendmagazin BRAVO anstehen. Wir kamen in ein großes Hotelzimmer, mit Blick auf den Berliner Fernsehturm. Die bodengroßen Fenster machten den Raum optisch noch viel größer. Der Fernsehturm erstrahlte und die Sonne ging langsam im Hintergrund unter. Da ich die letzten Tage so viel zutun hatte, mussten wir das Interview auf Abends verschieben. "Moin!", begrüßte ich alle. Ich betrat das Nebenzimmer und schaute direkt in eine Kamera und viele Lichter. "Hey, Wincent.", begrüßte mich die Reporterin. "Hey, Yvonne. Na, alles gut?", fragte ich sie und umarmte sie zur Begrüßung. "Bei mir ist alles gut. Du siehst irgendwie traurig aus. Was ist los bei dir?", fragte sie mich und legte ihre Hand auf meinen Oberarm. "Fangen wir jetzt schon an?" Ich deutet auf die Kamera. Sie schüttelte direkt den Kopf. "Nein, wir müssen noch was einstellen. Wir fangen in 10 Minuten an.", erklärte sie, "Was ist denn los bei dir?" Sie kannte mich einfach zu gut. Yvonne war meine Ex-Freundin. Die Ex, für die ich nach der Trennung gefühlt ein komplettes Album geschrieben habe. Die Ex, mit der ich über fünf Jahre zusammen war. Die Ex, die ich wegen meiner Karriere verloren habe. Die Ex, die ich jahrelang versuchte, zurück zugewinnen. Die Ex, weswegen ich keine neue ernsthafte Beziehung führen konnte. Yvonne und ich setzten uns. "Ich hab da jemanden kennen gelernt.", fing ich an. Yvonne machte große Augen und schaute mich aufgeregt an. "Na endlich.", rief sie, "Ist doch schön. Ich freu mich für dich." Ich lehnte mich nach vorne und schaute sie an. "Wir haben uns gestritten. Hab mich seit dem nicht mehr gemeldet." Yvonne's Blick wirkte direkt enttäuscht. "Ey, nicht dein Ernst. Du musst langsam mal über den Schatten springen und an dir arbeiten. Wenn du sie wirklich magst, dann rede mit ihr und weich nicht allen Problemen aus." In dem Moment kam Amelie ins Zimmer rein. "Hab ich ihm auch schon gesagt.", unterbrach sie unser Gespräch, "Wir können anfangen." Amelie verließ wieder das Zimmer. Yvonne und ich starteten mit dem Interview.
"Vielen Dank, für das Interview. Habt einen schönen Abend. Kommt gut nach Hause.", bedankte ich mich bei allen. "Wir sehen uns, Winc.", sagte Yvonne und umarmte mich zur Verabschiedung. "Sei nicht so ein Idiot.", flüsterte sie mir ins Ohr. Ich nickte nur und löste mich von ihrer Umarmung. Mittlerweile waren unsere Interviews vertraut und nicht mehr komisch, aufgrund unserer damaligen Beziehung. Das zeigte mir nur, dass ich über die Beziehung mit Yvonne hinweg bin und offen für was Neues bin. Ich öffnete die Tür und rief nach Amelie. "Wir sind fertig mit dem Interview." Im Augenwinkel sah ich eine Person, auf dem Sessel vor dem Fenster, sitzen. Sie drehte sich um und ich schaute in Helenes Augen. Man sah ihr die letzten Tage an, jedoch sah sie umwerfend aus. Ihre braunen Haare hatte sie locker nach oben gesteckt. Ihre Brille rutschte leicht von ihrer Nase und sie schaute mich mit einem leicht gehobenen Blick an. "Hey.", stammelte sie. Mir fehlte ihre Stimme und wäre am liebsten auf sie gestürmt, aber ich blieb hart. Ich begrüßte sie ebenfalls und fragte direkt nach Amelie. "Sie holt was zu trinken.", antwortet sie mir. "Was machst du hier?", fragte ich sie direkt. "Wir müssen reden!" Helene erhob sich vom Sessel und schaute mir tief in die Augen. "Hast du dich jetzt für Felix entschieden?", musterte ich sie. "Wincent!", rief Amelie. Sie stand im Raum und hatte in jeder Hand ein Wasserglas. "Jetzt lass sie doch mal ausreden. Lass dich doch endlich auf das Gespräch ein!" Sie ging zu Helene rüber und gab ihr ein Glas in die Hand. "Dankeschön." Helene bedankte sich bei Amelie und trank ein Schluck. "Dann lass aufs Zimmer gehen. Bevor die anderen gleich aus dem Nebenzimmer kommen.", schlug ich vor.
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Wincent Weiss - Irgendwie Anders
FanfictionHelene, 25, wohnt in Berlin und ist zahnmedizinische Fachangestellte. Sie wollte eigentlich ein Festival mit ihren Freunden besuchen, bis sie zu einem Notdienst an einem Samstag verdonnert wird. Nur diesmal ist dieser Notdienst ein Anderer als die a...