Backstage
Ich schaute immer noch fassungslos auf den Zettel. Es war eine Handynummer. "Ruf da doch mal an.", sagte Karla und deutete auf den Zettel, den ich immer noch in meiner Hand hielt. "Ich kann doch nicht einfach bei der Nummer anrufen. Was soll ich denn dann sagen? Sorry, aber Ihre Nummer tauchte auf einmal in meiner Hose auf?" Ich machte mich schon selbst lustig darüber und dachte nach... Wie zur Hölle kam der Zettel in meiner Hose? Nur zu gut wusste ich, dass man vor einem Waschgang alle Taschen kontrollieren sollte. Letztens wollte ich meine Arbeitskleidung waschen und tatsächlich wusch ich meine Röntgenfolie mit. Diese fand ich dann in der Trommel von meiner Waschmaschine, nachdem ich mir einen Wolf auf der Arbeit abgesucht hatte. Dieser Fehler würde mir kein zweites Mal passieren und seitdem kontrollierte ich jede Tasche meiner Hosen zweimal. "Oder dir hat jemand was in die Tasche gesteckt? Und du hast es nicht mitbekommen? Vielleicht in der Bahn oder so?", fragte Karla und sie schaute mich nachdenklich an. "In der Bahn? Das hätte ich doch gemerkt, wenn mir einer am Hintern rumgefummelt hat." Ich kratzte mich an meiner Schläfe und ging gedanklich alle Wege ab. Bis mir was eingefallen ist und ich rief: "Warte mal! Aber das ist wirklich absurd. Das kann nicht sein." - "Was denn? Hau raus!" - "Nach dem Crowd Surfing von Wincent hier vorne. Er hatte mich doch im Arm und dann war auf einmal seine Hand an meinem Hintern. Vielleicht war es und hat ihn in meine Hose gesteckt.", erzählte ich und sie schaute mich perplex an. "Dann hatte er die ganze Zeit den Zettel mit auf der Bühne gehabt?", fragte Karla nach und schüttelte den Kopf, "Ich weiß nicht. Möglich wäre es natürlich. Aber das ist schon absurd, oder?" - "Hmm. Ja, schon. Vielleicht hast du ja Recht und bilde mir darauf was ein. Wir warten mal ab. Vielleicht ruf ich da gleich mal an."
Wir wurden dann endlich von Amelie abgeholt und hinter die Bühne geführt. "Und wie hat es euch gefallen?", fragte Amelie uns. "Ja, sehr gut.", antworteten wir beide. Amelie schaute zu uns rüber und bedankte sich: "Danke. Das freut uns. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter." Ich merkte schon wieder meine Anspannung und freute mich gleich Wincent wieder zusehen. Es war nochmal was anderes, wenn er direkt vor einem steht und man mit ihm persönlich reden konnte. "Wollt ihr noch was essen?", fragte Amelie uns. Karla und ich nickten. Also gingen wir zusammen mit Amelie zum Catering und nahmen uns was. Wir setzten uns zusammen an einem Tisch und quatschten. "Amelie?", rief jemand aus der Ecke und rannte auf sie los, "Endlich treffen wir dich! Schön, dich zu sehen." Es waren zwei Fans, die wir heute schon in dem einen Raum sahen und über Karla und mich schon tuschelten. Die zwei schauten uns abwertend an und drehten sich wieder zu Amelie. "Hallo, Mädels. Wie hat euch das Konzert gefallen?", fragte Amelie. Die zwei Mädels antworteten nicht auf die Frage, sondern fragten direkt weiter: "Wann kommt endlich Wincent?" - "Er ist noch in seiner Garderobe, aber er müsste gleich kommen. Keine Angst, ihr verpasst ihn nicht." Amelie war sehr nett zu ihnen, trotz das sie nichtmal ihre Frage beantwortet hatten. "Johanna und Marie. Bitte zu mir kommen!", rief jemand aus der Crew und kam zu uns am Tisch, "Ihr könnt hier nicht einfach rein laufen! Mitkommen, bitte." Die zwei Fans folgten der Person und wir hörten nur wie die Zwei sagten: "Und was machen die zwei dann hier?" Ich schaute Amelie entsetzt an und sie zog ihre Schultern hoch. "So ist das leider manchmal.", lachte sie. "Oh Gott.", sagte ich und musste dann auch lachen. "Dann wollen wir mal zu Wincent. Ich hoffe er ist fertig mit duschen." Wir standen alle auf und gingen zu Wincent's Garderobe. Amelie klopfte an die Tür. "Jaaaa!", rief jemand von ihnen und Amelie öffnete die Tür. Benni, Wincent's Gitarrist, stand in der Garderobe und lächelte. "Benni! Wo ist Wincent?", fragte Amelie ihn. "Er wollte nach draußen zu seinen Fans.", sagte er und erblickte mich, "Schön dich wieder zusehen, Helene. Hab schon gehört, dass du auch da bist." - "Hey, cooles Konzert auf jeden Fall. Uns hat es mega gut gefallen.", sagte ich und ging auf Benni zu und umarmte ihn. Zum Glück hatte ich schon letztens die Band von Wincent kennen gelernt und wie es aussieht, hatten sie mich nicht vergessen. Amelie schüttelte mit den Kopf und murmelte: "Dieser Kerl macht mich manchmal fertig." Sie zückte ihr Handy und schrieb Wincent eine Nachricht. "Ich hoffe, er hat sein Handy dabei." Als die Nachricht raus ging, brummte es auf dem Tisch. "Nee, oder?", rief Amelie und fasste sich mit der Hand auf die Stirn. "Soll ich ihn holen?", fragte ich sie. "Hmm. Also du müsstest dann durch die Tiefgarage zum Ausgang. Dort trifft er sich immer nach dem Konzert mit seinen Fans. Da steht auch unser Tourbus." Amelie erklärte mir den Weg zur Tiefgarage und nickte abwechselnd dabei. "Komm ich denn da auch irgendwie anders hin?", fragte ich sie, denn ich hatte derweil einen anderen Plan im Kopf. "Nein, leider nicht von hier Backstage. Oder du müsstest direkt aus der Arena raus und dann dort hin. Was hast du denn vor?", fragte sie mich. "Ich wollte mich als Fan ausgeben und ihn dann dort direkt überraschen. Ich denke mal nicht, dass er mit mir dort rechnet, oder?" - "Nein, er denkt du wärst die ganze Zeit hier. Nur seine Fans gehen auf seine Konzerte leider vor.", sagte Amelie und legte ihre Hand auf meine Schulter. "Ach, kein Problem. Er hat seinen Fans vieles zu verdanken." Ich schaute Karla an und fragte sie: "Möchtest du mitkommen?" - "Geh du mal alleine, ich warte hier auf euch. Ich möchte die Situation nicht kaputt machen.", sagte Karla und Benni mischte sich ein: "Komm einfach mit uns. Wir treffen uns eh gleich alle.", sagte Benni und Karla nickte ihm zu. "Bis gleich.", rief ich den beiden hinterher. Ich machte mich nun auf den Weg zu Wincent. Amelie begleitete mich nach vorne zum Eingang der Arena. "Okay, du musst hier gleich um die Ecke gehen und dann hörst du eigentlich schon die Mädels kreischen.", sagte sie zu mir und zeigte mit dem Finger um die Ecke. "Wieso kommst du denn nicht mit?", fragte ich sie. Sie lachte und schaute mich an: "Ich werde meistens dann auch belagert und alle wollen Fotos." Wir lachten beide. "Okay, dass kann ich verstehen. Da hätte ich auch keine Lust drauf." - "Viel Spaß dir. Bis gleich.", sagte Amelie und streichelte meinen Oberarm. "Bis gleich."
Ich lief um die Ecke und sah schon die ganzen Mädchen vor dem Ausgang der Tiefgarage stehen. "Wincent!", rief ein Mädchen und hielt ihr selbstgebasteltes Plakat hoch. Ich kämpfte mich weiter durch die Mädchen, bis ich ganz vorne war. Ich stand ca. zwei Meter von Wincent entfernt und beobachtete ihn. Er machte Fotos, unterschrieb irgendwelche Sachen, nahm Geschenke entgegen und umarmte seine Fans. Alle Fans waren sehr zuvorkommend zu Wincent und zu den anderen Mädchen. Die Menge wurde irgendwann weniger und ich stellte mich immer weiter nach hinten. Irgendwann standen nur noch fünf Mädchen dort. Wincent machte mit jedem ein Foto, unterschrieb Shirts und quatschte mit ihnen. "Bekomme ich auch noch ein Foto?", rief ich von hinten zu Wincent. Er hob den Kopf hoch, während er noch etwas signierte. Nachdem sich die Mädchen bedankten und weiter liefen, erblickte er mich. "Bekomme ich auch noch ein Foto?", fragte ich ihn erneut. Er kam lachend auf mich zu. "Du bekommst gleich mehrere Fotos." Wincent schaute sich um und kontrollierte, ob die Mädchen weit genug weg waren. Er zog mich sofort zu sich ran und schlang seine Arme um mich. "Endlich.", murmelte er. Langsam lies er von mir los und schaute mich an. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und hauchte mir einen sanften Kuss auf meine Lippen. Ich merkte wie alles anfing zu kribbeln. Ich erwiderte den Kuss und schloss meine Augen. Wir lösten unsere Lippen von einander und er zog mich wieder zu sich an die Brust. Ich legte meine Arme um seine Taille und er legte seinen Kopf auf meinen. Nun standen wir dort, eng umschlungen am Abend hinter der Mercedes-Benz-Arena.
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Wincent Weiss - Irgendwie Anders
FanfictionHelene, 25, wohnt in Berlin und ist zahnmedizinische Fachangestellte. Sie wollte eigentlich ein Festival mit ihren Freunden besuchen, bis sie zu einem Notdienst an einem Samstag verdonnert wird. Nur diesmal ist dieser Notdienst ein Anderer als die a...