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Zwei Wochen später

Es sind nun zwei Wochen vergangen, seitdem ich mit Karla auf dem Konzert war. Wincent und ich standen regelmäßig im Kontakt und telefonierten oder schrieben viel miteinander. Ich vermisste ihn schon und freute mich ihn endlich wieder zu sehen. Die letzten zwei Wochen verbrachte ich nun damit in der Praxis zu arbeiten. Es wurde echt wild spekuliert, warum ich so gut gelaunt war. Ich ließ jedoch nicht anmerken, dass es mir wegen einer bestimmten Person so gut ging. Eines Tages auf der Arbeit wurde ich von Samantha wegen meiner guten Laune angesprochen. Ich saß mit Emine und Aliya in der Küche am Esstisch und wir unterhielten uns. Wir quatschten fröhlich, lachten viel miteinander und tranken gemütlich einen Kaffee. Die Tür ging auf und Samantha kam mit Miriam rein. Beide gingen zur Kaffeemaschine, machten sich einen Kaffee und tuschelten leise. "Wer flüstert, der lügt!", rief ich und drehte mich zu den beiden um. Sofort stoppten beide und schauten mich fragend an. "Sag mal, Helene. Seid wann hast du denn so gute Laune? Ist irgendwas passiert?", fragte Samantha mich und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Ich wollte gerade antworten, als die Kaffeemaschine jedes Geräusch in der Küche übertönte. Samantha schaute mich immer noch an und wartete. Miriams Kaffee lief endlich durch und ich konnte endlich antworten. "Darf ich jetzt nicht mehr glücklich sein?", fragte ich sie entsetzt. "Ich frag ja nur, weil Felix sich von seiner Freundin getrennt hat und ihr beide auf einmal so glücklich ausseht. Läuft da wieder was zwischen euch?" - "Felix hat sich von seiner Freundin getrennt?", murmelte ich in Gedanken und verlor die Fassung, weil Felix mir nichts davon erzählte hatte. Schnell trank ich etwas von meinem Kaffee, um meine Beherrschung nicht zu verlieren und schaute zu Samantha hoch. "Nein, zwischen uns läuft nichts.", sagte ich dann anschließend zu ihr. "Bist du dir sicher? Seit dem ihr zusammen Notdienst hattet, seid ihr zwei wie ausgewechselt.", fragte sie mich erneut aus. Langsam fand ich das Gespräch einfach nur noch unnötig. Ich wusste, wie Samantha sich darauf behagen würde, weil sie Felix toll findet. "Okay, wenn du meinst. Ich möchte mich nicht mehr dazu äußern.", sagte ich zu ihr, stand auf und packte meine Tasse in die Spülmaschine. "Wusste ich es doch.", murmelte Samantha und schaute mich vorwurfsvoll an. Sie checkte mich von oben bis unten ab. Samantha war groß, schlank und sehr attraktiv, aber in Felix' Augen halt nichts Besonderes. Sie war eine von Felix' vielen Verflossenen, nur wenige haben es mit ihm in eine Beziehung geschafft und dies war Samantha's größter Anreiz. "Seid ihr jetzt wieder zusammen?", fragte sie mich erneut. "Es reicht jetzt. Also langsam wird es lächerlich.", mischte sich Miriam ein und war sichtlich von Samanthas Auftritt genervt. "Pff.. ich weiss überhaupt nicht, was er an ihr toll findet.", seufzte sie und verließ schnippisch die Küche. Miriam lief ihr hinterher. Ich stand immer noch an der Spülmaschine und schaute beiden nur mit dem Kopf schüttelnd hinterher. "Was hat sie denn?", fragte Emine in die Runde. "Keine Ahnung. Da hat wohl jemand sehr wenig Selbstbewusstsein!", rief Aliya und zuckte mit den Schultern. Ich setzte mich wieder an den Esstisch. "Sie ist eifersüchtig auf mich. Ganz einfach. Ich hatte Felix und sie möchte das auch.", erklärte ich den beiden. "Läuft denn da was? Seit zwei Wochen bist du nur am strahlen. Und es steht dir wirklich ausgesprochen gut.", sagte Emine und schaute lächelnd zu mir. Aliya sah mich mit funkelnden Augen an, grinste und zog die Augenbraue hoch. "Ich habe jemanden kennen gelernt, ja. Diese Person macht mich echt glücklich. Ich möchte es aber noch so weit wie es geht für mich behalten.", sagte ich zögernd und fing an zu grinsen. Beide lachten und wünschten mir alles Gute.

Ich lief den Flur entlang und Felix kam mir lächelnd entgegen. "Warte mal.", sagte ich zu ihm und packte ihm am Arm, "Komm mal mit." Felix kam ohne Widerworte direkt mit und ich zog ihn ins nächstgelegene Zimmer rein und machte die Tür hinter mir zu. "Was ist denn?" Felix sah mich fragend an und kratzte sich am Hinterkopf. Ich lehnte mich gegen die Tür und fing an ihn auszufragen: "Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du mit Alina Schluss gemacht hast?" Er setzte sich auf einen Stuhl und fing an zu erzählen: "Hör zu.. Ich wollte es dir vor zwei Wochen erzählen, als dich gefragt hatte, ob du Zeit hast. Nur da bist du viel lieber auf das Konzert gegangen. Ich hatte an dem Tag mit Alina Schluss gemacht, weil ich einfach nicht mehr glücklich gewesen bin. Sie hat mich nicht mehr glücklich gemacht." Ich kniff die Augen zu, fasste mir an die Stirn und schüttelte mit den Kopf. "Du hast mit ihr Schluss gemacht, weil es alltäglich zwischen euch wurde. Stimmt's? Ich kenn dich, Felix!", warf ich ihn an den Kopf. Er schaute mich entgeistert an und schaute auf den Boden. Es herrschten paar Sekunden Funkstille. Er hob sein Kopf und schaute mich wieder an. "Sie war nicht die Richtige, der Sex war einfach nur langweilig. Du kennst mich. Ich bin da sehr speziell drin." - "Sex ist aber nicht die Lösung für alles.", ermahnte ich ihn. Er stellte seine Ellenbogen auf seinen Knien ab und fummelte an seinen Fingernägeln rum. "Ist ja auch jetzt egal.", fuhr ich fort, "Es wird hier spekuliert, dass wir wieder zusammen sind... Was nicht stimmt. Hast du Samantha irgendwas erzählt, dass sie neuerdings auf sowas kommt?" Ich stellte mich direkt vor ihm und verschränkte meine Arme. "Nein, habe ich nicht. Sie ist doch nur eifersüchtig.", antwortete er und stand auf. Er legte seine Hände auf meine Schulter, kam mir etwas näher und flüsterte: "Nur wir wären halt immer noch ein schönes Paar." Ich beugte mich zu ihm vor und flüsterte ein "Ja, vielleicht" zurück. Felix' ließ von mir ab, ging zur Tür und drehte sich nochmal um: "Ich kenne deine Ironie." Ich wollte ihm noch nicht von Wincent und mir erzählen, da wir noch in der Dating-Phase sind.

Langsam ging der Arbeitstag zu Ende und ich freute mich auf meinen baldigen Feierabend. Ich stand zusammen mit Karla vorne am Empfang und wir redeten mit Samantha. "Ach, wisst ihr.. Ich hätte gerne mal wieder eine Beziehung." fing Samantha an und surfte dabei im Internet rum. Karla und ich lehnten uns an der Wand an und schauten ihr dabei zu, als sie uns ein paar Männer demonstrierte. "Also ich finde ja den total toll!", rief sie. Sie zeigte uns und ein Bild von Ryan Gosling und fing direkt an zu fantasieren: "Was ich alles mit dem machen würde!" Ich schaute mir skeptisch das Bild an und lehnte meinen Kopf zur Seite. "Naja, also ich weiß nicht. Mein Typ wäre das nicht so.", sagte ich. Samantha drehte sich um und schaute mich stutzig an. "Echt nicht?", fragte sie mich und widmete sich wieder dem Monitor zu. Sie fing weiter an zu scrollen und blieb bei einer bestimmten Person stehen. "Den finde ich auch mega heiß." - "Wincent Weiss?", fragte Karla sie. "Er hat einen sehr geilen Arsch. Kann ich nur bestätigen. Habe den doch beim Festival angefasst.", erzählte sie und zwinkerte mir zu. In mir brodelte es und ich musste mich echt zurück halten, dass ich nicht explodiere. In dem Moment kam Felix zu uns nach vorne und schaute direkt auf den Monitor. "Ey, den kenn ich doch!", rief Felix und lehnte sich über Samanthas Schulter rüber, "der ist doch Patient bei uns." Karla haute ihn auf den Oberarm und erst jetzt merkte er, welchen Fehler er begangen hatte. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken und legte meine Hand auf meine Stirn. "Patient bei uns?", murmelte Samantha und suchte direkt den Namen in unserem Abrechnungsprogramm. Sie fand den Namen "Wincent Weiss" relativ schnell und schaute sich seine Akte an. Ich schaute Felix schuldig an und er zuckte mit den Schultern. Er formte ein leises "Sorry" mit seinen Lippen. "Ich glaube es nicht.. Er war hier.. Bei euch.. Beim Notdienst..", stockte Samantha immer wieder. Sie drehte sich um, legte ein Bein über ihr anderes und schaute uns drei an. "Wieso habt ihr nichts gesagt?", fuhr sie fort. "Er war nur ein Patient hier. Nichts besonderes.", erklärte ich. Ich musste mir mein Grinsen verkneifen und kratzte mich dabei am Oberarm. "Hallo? Wann kommt er denn wieder? Muss er nochmal kommen?", fragte Samantha aufdringlich. Felix schaute zu mir und erwartete von mir eine Antwort. Ich zuckte nur mit den Schultern und schaute zu ihm zurück. "Ich bin nicht der Zahnarzt." - "Er muss unbedingt wieder kommen. Ich will ihn sehen!", rief Samantha laut und drehte sich zu dem Monitor zurück, "den werde ich mir klar machen!" Ich ballte meine Faust zusammen und atmete tief durch.

Wincent Weiss - Irgendwie AndersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt