Der Notdienst
„Ey, da müsste Musik sein. Überall wo du bist und wenn es am schönsten ist, spiel's wieder und wieder...", tönte aus meinen AirPods und ich machte mich für den Notdienst am Nachmittag fertig. Packte meine Arbeitsklamotten und ein paar kleine Snacks in meine Tasche. Ich schaute auf mein Handy. Zwei Nachrichten auf WhatsApp bekommen:
> „Freu mich auf dich." Nachricht von Felix.
> „Geiles Festival. Du verpasst was, Helene!" Bekam ich in der Freundesgruppe zu lesen.
Na super, diese Nachrichten zu lesen machte meine Laune auch nicht besser. Ich schnappte mir noch schnell die Schlüssel und ich zog die Wohnungstür hinter mir zu. Schaute nochmal auf mein Handy und wählte die „Deutsch-Pop" Playlist auf Spotify nochmal aus. Momentan hörte ich echt oft Wincent Weiss und konnte mich mit seiner Musik, nach meiner Trennung von Felix, echt mit dieser identifizieren. Ich lief circa 5 Minuten bis zur Haltestelle „Alexanderplatz" und stieg dort in die S-Bahn ein. Setze mich an ein Fensterplatz und schaute in Gedanken versunken aus dem Fenster.
„Nächste Haltestelle: Adenauerplatz.", tönte es aus dem Lautsprecher. Ich stieg aus der Bahn aus und lief noch ca. 5 Minuten bis zur Praxis. Ich öffnete die Praxistür und verschwand direkt in die Umkleide, um mich in meine Arbeitsklamotten zu schmeißen. „Helene?" - „Oh, Nein.", dachte ich mir, Felix ist schon da. In dem Moment ging die Tür auf und Felix stand mitten im Türrahmen. Er erwischte mich genau in Unterwäsche und schaute mich von oben bis unten an. „Hallo. Schöne Aussicht.", sagt er und ich warf ihm einfach nur mein Shirt entgegen. „Hör auf!", antworte ich, „Du hast doch eh schon alles gesehen. Ist doch nichts Neues für dich." - „Glaub mir, dieser Anblick gefällt mir immer noch." Felix kam mit in die Umkleide rein und zogen uns beide um. So wie es halt manchmal in einer medizinischen Praxis abläuft. „Weißt du schon, wer alles angerufen hat und wie viele Patienten heute kommen? Ich hoffe ich muss hier nicht bis Mitternacht sitzen. Ich möchte dann noch zu dem Festival fahren.", fragte ich Felix und war echt neugierig. „Ich glaube, dass wir fünf Schmerzpatienten haben. Aber frag am besten vorne nochmal Karla. Sie hat den besseren Überblick. Ich denke, wir werden hier um 18 Uhr fertig sein. Keine Angst.", sagte er und verließ die Umkleide. Da war Es wieder! Diese Trennung zwischen beruflich und privaten Dingen. Das mochte ich so sehr an uns. Auch wenn Felix ein angestellter Zahnarzt ist, bewundere ich sein Verhalten gegenüber der Behandlungsassistenz. Er würde niemals ein schlechtes Wort über seine Helferin verlieren, geschweige denn private Dinge auf der Arbeit austragen. Private Dinge behielt er oft für sich, auch wenn er öfters was mit einer Helferin nach unserer Trennung hatte. Er aber nie darüber gesprochen hat, sondern sich die Mädels darüber ausgelassen haben. Ich verließ ebenso die Umkleide, machte mir noch schnell einen Kaffee und stolzierte nach vorne zur Anmeldung zu meiner Lieblingskollegin Karla. „Hey, Karla. Wie gehts dir?" -„Hallöchen.", blickte sie auf und grinste mich an, „Bei mir ist alles gut. Aber wie gehts dir? Schließlich musst du jetzt mit deinem Ex-Freund zusammen arbeiten." - „Ach, das ist nicht so schlimm. Wir kommen beruflich sehr gut klar. Mich nervt das so, dass ich jetzt einspringen musste. Komisch, dass Miriam jetzt krank ist, obwohl es ihr die komplette Woche echt gut ging." - „Hast du vorhin auf Instagram gesehen? Ich bin dort nicht so oft online, aber Miriam ist nicht krank. Sie ist zusammen mit Samantha auf dem Festival und geben sich voll die Kante." Karla zückte ihr Handy und zeigte mir die Story. Miriam und Samantha, die zwei Tratsch-Tanten aus der Praxis, zusammen auf dem Festival- Gelände mit einem Bier in der Hand und eine Menge Männer am Hals. „Helene?", schaute Karla zu mir und mir blieb die Sprache weg, „Helene? Alles gut?", fragte sie mich nochmal. „Ey, nicht ihr Ernst, oder? Ich sollte heute auf dem Festival sein und nicht sie!" - „Oh Süße, tut mir voll leid." Ich merkte wie die Wut in meinem Körper aufflammte, aber jedoch schnell wieder erstickte. „Karla, Glaub mir. Ihr Karma wird noch kommen.", sagte ich, „Das Universum möchte mir noch irgendetwas mitteilen. Vielleicht auch noch heute Abend."
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Wincent Weiss - Irgendwie Anders
FanficHelene, 25, wohnt in Berlin und ist zahnmedizinische Fachangestellte. Sie wollte eigentlich ein Festival mit ihren Freunden besuchen, bis sie zu einem Notdienst an einem Samstag verdonnert wird. Nur diesmal ist dieser Notdienst ein Anderer als die a...