Endlich war es soweit. Die letzten Tage war ich weiterhin am arbeiten und konnte mir noch ein paar Gedanken wegen meinem anstehenden Trip machen. Samantha und Miriam kochten die letzten Tage vor Wut und wurden immer angespannter wegen der Sache mit der Handynummer. Die zwei Tratschtanten konnten einfach nicht glauben, dass ich Recht hatte. Sie waren außer sich vor Empörung und beachteten mich die letzten Tage so gut wie gar nicht. Karla erzählte mir, dass Samantha schon tausendmal diese Nummer anrief und immer wieder abgewimmelt worden ist. Innerlich lachte ich mich kaputt, weil ich wusste wie oft die Zwei diese Nummer angerufen haben. Amelie erzählte mir von dieser Aktion und sie musste selber lachen. Sie war froh, dass Wincent niemals seine private Handynummer angeben würde. Der arme Kerl hätte jeden Tag wahrscheinlich seine Nummer wechseln können. Durch die Aktion auf der Arbeit wurden Samantha und Miriam von anderen Kollegen echt belächelt. Sie fanden es kindisch und idiotisch. Zwei scheinbar, erwachsene Frauen versuchen einen Musiker aufzureissen, nur um selber im Rampenlicht stehen zu dürfen. Miriam würde sogar dafür über Leichen gehen und ihren Freund Jonas links liegen lassen. Drei Jahre für einen anderen Mann mal eben so sausen lassen, hauptsache er ist berühmt und hat Kohle. Zum Glück liessen die Zwei mich in den letzten Tagen in Ruhe und ich konnte mich auf andere Sachen konzentrieren.
Schnell packte ich meinen Koffer zusammen. Ich war keine Person, die alles schon sortiert und gefaltet irgendwo lagerte. Nein, ich packte alles spontan ein. Eine Woche würde ich zusammen mit Wincent und seiner Crew im Tourbus verbringen. Also packte ich meine Klamotten für sieben Tage Tour-Leben. Ich war echt ziemlich aufgeregt und freute mich auf die spannende Reise zusammen mit ihm, vor allem fand ich es spannend hinter die Kulissen zu blicken. Auf meiner Arbeit erzählte ich natürlich, dass ich meine Familie in Nordrhein-Westfalen besuchen würde. Selbstverständlich sollte ich noch von Felix ein paar liebe Grüße ausrichten, aber das diese Grüße niemals ankommen würden, das wusste er natürlich nicht. Meine Familie war sowieso auf Felix nicht mehr gut zu sprechen und sie versuchten oft mich zurück in die Heimat zugewinnen. Aber so wollte das Schicksal es bekanntlich nicht. Zum Glück blieb ich in Berlin, weil sonst hätte ich wahrscheinlich niemals einen so tollen Kerl wie Wincent kennen gelernt.
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Es war 7:15 Uhr. Ich stand am Berliner Hauptbahnhof und wartete auf den ICE. In einer kleinen Bäckerei holte ich mir schnell noch ein belegtes Brötchen und ein Kaffee to Go, setzte mich am Gleis auf meinen Koffer und frühstückte erstmal. Auf mich warteten vier Stunden Zugfahrt von Berlin nach Köln. Mit einem pfeifenden Ton fuhr der ICE in den Bahnhof ein und eine Durchsage ertönte: "Sehr geehrte Fahrgäste! Der ICE von Berlin nach Köln fährt nun ein." Ich schaute nach rechts und sah wie der ICE pfeifend eintraf. Gemütlich packte ich meinen Koffer und stellte mich ans Gleis. Der Zug fuhr langsamer und direkt vor mir blieb eine Türe stehen, die sich öffnete. Die anderen Passagiere stiegen aus, bis ich endlich einsteigen konnte und mein Sitzplatz im Abteil suchte. Nach einer kurzen Sucherei fand ich meinen Sitzplatz und machte es mir für die nächsten vier Stunden gemütlich. Ich packte meine AirPods aus und fing an meine Playlist abzuspielen. Der Zug setzte sich in Bewegung. Verträumt schaute ich erstmal aus dem Fenster und sah Berlin im Hintergrund verschwinden. Abrupt wurde ich aus meinen Träumen gerissen, als ich einen Anruf auf meinem Handy erhielt und die Musik ausging. Ich schaute auf dem Display. Es war Karla. Ich nahm ab. "Guten Morgen.", sagte ich direkt. "Hey! Sorry, dass ich dich jetzt störe, aber bist du schon unterwegs?", fragte sie mich ziemlich aufgeregt. "Ja, ich sitze schon im Zug auf den Weg nach Köln. Wieso?" - "Du pass auf. Ich wollte dich nur mal kurz informieren. Samantha ist bei Wincent's Management durchgekommen. Felix meinte, dass er nochmal zur Röntgenkontrolle kommen soll wegen seinem Backenzahn. Samantha hat ihn jetzt nochmal einbestellt.", erzählte Karla mir am Telefon. Ich sackte in meinem Sitz tiefer und konnte nicht wirklich laut reden. Da viele junge Mädchen um mich herumsaßen und vermied ich es seinen Namen laut auszusprechen. "Wo ist denn das Problem? Wenn Felix dies aus medizinischer Sicht so verlangt.", fragte ich sie. Karla stockte und fing wieder an: "Helene, du verstehst nicht! Wieso sollte er wegen einem Röntgenbild wiederkommen, es wurde nur eine Füllung gelegt. Felix und Samantha stecken unter einer Decke. Samantha möchte Wincent bekommen und Felix dich. Überleg doch mal." Ich stockte und verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. In der Zeit wurde mir einiges klar. Felix würde sich mit Samantha verbünden, damit sie sich an Wincent ranmachen kann und sich nicht mehr für mich interessieren kann. Felix hätte dann wieder anscheinend freie Bahn bei mir. "Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte ich Karla. Im Hintergrund tauchten ein paar Geräusche auf und ich wusste, dass Karla sich noch nicht auf der Arbeit befand. "Wo bist du gerade?", fragte ich sie. "Ich bin gerade mit meinem Hund unterwegs. Auf der Arbeit hätte ich dir das nicht erzählen können.", erklärte sie sich, "Du musst irgendwie Wincent nachher warnen. Ich versuche dann nochmal auf Felix einzureden." Ich schaute mich um und sah wie wir in den nächsten Bahnhof einfuhren. "Ich bin gerade in Hannover angekommen. Ich kann Wincent nicht warnen. Er ist eine eigenständige Person, ich bin nicht sein Vormund.", sagte ich. Karla seufzte am Telefon und willigte mir ein: "Du hast Recht. Das geht nicht. Dann muss Wincent wohl in die Praxis kommen." Ich überlegte, rieb mir die Nase und sagte: "Weißt du was? Er kann gerne in die Praxis kommen. Ich halte mich im Hintergrund und die zwei Tratschtanten werden sich sowieso mit ihrem Verhalten blamieren. Wincent steht da nämlich nicht so drauf. Er möchte wie ein normaler Mensch behandelt werden." Ich merkte wie mich das junge Mädchen gegenüber misstrauisch anschaute und mir aufmerksam zuhörte. Karla und ich unterhielten uns noch eine Weile bis wir auflegten. "Redest du von Wincent Weiss?", fragte mich das Mädchen, nachdem ich aufgelegt hatte. Ich schaute sie an und überlegte kurz was ich sagen wollte. "Wer ist Wincent Weiss?", fragte ich sie zurück und hoffte sie würde keine weitere Frage stellen. "Ein Sänger.", sagte sie ausdrucksstark und hielt mir direkt ihr Handy-Display mit Wincent drauf vor die Nase. Ich schaute mir kurz das Bild an und erinnerte mich an unsere gemeinsame Nacht zurück. Sofort fühlte ich, wie seine warme, weiche Hand mein Schlüsselbein berührte, sein athletischer Oberkörper über mir lehnte und ich in seine braunen Augen schaute. Direkt kam dieses Gefühl von Vertrauen und Zuneigung auf. Ich fühlte, wie die Wärme meinen Körper durchschoss und das nur bei einem einzelnen Gedanken an ihn. "Hallo?", fragte das Mädchen und hielt mit weiterhin ihr Handy vor mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf. "Vielleicht schonmal im Fernsehen gesehen oder im Radio gehört. Aber sonst nicht richtig wahrgenommen.", teilte ich ihr mit. Sie schaute mich verdutzt an, lehnte sich zurück und schaute weiterhin auf ihr Handy. Diesmal schaute ich auch auf mein Handy und sah eine Nachricht von Amelie. "Sag Bescheid, wenn du in Köln angekommen bist. Ich hole dich dann ab.", schrieb sie mir. Ich öffnete die Nachricht und antwortete ihr: "Vielen Dank, Amelie. Ich sag dir Bescheid." Zwei Stunden sind schon vergangen. Ich versuchte eine Stunde zu schlafen, doch dies gestaltete sich schwieriger als erhofft. Durch die ganzen Menschen im Zug, die ein- und ausstiegen, war mein Abteil ziemlich laut. Deswegen konnte ich nichtmal schlafen und fühlte mich von meiner Sitznachbarin tatsächlich beobachtet.
"Nächster Halt: Kölner Hauptbahnhof!", ertönte eine Durchsage. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute auf das Display meines Handys. Es war 13:30 Uhr. Meine Müdigkeit hatte mich doch noch in den Schlaf bekommen und ich schlief ca. eine halbe Stunde. Besser als gar nichts, dachte ich mir. Ich packte meine Sachen zusammen, zog meine Lederjacke an und stand auf. Mit meinem Koffer bestückt, verlies ich den Zug und lief die Treppen runter zum nächsten Gleis. Ich wollte direkt den Verbindungszug bis zur Messe nehmen, damit mich Amelie dort abholen konnte und sie nicht extra durch Köln fahren musste. Ich stieg direkt in den Zug und musste ca. 3 Minuten fahren, bis ich zur Haltestelle Messe/Deutz ankam. Wir fuhren über die Hohenzollernbrücke und ich schaute den ganzen Schlössern hinterher. Vielleicht würde auch irgendwann ein Schloss von Wincent und mir dort hängen. Ich stieg aus, als der Zug anhielt. Direkt am Gleis blieb ich stehen und konnte Amelie von Weitem erblicken. "Hey!", rief sie mir laufend entgegen, "Schön dich zu sehen." Sie umarmte mich direkt und schaute mich an. "Wie war die Fahrt?", fragte sie mich. "Ganz gut. Bin nur ein bisschen fertig. Konnte gar nicht richtig schlafen. Bin nun froh hier zu sein.", sagte ich und Amelie hielt mich an beiden Oberarmen noch fest. "Dann wollen wir mal.", sagte Amelie und nahm direkt mein Koffer, "den nehme ich jetzt." Sie lachte mich an und wir liefen zum Auto. Amelie verstaute meinen Koffer im Kofferraum und ich setzte mich schon auf den Beifahrersitz. "Wie geht es dir denn?", fragte Amelie, als sie den Motor starte und los fuhr. "Sehr gut und dir?", stellte ich ihr die Gegenfrage. "Mir gehts auch gut. Ich freue mich echt, dass du gekommen bist. Wincent war die Tage ein bisschen abwesend, ich hoffe du bringst ihn wieder auf die richtige Spur." Amelie erzählte mir von den letzten Tagen auf Tour und welche irrsinnigen Aktionen Wincent und die Band gemacht haben. "Hoffen wir mal, dass Wincent nicht wieder seine Bierflasche mit den Zähnen öffnet.", sagte ich lachend. Amelie lachte auch direkt und schüttelte dabei den Kopf. "Das ist manchmal einer.", rief sie. Wir parkten direkt in der Tiefgarage der Lanxess Arena und stiegen aus. Amelie holte meinen Koffer aus dem Kofferraum und überreichte mir ihn zusammen mit einem Hoodie. "Du gehörst ja jetzt zu unserer Crew. Also bekommst du auch einen eigenen Pulli." Ich nahm ihn entgegen und entfaltete ihn. "Dankeschön.", murmelte ich, hielt ihn hoch und schaute mir ihn genauer an. Auf der Rückseite stand "Wincent Weiss Team" und vorne das kleine "WW"- Logo mit meinem Namen drunter. "Wow, sogar mit meinem Namen.", sagte ich und schaute Amelie an. "Zieh ihn am besten schonmal an. Alle in unserem Team haben so einen, dann fällst du nicht so auf.", zwinkerte sie mir zu. Ich zog meine Lederjacke aus, zog mir den Hoodie über den Kopf und richtete ihn mir. "Steht dir sehr gut.", sagte Amelie und nahm wieder meinen Koffer. Ich legte meine Lederjacke über meinen Arm und folgte ihr. Wir gingen zum Ausgang der Tiefgarage und nahmen den Aufzug nach oben. Nachdem sich die Aufzugtüre öffnete, liefen wir auf direkten Weg auf die Arena zu. "Wincent ist noch im Tourbus. Dann kannst du dort erstmal deine Sachen abstellen.", sagte Amelie und wir nährten uns dem Arena-Gelände. Wir liefen an mehreren großen Trucks vorbei und mir wurde bewusst, wie viel für so eine Tour benötigt wird. Es waren bestimmt an die 10 Trucks, 15 Autos und viele Menschen, die Kisten schleppten oder durch die Gegend fuhren. Wir liefen ein paar Meter weiter und ich erblickte Wincent's Tourbus. Wir mussten an einem großen Baustellenzaun vorbei laufen und ich hörte wie Fans seinen Namen riefen. "Die Fans sind aber echt nah dran, oder?", sagte ich zu Amelie. "Ja, das stimmt. Manche dürfen auch reinkommen und uns Gesellschaft leisten. Deswegen habe ich dir den Hoodie gegeben. Damit du unerkannt bleibst und die Fans denken, dass du zum Team gehörst.", sagte sie und schaute zu mir rüber. "Wirklich schlau, Amelie.", sagte ich und grinste. Wir kamen endlich an Wincent's Tourbus an und Amelie klopfte an die Tür. Sie schaute sich mehrmals um und murmelte: "Scheiße. Hier sind Fans." Ich drehte mich um und sah wie fünf Mädchen auf uns zukamen. "Wenn die Tür gleich aufgeht, geh du schonmal rein. Ich lenk die Mädels was ab.", sagte Amelie und ging auf die Mädels zu. Ich schaute Amelie hinterher, als die Tür vom Bus aufging. "Kommt mal mit Mädels..", hörte ich Amelie von weitem rufen. Ich drehte mich um und sah Wincent an, der in der Tür stand.
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Wincent Weiss - Irgendwie Anders
Hayran KurguHelene, 25, wohnt in Berlin und ist zahnmedizinische Fachangestellte. Sie wollte eigentlich ein Festival mit ihren Freunden besuchen, bis sie zu einem Notdienst an einem Samstag verdonnert wird. Nur diesmal ist dieser Notdienst ein Anderer als die a...