- Die Sicht von Wincent -
Ein paar Tage vorher...
"Ich vermisse dich!" Diese Nachricht tauchte direkt auf meinem Handy auf, als ich es in die Hand nahm. "Ich vermisse dich auch! Bin bald zurück.", tippte ich eine Nachricht zurück und schickte sie an Helene. Ich vermisste sie echt. Was war bloß los mit mir? Sowas kannte ich gar nicht. Das Mädchen hat mir echt den Kopf verdreht und ich fing an mich in sie, Hals über Kopf, zu verlieben. "Was ist denn so lustig?", fragte mich Kevin, als er mich anschaute und mein Lächeln bemerkte. Schnell schaute ich zu ihm auf. "Nein, alles gut. Ich merke gerade nur, wie ich Helene vermisse.", sagte ich und legte mein Handy zu Seite. "Sie hat dir echt den Kopf verdreht, was?" - "Total. Würde am liebsten direkt wieder zu ihr fahren, würde nicht die Arbeit auf mich warten." Ich beugte mich nach vorne, stellte meine Ellenbogen auf meine Knie ab und legte mein Gesicht in meine Hände. "Denk dran, Bro. Wir haben eine Frist einzuhalten. Wir müssen das jetzt leider durchziehen.", ermahnte mich Kevin. - "Wir schaffen das schon." Ich raffte mich wieder auf und ging zum Mikrofon.
"... Komm grad nicht weg, muss ja weitergehen. Ich bin doch eigentlich so motiviert, ich will noch so viel seh'n und ausprobier'n, doch komm hier nicht weg, ich muss funktionier'n. Denn wie's dir geht, darauf achtet doch keiner, mach nie 'ne Pause, ey, sonst wirst du noch scheitern..."
Ich hörte direkt auf zu singen und schaute zu Kevin. "Irgendwie muss der Song noch positiver werden.", ich stoppte und nahm die Kopfhörer ab. "Ich brauche mehr Zeit. Mit meinen Freunden, mit meiner Familie und jetzt auch mit Helene. Können wir später an dem Song weiterschreiben? Ich glaube mir fliegt was im Kopf rum, was ich loswerden möchte. Warte mal.." Kevin nickte lässig und klickte ein bisschen am PC rum. Ich holte mein Handy raus und öffnete meine Notizen mit der Überschrift "Morgen". "Wir haben doch letztens diese eine Melodie aufgenommen, oder?" Kevin drehte sich zu mir um. "Ja, als wir im Hotel in Österreich waren und uns einfach nichts dazu eingefallen ist. Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern. Wieso?" - "Bitte sag mir, dass du die noch hast.", fragte ich hoffnungsvoll nach. "Ja, klar.", sagte Kevin und drehte sich wieder zum PC um. Er suchte die Datei raus und spielte diese ab. Hastig sprang ich wieder zum Mikrofon, setzte die Kopfhörer auf und gab Kevin ein Zeichen, damit er die Melodie neu startete. Ich fing direkt an zu los zu singen, als die Melodie ertönte.
"Ich träume schon so lang von diesem Irgendwann, dass dieser Tag einmal kommt, hätt ich selber nicht geglaubt, hab dieses Kribbeln in meinem Bauch.. Ey, in meinem Kopf bin ich schon unterwegs. Ich will, dass sich die Zeiger schneller dreh'n und nicht länger warten. Ich kann es schon seh'n.. Ich freu mich auf Morgen! Befrei' mich von allen Sorgen.."
In der Zwischenzeit, wo ich noch einsang, kam Fabian ins Studio und setzte sich dazu. Der Song war innerhalb von fast drei Minuten fertig eingesungen, als ich mir die Kopfhörer vom Kopf riss und ich die beiden fragend anschaute. "Und was sagt ihr?" Fabi und Kevin schauten mich fassungslos an. "Wincent, hast du den komplett selber geschrieben?" - "Ja. Ist scheiße oder was?" - "Nein, der ist super.", jubelte Fabi und stand auf und applaudierte. "Echt? Danke. Was sagst du Kevin?", fragte ich meinen Produzenten nervös. Kevin stand ebenfalls auf und klatschte laut in die Hände. "Bravo! Gefällt mir. Der ist echt super! Respekt." Kevin kam auf mich zu und umarmte mich. Er löste sich von mir und schaute mich an. "Hat doch was Gutes, dass du verliebt bist.", neckte er mich. Ich fing laut an zu lachen und hielt meine Hand zu einem High Five an die Jungs hin. Beide schlugen kraftvoll ein. "Helene hat mich halt zu dem Song inspiriert. Hätte nie gedacht, dass ich sie bei einem normalen Zahnarztbesuch kennen gelernt hätte und sie dort normal mit mir umgeht. Sonst sind immer alle Frauen ausgerastet, wenn sie mich gesehen haben. Sie ist einfach nur toll. Ich freu mich halt auf die anstehende Zukunft.. mit ihr!" Fabi öffnete ein Bier und hielt es mir entgegen. "Auf den tollen Song! Und lass Helene bloß nicht gehen, wir wissen beide wie du drauf bist, wenn es ernster wird.", sagte Fabi. Wir arbeiteten bis spät in den frühen Morgen an neuen Songs und Melodien, bis ich im Studio einfach auf dem Boden einschlief.
Zwei Tage später...
Nach einer Woche Studioarbeit und einer 6- stündigen Autofahrt bin ich endlich wieder in Berlin angekommen. Es war schon spät am Abend und ich parkte mein Auto vor dem Mehrfamilienhaus, wo Helene wohnte. Ich stellte mein Auto ab und lief zu dem Haus. Ich klingelte. Ich drückte die Haustür auf und lief so schnell wie ich konnte die Treppe nach oben, um endlich wieder bei Helene sein zu können. Sie wartete schon sehnsüchtig im Hausflur, als ich die letzte Treppe hochlief. "Moin", sagte ich und lächelte sie mit einem breiten Grinsen an. Sie sah müde und fertig aus, aber immer noch süß und hübsch. Ihr Abend gestern auf der Sommerparty ihrer Praxis wurde wohl ausgiebig gefeiert. Direkt nahm ich sie in den Arm und sie legte ihre Arme um mich. "Endlich! Ich hab dich voll vermisst.", murmelte sie und drückte mir einen Kuss auf meine rechte Wange. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und malte mit meinem Daumen ihre Unterlippe nach. "Ich dich auch!", teilte ich ihr mit und küsste sie leidenschaftlich. Da war es wieder! Dieses Kribbeln in meinem Bauch, dieses Nachhause kommen, diese Befreiung von allen Sorgen. Während unsere Zungen einen kleinen Kampf ausübten, schob ich sie in Richtung Wohnung und knallte die Wohnungstür hinter uns zu. Direkt fauchte sie mich an und löste sich von mir. Sie schaute mich mit einem bösen, aber süßen Blick an. Dieser Blick machte mich schwach, wenn sie so schaute. Sie konnte nie wirklich auf einen sauer sein. "Ich will dich jetzt!", sagte ich. Nachdem ich sie aufs Bett schmiss und sie vor Kopfschmerzen jammerte, weil sie am gestrigen Abend so viel getrunken hatte, lies ich sie los und bestellte uns in der Küche was zu essen. Als ich wieder zurück ins Schlafzimmer kam, lag sie immer noch auf dem Bett. Nach einer kleinen Reiberei mit einem Kissen, legte ich mich wieder zu ihr. Helene platzte vor Neugier und wollte unbedingt einen neuen Song von mir hören. Ich spielte ihr "Morgen" vor und wartete auf ihre Reaktion. Sie starrte mich ebenfalls, wie Fabi und Kevin, fassungslos an. "Das ist einfach mega! Den musst du herausbringen!", rief sie voller Euphorie. Ich erklärte ihr, dass sie mich zu dem Song inspiriert hatte und ich mich auf die Zukunft mit ihr freute. Es klingelte an der Haustür und ich öffnete die Tür.
Nach dem Klingeln an der Haustür..
Nachdem ich die Tür öffnete, schaute ich in das Gesicht von einem Bekannten. Es war mein Zahnarzt, der mich während des Notdienstes zusammen mit Helene behandelte. "Oh. Hallo.", sagte er verwundert, "Das Gerücht stimmt also." Ich drehte mich zur Wohnung um und rief nach Helene. "Komm mal bitte. Hier ist jemand für dich." Ich hörte wie Helene zur Wohnungstür trottelte. Ich drehte mich wieder zu Felix um und schaute ihn genauer an. Er ist nicht nur mein Zahnarzt, sondern auch noch Helene's Ex-Freund. Der Ex-Freund, der Helene nach Berlin lockte und Monate später sie mit irgendeiner Frau von der Universität betrog. In mir kochte eine leichte Wut hoch. "Felix?", sagte Helene und schaute ihn verwundert an, "Was machst du hier?" Felix schaute mich an. "Es ist wohl doch wahr. Das Auto ist von ihm und ihr seid zusammen, stimmt's? Miriam hatte doch Recht. Ich dachte, dass es eigentlich nicht sein kann. Ich dachte, wir würden uns wieder annähern, Helene.", sagte Felix und lehnte sich gegen den Türrahmen. "Annähern?", fragte sie nervös nach. Ich schaute abwechselnd beide an und verfolgte ihr Gespräch. Felix verschränkte seine Arme vor seiner Brust. "Ja, das genauere möchte ich jetzt nicht erläutern. Weiß er, wo du die Nacht warst?", fragte Felix nach und zeigte in meine Richtung. "Moment mal, was läuft hier? Helene?", fragte ich und schaute sie an. Helene schaute Felix streng an. "Es wäre wohl besser, wenn du jetzt gehst. Wir sehen uns auf der Arbeit.", sagte sie und schloss die Wohnungstür. Sie ging zurück ins Schlafzimmer. Ich folgte ihr. "Kannst du mir mal bitte erklären, was hier los ist? Wieso sagt er sowas?", fragte ich energisch nach. Sie fing an zu weinen. "Ich muss dir was erzählen..", murmelte sie und versteckte ihr Gesicht in ihren Händen.
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Wincent Weiss - Irgendwie Anders
FanfictionHelene, 25, wohnt in Berlin und ist zahnmedizinische Fachangestellte. Sie wollte eigentlich ein Festival mit ihren Freunden besuchen, bis sie zu einem Notdienst an einem Samstag verdonnert wird. Nur diesmal ist dieser Notdienst ein Anderer als die a...